Grafschafter Schulgeschichte

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Allgemeine Entwicklung des Schulwesens

Von der Zwergschule zum Ganztagsangebot: Schulreformen nach 1945
Wie überall in Deutschland hat sich das Schulwesen in der Grafschaft Bentheim seit 1945 durchgreifend verändert. Der Ausgangspunkt war ein Geflecht von wenigen größeren Volksschulen in den zentralen Orten, verbunden mit sehr vielen ein- und zweiklassigen Volksschulen in den umliegenden Landgemeinden, die heute etwas abwertend „Zwergschulen“ genannt werden. Ergänzt wurde dieses Bildungswesen durch ein Gymnasium in Nordhorn und vier Mittelschulen, die jedoch zusammen nur einen geringen Anteil an der Gesamtschülerschaft hatten.

Die überwiegende Zahl der Schüler, damals ergänzt durch eine Vielzahl von Flüchtlingen und Vertriebenen, besuchte die achtjährigen Volksschulen, um dann in einen Beruf einzusteigen.

Um allen Kindern die gleichen Bildungsmöglichkeiten zu geben, wurde in den sechziger Jahren angestrebt, dass alle Schüler in jahrgangsweise gegliederten Klassen unterrichtet werden. 1957 fand in Barsinghausen eine Tagung „Das Dorf und seine Schulen“ statt, die im Einvernehmen mit dem Niedersächsischen Landvolk durchgeführt wurde. In den Empfehlungen hieß es: „Die Dorfschule vermag nicht mehr allgemein die Ansprüche zu erfüllen, die die Landbevölkerung in unserer Zeit an die Jugend auf dem Lande stellt und stellen muss. Die Schule soll dem Landkinde das Wissen und Können vermitteln, das es befähigt, seinen Aufgaben in der modernen technisierten Welt gerecht zu werden.“ Als Folge dieser Empfehlungen wurden die Oberstufenschüler in Mittelpunktschulen mit Jahrgangsklassen zusammengefasst.

Zur Verbesserung des Bildungsangebotes entstanden zusätzlich zum Gymnasium in Nordhorn und zum privaten Missionsgymnasium in Bardel weitere Gymnasien in Bad Bentheim und Neuenhaus, zusätzlich zu den vier schon bestehenden Realschulen zwei weitere Realschulen in Nordhorn und eine in Emlichheim. In den siebziger Jahren wurde dann beschlossen, dass auch die Grundschüler nur in jahrgangsweise eingerichteten Schulen unterrichtet werden. Dies führte - vielfach gegen den Widerstand der Bevölkerung - zur Auflösung von zahlreichen wenig gegliederten Landschulen.

Als Eingangsstufe für den Sekundarbereich I erfolgte dann die Einführung der Orientierungsstufe, die die Schuljahrgänge 5 und 6 gemeinsam für alle Schüler umfasste und der Orientierung von Schülern und Eltern über die Anforderungen der weiterführenden Schulformen ab Klasse 7 dienen und dazu beitragen sollte, dass eine gesicherte Vorhersage über die weitere Schullaufbahn, für die die Schüler am besten befähigt sind, erfolgen kann. In der Niedergrafschaft wurde die Orientierungsstufe 1973 flächendeckend mit den Standorten Emlichheim, Uelsen und Neuenhaus eingeführt; 1977 folgte die Gemeinde Wietmarschen, 1979 Nordhorn mit vier Standorten und die Obergrafschaft mit Bad Bentheim und Schüttorf.

Im Zusammenhang mit der Einführung der Orientierungsstufen wurden die Hauptschüler an zentralen Orten in Schulzentren zusammengefasst, wie es in Emlichheim, Uelsen, Neuenhaus Nordhorn-Deegfeld, Wietmarschen-Lohne und Schüttorf der Fall war. Emlichheim erhielt zusätzlich ein Gymnasium für die Klassen 7 bis 10, Uelsen und Wietmarschen-Lohne Realschulen. Die Kooperative Gesamtschule (KGS) Neuenhaus vereinigte ab 1971 als Schulzweige Orientierungsstufe, Hauptschule, Realschule und Gymnasium in den Klassen 7 bis 10. Die Möglichkeit höherer Abschlüsse wurde Hauptschülern an einzelnen Standorten durch den Besuch der 10. Klasse geboten.

Im Jahr 2004 erfolgte erneut eine Umstrukturierung des Schulwesens: Die Orientierungsstufen wurden in Niedersachsen abgeschafft, so dass die Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien wieder mit dem 5. Schuljahrgang begannen. Außerdem erfolgte die Auflösung der Kooperativen Gesamtschule Neuenhaus.

In neuerer Zeit werden viele Schulen, besonders Hauptschulen, aber auch Realschulen und Grundschulen, zu Ganztagsschulen umgestaltet. Nach einer Mittagspause sind an vier Tagen im Umfang von jeweils zwei Stunden ganztagsspezifischer Unterricht (Förderstunden, Arbeitsgemeinschaften, Hausaufgabenbetreuung) und Freizeitmaßnahmen vorgesehen. Neben einer stärkeren individuellen Förderung der kognitiven Entwicklung und der sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Schüler soll dadurch auch ein Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Kindererziehung und Berufstätigkeit der Eltern geleistet werden.

Im Jahr 2008 schließlich wurde das Evangelische Gymnasium in Nordhorn errichtet, das dreizügig geführt werden soll und hauptsächlich für Schüler aus Nordhorn offen steht.
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