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Zur Übersicht "Schulwesen in Nordhorn"
Die Jugend ist viel besser als ihr Ruf
Am 7. Mai 2010 erschien
in den Grafschafter Nachrichten ein Artikel "Jugend immer
gewaltbereiter". Hierzu schrieb der Schulleiter der Realschule
Deegfeld, Thomas Eule,
in den GN vom 12.5.2010 einen Leserbrief:
"Ich kann es einfach nicht mehr lesen, sehen und hören: Wenn man im
Fernsehen Diskussionen über die heutige Jugend verfolgt, geht es
immer nur um Defizite, die diese Jugendlichen angeblich haben. Bei
Anne Will erscheinen „Pseudo-Experten“, zum Beispiel der
ehemalige BDI-Präsident Olaf Henkel, die über
ausbildungsunfähige, unmotivierte Jugendliche, die angeblich nicht
einmal lesen und schreiben können, sprechen. In der Zeitung findet
man Berichte über zunehmende Jugendgewalt, schlechtes
Sozialverhalten, fehlendes Engagement, und, und, und.
Als Schulleiter der
Realschule Deegfeld habe ich den ganzen Tag mit Kindern und
Jugendlichen zu tun und ich möchte sagen: (Fast) nichts von
alledem ist wahr.
Unsere Abschlussschüler bereiten sich
derzeit intensiv auf die Abschlussprüfungen vor. Alle
Schülerinnen und Schüler haben klare Vorstellungen, was sie
mit ihrem Realschulabschluss anfangen wollen. Einige beginnen eine
Berufsausbildung, viele werden auf berufsbildenden Schulen oder
Fachgymnasien ihre schulische Ausbildung fortsetzen. Keiner plant
für
sich ein Leben auf der Straße, keiner möchte „nichts“
tun und keiner hat das Ziel, ein Leben auf Kosten der Allgemeinheit
zu führen.
Die Neuntklässler waren vor den Osterferien
im Betriebspraktikum und fast alle wurden von den Praktikumsbetrieben
positiv beurteilt. Sehr viele Jungen und Mädchen engagieren sich
in Sportvereinen und Kirchengemeinden und über die Hälfte
der Jugendlichen hat bereits einen Nebenjob, um eigenes Geld zu
verdienen.
Gewalt kommt sicherlich auch bei Jugendlichen vor.
Aber man darf einzelne Vorfälle nicht verallgemeinern und die
Schülerschaft von Förderschulen für
verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche stellt keinen
Querschnitt der heutigen Jugend dar. Natürlich gibt es auch bei
unseren Schülern einmal Phasen, in denen sie keine Lust auf
Schule haben, ihre Hausaufgaben nicht korrekt anfertigen und einfach
nur mit Freunden „chillen“ wollen. Aber waren wir wirklich
anders? Ich jedenfalls nicht!
Die einzigen, die die Perspektiven
der Jugendlichen schädigen, sind die „Schlechtreder“,
„Berufspessimisten“ und „Bedenkenträger“. Wenn man immer
nur einzelne Negativbeispiele sucht und diese dann verallgemeinert,
bekommt man vielleicht die Hoheit über die Stammtische, aber die
Wirklichkeit sieht vollkommen anders aus. Vielleicht sollte man
einmal Fernsehsendungen und Zeitungsreportagen über „normale“
Jugendliche drehen, aber das will wohl niemand sehen und lesen.
Diese Jugendlichen sind nämlich viel unspektakulärer als viele
denken. Sie leben in einer anderen Zeit, die durch Medien geprägt
ist, aber sie sind nicht besser und schlechter als frühere
Generationen. Und übrigens: Alle unsere Schülerinnen und Schüler
können rechnen, lesen und schreiben, und wer das nicht glaubt, darf
sich gern persönlich bei uns in der Schule davon überzeugen."
Quelle: GN, 12.5.2010
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