Grafschafter Schulgeschichte

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Bentheim-07

Entwicklung des Schulwesens in Bad Bentheim

Burg-Gymnasium Bad Bentheim 1962 bis 2003
1961 - Nach einer ersten Kontaktaufnahme Bentheimer Politiker mit dem Kultusministerium 1958 und der Antragstellung durch die Stadt 1960 genehmigt der Nds. Kultusminister mit Erlass vom 21.6.1961 die Errichtung eines einzügigen Gymnasiums in Bentheim ab Ostern 1962.

Die Stadt Bentheim sorgt dafür, dass die technischen Voraussetzungen für den Schulbeginn Ostern 1962 erfüllt werden. Als Übergangsklassenzimmer werden im damaligen Hotel "Kaiserhof" die erforderlichen Räume hergerichtet. In ihnen werden die Klassen 5 und 7 , die den Grundstock des künftigen Vollgymnasiums bilden, für ein Jahr unterrichtet. Die vier Klassen, die Ostern 1963 vorhanden sind, sollen bereits Unterkunft im bis dahin fertigzustellenden Gymnasium-Neubau finden.

Es besteht die Absicht, je ein Schülerheim für Jungen und Mädchen zu schaffen. Die Heimschüler können jede Bentheimer Schule besuchen. Die Schülerheime haben die Aufgabe, Kinder aufzunehmen, deren Eltern häufig den Wohnort wechseln müssen (Berufsoffiziere, Auslandsaufenthalt) und solche, die keine weiterführende Schule am Heimatort haben (GN, 14.9.1961).

Mit einer Beihilfe von 240.000 DM will der Landkreis der Stadt Bentheim bei der Verwirklichung ihres Gymnasium-Projektes unter die Arme greifen. Die Mittel sollen ratenweise entsprechend dem Fortgang der Bauarbeiten und den jeweils zur Verfügung stehenden Mitteln an Bentheim abgeführt werden. Für das Gymnasium Bentheim werden außerdem 120.000 DM in den Haushalt 1962 eingesetzt (GN, 18.11.1961).

1962 - Mit den ersten 40 "Frischlingen" des Bentheimer Gymnasiums beginnt in der Ev. Volksschule in der Brennereistraße der Probeunterricht. Vorsitzender des Aufnahmeausschusses ist Oberstudiendirektor Mikin, der Direktor des Nordhorner Gymnasiums. Bürgermeister Krabbe begrüßt die Eltern und die Schüler (GN und GT, 19.1.1962).

Nach der Einweihung des "Kaiserhofes" als Schulgebäude beginnt der Schulbetrieb des "Neusprachlichen Gymnasiums i.E." in den Klassen 5 und 7 mit zusammen 64 Schülern am 4. April 1962. Der Unterricht in Klasse 5 beginnt mit den Fächern Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Mathematik, Biologie, Englisch, Religion, Leibesübungen, Zeichnen und Musik. Für die Klasse 7 kommt als zweite Fremdsprache Französisch hinzu.

Kommissarischer Schulleiter des Gymnasiums wird Studienrat Wilhelm Popp, der vorher in Osnabrück tätig war und beauftragt wird, das Gymnasium in Bentheim aufzubauen.

1963 - Am 16. Mai 1963 legt die Stadt Bentheim den Grundstein für das erste Gymnasium der Obergrafschaft. Nachdem im Herbst 1962 mit den Vorarbeiten für den Neubau begonnen wurde, zwang ein langer, harter Winter zur zeitigen Einstellung der Arbeiten, die erst Ende März 1963 wieder aufgenommen werden konnten (GN, 17.5.1963).

1964 - Die Anmeldungen zu den drei weiterführenden Schulen der Obergrafschaft zeigen, dass ein erfreulicher Bildungswille in der Obergrafschaft vorhanden ist. Insgesamt werden 199 Kinder zu den drei Schulen angemeldet, zu den beiden Mittelschulen Bentheim und Schüttorf je 67, zum Gymnasium Bentheim 65 Schüler, davon 55 in Klasse 5. Für das Gymnasium ergibt sich die Notwendigkeit, das neue Schuljahr mit zwei Klassen 5 zu beginnen und die künftige Klasse 8 zu teilen, so dass Ostern 1965 drei weitere Klassen dazukommen (GN, 2.12.1964).

1965 - Während eines Elternabends erfreuen die Schüler mit kleinen Vorträgen, Theaterstücken, einem Quiz-Spiel und musikalischen Darbietungen die zahlreich erschienenen Eltern und Freunde des neuen Gymnasiums in der "provisorischen" Aula des neuen Schulgebäudes. Studienrat Popp unterstreicht die erfreuliche Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule (GN und GT, 12.3.1965).

Das Gymnasium besuchen 235 Schüler der Klassen 5 - 10 in 8 Klassen. Von den 235 Schülern kommen 125 aus Bentheim, 42 aus Schüttorf, 41 aus Gildehaus und 27 aus anderen Orten der Obergrafschaft und aus Salzbergen. An der Schule sind 9 Lehrkräfte tätig.

Nach der Grundsteinlegung für das neue Schulgebäude am 16.5.1963 und dem teilweisen Umzug schon 1964 erfolgt die offizielle Übergabe in einer Feierstunde am 5. Mai 1965. Der Bau hat rund 1,8 Millionen DM gekostet. Für die Einrichtung wurden bisher rund 300.000 DM aufgewendet. Es fehlen noch die Turnhalle und die Aula (GN, 5.5.und 6.5.; GT. 6.5.1965).

1966 - Der Kreistag wird ein Dringlichkeitsantrag vorgelegt:
"Unter Berücksichtigung der Entwicklung des Gymnasiums Bentheim, durch die hohe Schülerzahl bedingt, die sich aus der gesamten Obergrafschaft zusammensetzt, stellen wir den Dringlichkeitsantrag dahin: Der Kreistag möge beschließen, sobald wie möglich nach Wegen zu suchen, die eine fühlbare Entlastung für die Stadt Bentheim in punkto Gymnasium herbeiführen.

Auf den Beschluss des Rates der Stadt Bentheim vom 20. Dezember 1965 wird Bezug genommen" (GN, 22.12.1965). Das Problem wird auch bei einer Informationsveranstaltung mit der CDU-Fraktion des Kreistages in Bentheim angesprochen. Es wird die Gründung eines Gymnasial-Zweckverbandes vorgeschlagen, dem sämtliche Obergrafschafter Gemeinden angehören (GN und GT, 16.2.1966).

Durch großzügige Anschaffungen für den Unterricht unterstützt der "Verein zur Föderung des höheren Bildungswesens" die Schüler des Gymnasiums in Bentheim. In einer Mitgliederversammlung setzt sich der Vorsitzende des Vorstandes, Direktor Lengemann, für weitere Aktionen des Helfens ein. Seit seiner Gründung im Juni 1964 ist der Verein auf 171 Mitglieder angewachsen (GN, 23.6.1966).

Das größte Bauprojekt, das die Stadt Bentheim im kommenden Jahr zu verwirklichen hat, ist der Erweiterungsbau des Gymnasiums. Nach den vorläufigen Planungen ist ein Kostenaufwand von 580.000 DM erforderlich. Vorgesehen ist die Erweiterung um acht Klassenräume und der Bau einer Toilettenanlage (GN, 24.12.1966). Die Fertigstellung erfolgt 1968.

1967 - Der Aufbau des Gymnasiums ist abgeschlossen. Die Schule ist zweizügig und wird von 378 Schülern besucht. Es sind 19 hauptamtliche Lehrkräfte tätig. Der mathematisch-naturwissenschaftliche Zweig wird eingerichtet.

1968 - In Bentheim findet die erste Abiturprüfung statt. Den scheidenden Schülern werden Gedanken über den Sinn der Geisteswissenschaften in einer differenzierten Arbeitswelt und über die Aufgaben und Verantwortung, die sie im bevorstehenden Berufsleben dem Staat und der Gesellschaft schulden, vermittelt. Oberkreisdirektor Terwey spricht über seine Einstellung zur aufbegehrenden Jugend. Aus den Reihen der Abiturienten hält Stanislaus Peter einen kritischen Rückblick auf die ersten sieben Bentheimer Schuljahre (GN, 22. und 24.6.1968).

1971 - Nach dem Tode des ersten Schulleiters W. Popp am 19. November 1970 wird nach neun Monaten Vakanzzeit Herr Dr. Gerhard Hinz am 1. August 1971 neuer Schulleiter des Burggymnasiums. Gerhard Hinz wurde 1931 in Marienwerder/ Westpreußen geboren. Nach dem Abitur 1950 studierte er die Fächer Deutsch, Geschichte und Pädagogik an der Universität Bonn. Nach drei Semestern setzte er sein Studium in Göttingen fort, wo er 1955 zum Dr. phil. promovierte.

Nach der Referendarausbildung am Studienseminar in Hildesheim und an der Staatlichen Heimschule in Iburg war er in Northeim und ab 1959 in Diepholz tätig. Mehrere Jahre hindurch war er hier Vertrauenslehrer der Schülerschaft (GN, 3.9.1971).

Ab 1967 stieg der Unterrichtsausfall ständig an und erreicht im Schuljahr 1971/72 mit 26 % Fehl einen Höhepunkt. Wegen der Randlage Bentheims sind viele Assessoren nicht bereit, hier ihren Dienst anzutreten.

1975 - Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen der Stadt Bentheim und dem Landkreis um die Finanzierung der Schule geht die Schulträgerschaft am 25.9.1975 auf den Landkreis Grafschaft Bentheim über.

1978 - Die reformierte Oberstufe wird eingeführt. Da viele Schüler nach Abschluss der Klasse 10 in die reformierte Oberstufe benachbarter Gymnasien (besonders in Bardel, Gronau und Ochtrup) überwechseln, sinkt die Schülerzahl von 468 in den Jahren 1976 und 1977 auf 435 im Jahre 1978. Es gibt heiße Diskussionen um die tieferen Ursachen dieses Phänomens. In einer Elternversammlung wird von Sprechern der Elternschaft der "Geist der Freizügigkeit und des Humors" an der Schule vermisst, allzu häufig rangiere die Rechts- und Verwaltungsvorschrift vor der Pädagogik, z.T. übergroße Strenge und hohe fachliche Anforderungen bedingten den Abwanderungstrend (nach der Festschrift: 25 Jahre Burggymnasium Bad Bentheim, Seite 33),

1980 - Wegen der Einführung der Orientierungsstufe in der Obergrafschaft verbleiben nur noch die Schuljahrgänge ab Klasse 7. Die Schülerzahl sinkt unter 400.

1983-1985 - Die Stadt Bad Bentheim ist in großer Sorge. Nur 26 Schüler bereiten sich auf das Abitur vor. 52 Kinder wechseln zum Schuljahrsbeginn nach Klasse 6 zum Gymnasium über. Der Stadtdirektor führt die "Abwanderungswelle in Richtung Westfalen auf eine negative Einstellung einiger Eltern und Schüler gegenüber dem niedersächsischen Schulsystem" zurück (GN, 18.10.1983 und Leserbriefe). Mit dem Problem der Abwanderung befassen sich 1985 auch der Schulausschuss des Kreistages (GN, 10.10.1985 und Leserbriefe) und die SPD, die in den GN zur Unterstützung des Bentheimer Gymnasiums aufruft.

1986 - Der Schulleiter Dr. Hinz wird an die Bezirksregierung Weser-Ems in Osnabrück versetzt. Seine Nachfolgerin wird Frau Helena Knopp-Tieben, die vorher am Ratsgymnasium in Osnabrück tätig war.

1987 - Die Schule feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Die Festschrift geht auf die bisherige Geschichte der Schule ein und erzählt viele Geschichten aus dem Schulleben.

Die Schule besuchen nur noch 324 Schüler, die von 32 Lehrkräften unterrichtet werden.

Der Förderverein des Gymnasiums, der 1964 gegründet wurde und 150 Mitglieder hat, stellte der Schule bisher 140.000 DM für ihre Aktivitäten und für Einrichtungen zur Verfügung.

Seit 20 Jahren finden Orchestertreffen zusammen mit Gymnasien aus Melle und Bremen statt. 1987 beteiligen sich 37 Schüler aus Bad Bentheim.

1995 - Die Bentheimer Gymnasiasten protestieren gegen Kürzungen im Schulwesen, gegen größere Klassen, eine überalterte Lehrerschaft und Einsparungen bei den Lehrerstunden mit einer Protestaktion "Unterricht von 9 bis 22 Uhr", bei der über die Hälfte der Lehrerschaft mitmacht (GN, 23.3.1995).

1998 - Aus Anlass seines 70. Geburtstage stellt Dr. Jürgen Deilmann dem Förderverein eine großzügige Spende zur Verfügung, mit der am Gymnasium ein Computerraum mit 15 Schülerarbeitsplätzen eingerichtet werden kann (GN, 14.1.1998).

2001 - Da die Fachräume nicht mehr den Vorstellungen entsprechen, erfolgen ab April 2000 notwendige An- und Umbaumaßnahmen durch den Landkreis, die am 14.9.2001 einschl. einer Cafeteria mit Terrasse im Innenhof und einer Schülerbibliothek ihrer Bestimmung übergeben werden. Die geplante Aula ist abhängig  vom Verkauf des Musikschulgebäudes (GN, 15.9.2001).

2002 - Zum 21. Mal findet ein Schüleraustausch mit der Partnerschule aus Assen in Bad Bentheim statt. Im Mittelpunkt des Austauschprojektes findet ein Betriebspraktikum in Bentheimer Betrieben statt.

Das Gymnasium Bad Bentheim bietet seit einem Jahr bis zum Abitur durchgehend Niederländischunterricht in der Oberstufe an. 2003 sollen erstmalig Abiturprüfungen in Niederländisch durchgeführt werden (GN, 4.12.2002)
Bei einem Verkehrsunfall am 3.12.2002 verunglückt die Schulleiterin, Frau Helena Knopp-Tieben im Alter von 49 Jahren tödlich (GN, 5.12.2002).

2003 - Nachdem die Auflösung der Orientierungsstufen zum 1.8.2004 beabsichtigt ist, fordern die Schulleiter der Obergrafschaft eine schnelle Entscheidung über die Umsetzung der vorgesehenen Schulstrukturreform vor Ort. Sonst werde die weitere Abwanderung von Schülern nach Abschluss der Grundschule aus Schüttorf in Ochtruper Schulen nicht zu stoppen sein. Am Burg-Gymnasium in Bad Bentheim mit derzeit 380 Schülern sei dadurch das Leistungskursangebot in der bisherigen Qualität und Breite gefährdet.

Weniger Schüler brächten außerdem organisatorische Probleme. Auch für die Realschule Schüttorf (360 Schüler) seien negative Auswirkungen zu erwarten, wie der Schulleiter Gerhard Schrader deutlich macht. Sie brauche eine bestimmte Anzahl von Schülern, um neben Englisch als zweite Fremdsprache Niederländisch und Französisch anbieten zu können. Einschränkungen drohten zudem bei den Wahlpflichtkursen (GN, 1.3.2003).

Quellen:
Festschrift: 25 Jahre Burggymnasium Bad Bentheim, 1987
Jahrbücher Burg-Gymnasium Bad Bentheim, Jahrgänge 2005, 2006, 2007
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben.
Berichte in der Homepage des Burg-Gymnasiums unter "BGB Aktuell"

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