Grafschafter Schulgeschichte

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Em-10

Entwicklung des Schulwesens in der Samtgemeinde Emlichheim

Evangelische Volksschule Neuringe

Zur Entstehung der Gemeinde Neuringe
In der Zeit ab 1817 wird der ursprüngliche Markengrund von Großringe, Kleinringe und der Gildschaft Scheerhorn, die aus den Bauernschaften Bathorn, Berge, Hoogstede, Kalle, Scheerhorn und Tinholt besteht, und im Bourtanger Moor südlich des Flusses Aa liegt, besiedelt.

Das "Kleinringer Twist" wird in vier gleich große Teile aufgeteilt und an vier katholische Kolonisten verteilt. Der östlich angrenzende "Große und Kleine Ringer gemeinschaftliche Markengrund" wird zur gleichen Zeit in acht Parzellen eingeteilt und an reformierte Kolonistensöhne aus Adorf veräußert.

Durch Teilung und Kauf von Kolonaten sowie den Zuzug von Heuerleuten erhöht sich die Anzahl der Familien. Die Moorkolonie erhält den Namen Neuringe. Die reformierten Bewohner gehören zum Kirchspiel Emlichheim. 1829 stellen die Katholiken, die zunächst zur katholischen Kirche Emlichheim gehörten, gemeinsam mit den Katholiken aus Adorf den Antrag, zur Kirche nach Twist zu kommen. Während der weiteren Besiedlung setzt sich die konfessionsverschiedene Entwicklung fort. Im Jahre 1894 gehören von den in Neuringe lebenden Familien 37 der reformierten und 25 der katholischen Kirche an.

1820 - In Neuringe wird im Moor eine erste armselige Schulhütte errichtet. In der Mitte des Zimmers brennt ein Feuer (kein Ofen!). Es fehlen auch ordentliche Bänke. Der Lehrer erhält 20 Gulden jährlich und Reihetisch. Die Schule wird von etwa 20 reformierten und katholischen Schülern gemeinsam in einem Klassenraum unterrichtet. Die Religionszugehörigkeit spielt hier in den Anfangsjahren beim Schulehalten eine nachgeordnete Rolle. Unterrichtet wird in Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen und Religion. Die Zahl der Unterrichtsstunden beträgt 20. Im Sommer fällt der Unterricht aus, weil die Kinder, ebenfalls bei der täglichen Arbeit benötigt werden. Die Schulwege betragen bis zu 4 Kilometer. Der erste Lehrer ist ein Hagink aus Gölenkamp bei Uelsen.

1850 - Es kommt zum Streit zwischen einem katholischen Kolonisten und dem reformierten Lehrer. Die Folge ist, dass die Kinder künftig getrennt unterrichtet werden.

1956- 1857 - In einem Schreiben des Oberkirchenrates der Grafschaft Bentheim vom 14. November 1856 an den Prediger Nijhuis zu Arkel heißt es: "Den Herren Predigern ist nicht unbekannt, wie dringend nothwendig die Anlage einer guten Schule zu Neu-Ringe ist. Schon seit einigen Jahren sind Wir bemüht gewesen, die erforderlichen Mittel zum Bau einer Schule und Schullehrer Wohnung für diese total arme Gemeinde herbei zu schaffen. Das Königliche Ministerium hat Sich denn auch gnädigst bewegen gefunden, hierzu aus öffentlichen Mitteln die Summe von 500 rt. zu bewilligen. Da aber diese Summe bei Weitem nicht zur Hülfe ausreicht, ist auf Unsern Antrag eine Hauscollecte bei den Reformierten der Grafschaft Bentheim bewilligt worden und werden ... die zur Vornahme dieser Collecte beauftragten Personen unter Vorzeigung des Erlaubnisscheins der Königlichen Landdrostei sich bei Ihnen melden. ...".

Für die Kirchspiele Emlichheim, Laar und Arkel wird der Lehrer Tüchter zu Neu-Ringe als Sammler angestellt. 1857 wird dann ein neues festes Schullokal auf einem Grundstück errichtet, das schon 1851 erworben wurde. Es ist die erste eigentliche reformierte Schule in Ringe. Die katholische Schule entsteht auf einem anderen Grundstück. Langsam wird das Leben in der Kolonie auf dem wilden Hochmoor ziviler.

1874 - Als achter Lehrer der Schule wird Lambert Lamann nach Neuringe versetzt. Er kommt aus Grasdorf und wurde am Landlehrerseminar in Neuenhaus ausgebildet. In Neuringe ist er Nachfolger des verstorbenen Lehrers Gommer. Lehrer Lamann ist fast 40 Jahre lang an der reformierten Schule tätig und hat neben seiner pädagogischen Arbeit das kommunale und kirchliche Leben nachhaltig geprägt. Über sein Wirken berichtet Horst H. Bechtluft im Jahrbuch 1980 des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim. Er ist erster Standesbeamter des 1874 eingerichteten Standesamtes zu Neuringe und übt dieses Amt bis kurz vor seinem Tode 1921 aus. (Siehe auch den Bericht von H. Reurik: Lamann und Hüsemann!)

1906 - Es entsteht der Neubau einer Schule, die am 9. August in einer Andacht feierlich eröffnet wird. Die Schule wird von fast 70 Kindern besucht. Über den jüdischen Schüler Louis de Jong aus Neu-Schoonebeck, der die Schule in Neuringe besuchte, berichtet Horst Heinrich Bechtluft in seinem Aufsatz "Geschichten aus dem Schulleben in Neuringe von 1906 - 1926".

1911 - Am 1. April erfolgt ein Amtswechsel. Der Nachfolger von Herrn Lamann ist der Lehrer z.A. A. Leemhuis, der im 1. Weltkrieg 1915 den Tod findet. In der Schulchronik erfolgen viele Eintragungen zu patriotischen Jubelfeiern der preußischen Kaiserzeit. Für die Schüler wird ein Kriegsspiel mit wehenden Fahnen veranstaltet. Für das Schulzimmer wird ein großes Kaiserbild , das bisher noch fehlte, angeschafft.

1914 - Die Unterrichtsarbeit leidet sehr unter den Bedingungen des Krieges. Immer wieder gibt es bei den Lehrkräften Vertretungen und zahlreiche Beurlaubungen.

1919 - Am 30. Januar 1919 beginnt mit der Anstellung des Lehrers Heinrich Mügge wieder der regelmäßige Unterricht. Er wurde 1892 in Hannover geboren und hatte den Weltkrieg vom ersten bis zum letzten Tag mitgemacht. Der Leutnant der Reserve heiratete 1917 seine Frau Elsa, ebenfalls Lehrerin. Dies wird später von der Schulbehörde gerügt, da er noch nicht einmal seine zweite Prüfung abgelegt hatte. In der Familie ist überliefert, dass die Anstellung im abgelegenen Neuringe im Moor eine "Strafversetzung" für diese Unbotmäßigkeit war. Über die Verhältnisse im Lehrerhaus in Neuringe berichtet Horst Heinrich Bechtluft in seinem Aufsatz "Geschichten aus dem Schulleben in Neuringe von 1906 - 1926".

1926 - Lehrer Heinrich Mügge verlässt 1926 Neuringe und wird nach Buer bei Osnabrück versetzt.

1929 - Über einen Schulausflug nach Münster im Sommer 1929 mit besonderen Schwierigkeiten berichtet Lehrer Wemhöfer in der Schulchronik. Über dieses Ereignis berichtet Herr Jan Wilde, Emlichheim, im Grafschafter Nr. 6/2006.

1960 - Das Ehepaar Böhme wird in Neuringe eingesetzt.

1968 - Die Schüler aus den 5.- 9. Schuljahren werden nach Hoogstede abgeschult. Bei Auflösung der Schule werden die Kinder der Schule in Twist, Landkreis Emsland zugeordnet.

Quellen:
- Böhme, Auszüge aus der Schulchronik, 1962
- Horst H. Bechtluft: „Schulmeister Lambert Lamann“, Bentheimer Jahrbuch 1980, Seiten 194 - 201
- Gregor G. Santel: Neuringe. Die Entstehung einer Moorgemeinde, Bentheimer Jahrbuch 1991, Seiten 197 - 240
- Dto.: Kirchwege von Adorf und Neuringe nach Twist, Bentheimer Jahrbuch 1998, Seiten 63 - 73
- Jan Wilde: 100 Jahre Kapelle Neuringe, Bentheimer Jahrbuch 1998, Seiten 75 - 80
- (Anmerkung: Für die Zeit 1911 bis 1968 liegen keine genauen Angaben vor).

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