Grafschafter Schulgeschichte

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Em-12

Entwicklung des Schulwesens in der Samtgemeinde Emlichheim

Volksschule Echteler

Vorbemerkung: Eine Schulchronik aus der Zeit um 1890 liegt nicht vor. Sie ist wahrscheinlich infolge der Ereignisse 1945 verloren gegangen. Lehrer Crispin begann im Januar 1946 mit dem Schreiben einer neuen Schulchronik. Die nachfolgende Zusammenfassung stützt sich auf diese Chronik und auf Hinweise von Lehrer Prütz.

1850 - Das Gründungsjahr der Schule liegt zwischen 1850 und 1870. Das genaue Jahr ist nicht bekannt. Sie ist eine Bauernschaft- oder Nebenschule und untersteht nach einem "Hauptlehrer, der jährlich einmal visitierte". Gemeint ist wahrscheinlich der Ortsschulinspektor, ein Pastor aus Emlichheim.

1903 - Laut Auskunft aus dem Bürgermeisteramt und den Erinnerungen älterer Leute wird die zur Zeit bestehende Schule 1903 erbaut und 1904 eröffnet. Sie tritt an die Stelle der Schule, die infolge ihrer geringen Größe und ihres Alters für den Unterricht unzureichend geworden war und abgebrochen wurde. Die Lehrerwohnung befand sich damals nicht in der Schule, sondern in einem Bauernhaus, zu dem auch Dienstland gehörte. Der Schulvorstand verkaufte beim Neubau der Schule, die jetzt auch die Lehrerwohnung enthält, das Bauernhaus, die Stallungen und das Dienstland an einen Bauern. Die Schüler kommen aus den Gemeinden Echteler und Heesterkante. Die Schulwege betragen teilweise mehr als 5 km, die ausschließlich zu Fuß zurückgelegt werden müssen.

1936 - Nach Besiedlung der Echteler Heide "Echtelerfeld" wächst die Schülerzahl erheblich an. Dadurch und wegen der Entfernung der Siedlung von der Bauerschaft wird der Neubau einer einklassigen Volksschule in Echtelerfeld (siehe: D16) erforderlich. Die Schülerschaft wird auf beide Schulen aufgeteilt. Wegen der langgestreckten Lage von Heesterkante besuchen die dortigen Schüler auch beide Schulen. Der weiteste Schulweg beträgt jetzt 3 km.

1946 - Es werden folgende Lehrer genannt, die früher an der Schule tätig waren: Ellerich, Köster, Claudi und Pleister. Näheres ist nicht bekannt.

Am 4. Januar 1946 wird der Lehrer Ernst Crispin an die einklassige Volksschule Echteler berufen. Lehrer Heuking, der vorher tätig war, wird nach Lingen versetzt. Zwischenzeitlich war Lehrer Blekker aus Wilsum vertretungsweise in Echteler tätig.

Die Schule Echteler besuchen 78 Kinder, davon sind 59 einheimisch, 16 Flüchtlingskinder und 3 Berliner zur Erholung im Rahmen der "Aktion Storch" vom November 1945 bis Mai 1946.

Zur Situation Anfang 1946 schreibt Lehrer Crispin: "Der Krieg und die Zustände der Nachkriegszeit, wie Beurlaubungen der Lehrkräfte zu militärischen Übungen, Ausfall des Unterrichts durch Einberufung der Lehrkräfte zur Wehrmacht, Unterrichtsausfall durch Fliegeralarm, Ausfall des Unterrichts infolge allgemeinen Mangels an Lehrkräften, Übernahme von mehreren Schulstellen durch dieselbe Lehrkraft, Einziehung der aus der Zeit der nationalsozialistischen Regierung stammenden Lehrbücher, Lehr- und Lernmittel, Mangel an neuen Lehrbüchern, neuen Lehr- und Lernmitteln, sehr fühlbarer Mangel an Schiefertafeln und Schreibmitteln wie Griffeln, Heften, Bleistiften haben es mit sich gebracht, dass der Ausbildungsstand der Schüler und der Schülerinnen weit hinter dem normalen Stand zurückgeblieben ist. Eine längere Zeit angestrengtester Schularbeit wird erforderlich sein, um die Kinder auf den normalen Stand der Ausbildung zu bringen. Sowohl bei den Lehrkräften als auch bei sehr vielen Schülern ist der Wille hierzu vorhanden. Regierung und vorgesetzte Behörden der Schule wollen alles aufbieten, den Schulen zu helfen und sie zu fördern. Mit Gottes Hilfe muss und wird dann auch das angestrebte Ziel zu erreichen sein!"

Bei der Abstimmung über die Schulart im März 1946 entscheiden die Eltern sich für eine evangelische Volksschule. Die Katholiken aus Heesterkante besuchen die Kath. Volksschule Laar. In Echteler gibt es nur sehr wenige Katholiken. Später gehen sie nach Klasse 4 zur Kath. Volksschule Emlichheim.

Da die Schulstelle in Echtelerfeld vom 4.1. bis 23.3.1946 nicht besetzt ist, muss Lehrer Crispin dort an 3 Tagen in der Woche vertreten. Vom 10.6. bis 25.11 1946 ist Lehrer Gensink von Echtelerfeld nach Wielen abgeordnet. Lehrer Crispin muss wieder beide Schulen an jeweils 3 Tagen versorgen. Lehrer Crispin erteilt außerdem die vorgeschriebenen Stunden in der Ländlichen Berufsschule Echteler (mit 10 Pflichtschülern): Winterhalbjahr 120 Stunden, Sommerhalbjahr 40 Stunden.

1947 - Wegen der starken Kälte und Kohlenmangels werden die Weihnachtsferien vom 6. bis 17.1.1947 als Kälteferien verlängert. Auch danach ist der Schulbesuch bis März sehr gering. Wegen spinaler Kinderlähmung im Schulhaus bleibt die Schule auf kreisärztlicher Anordnung vom 22.8. bis 6.9.1947 geschlossen. Der erste größere Ausflug führt mit der Eisenbahn von Vorwald nach Schüttorf, Bentheim und Gildehaus, wo die Schüler erstmalig Berge kennen lernen. Weitere Ausflüge folgen in den nächsten Jahren, auch nach Nordeney und ins Weserbergland. Auch in diesem Jahr wird wieder die Ländliche Berufsschule eingerichtet, die von 6 Schülern besucht wird. Kurz vor Weihnachten findet eine Weihnachtsfeier mit Gedichten, Gesängen, einem Lichterbaum und einer Bescherung aller Kinder statt. Dies bürgert sich auch in den folgenden Jahren ein.

1949- Am 10. Juni 1949 erfolgt die Einstellung eines 2. Lehrers, der zunächst jeweils in Echteler und Echtelerfeld unterrichtet. Erst im Dezember erhält auch Echtelerfeld einen 2. Lehrer. Da beide Schulen nur einen Klassenraum besitzen, muss auch nachmittags unterrichtet werden

1951 - Nach Abbruch der Stallungen und der Diele im alten Schulgebäude im Herbst 1950 wird der neue Klassenraum im Januar 1951 fertiggestellt. Er ist jedoch recht klein. Wegen Kohlemangels ist die Benutzung jedoch erst kurz vor Ostern möglich.

Am 16. März stirbt der Lehrer Crispin. Die Verwaltung der Schule wird vom 2. Lehrer, dem apl. Lehrer Fritz Ostermann, übernommen. Der 2. Lehrer aus Echtelerfeld übernimmt zunächst täglich 2 Stunden in der Oberstufe, bis nach den Sommerferien ein Lehrer als Ersatz abgeordnet wird.

1952 - Nach der 2. Prüfung des Lehrers Ostermann im März wird er zum 1. April 1952 nach Gildehaus versetzt. An seine Stelle tritt die Tochter des Herrn Crispin, Roswitha, die gerade ihre 1. Lehrerprüfung in Lüneburg abgelegt hat. Dadurch kann die Familie Crispin in der Lehrerwohnung bleiben. Der apl. Lehrer Friedrich Schmidt übernimmt die Verwaltung der Schule.

1954 - Die Lehrerin Roswitha Crispin wird im April 1954 nach Osterwald, der Lehrer Friedrich Schmidt nach Emlichheim versetzt. Gleichzeitig wird der Lehrer Gerhard Hensen aus Emlichheim in die jetzt alleinstehende Lehrerstelle in Echteler eingewiesen. Es erfolgen umfangreiche Ausbesserungsarbeiten in der Lehrerwohnung.

Die Schule besuchen zum Schuljahrbeginn 55 Kinder. Schwierigkeiten bereitet die Umstellung auf einen einklassigen Unterrichtsbetrieb. Der 2. Klassenraum wird als Gruppen- und Handarbeitsraum genutzt.

Durch Ankauf von 2500 qm Land soll das Schulgrundstück wieder "normalisiert" und den Anforderungen der Richtlinien (Spiel- und Sportwiese) angeglichen werden. Eine Umgrünung soll nach den Vorschlägen von Schulrat Portheine erfolgen. Die Fertigstellung kann jedoch aus Geldmangel erst im April 1956 erfolgen. Erstmals absolviert ein Student der Pädagogischen Hochschule Osnabrück, die 1954 von Celle nach Osnabrück umgezogen ist, in Echteler sein Landschulpraktikum. Die Betreuung erfolgt durch Professor Walter Breidenbach.

1955- 1956 - Lehrer Hensen kann seinen Unterricht längere Zeit aus gesundheitlichen Gründen nur im Rahmen eriner halben Stelle erteilen. Es erfolgt eine Vertretung. Der Unterricht kann jedoch nur im kleinen Klassenraum verkürzt erteilt werden, weil der Ofen im großen Klassenraum gesprungen ist. Zum 1. Mai 1956 wird die 2. Lehrerstelle besetzt. Der Lehrer wird jedoch in Gildehaus eingesetzt. Erst am 15.6. wird eine Lehrerin aus Rütenbrock, Kreis Meppen, in Echteler tätig.

1957 - Der alte Klassenraum wird renoviert. Er erhält einen neuen Fußboden, die Wände werden verputzt und unter der alten Decke wird eine Akustikdecke angebracht. Die Beleuchtungsanlage wird neu geschaffen. Außerdem erhält die Klasse einen neuen Anstrich; die Verdunklung wird erneuert. Mit Wirkung vom 1. November 1957 wird Herr Hensen zum Konrektor ernannt und an die Ev. Volksschule Emlichheim versetzt. Er bleibt jedoch noch bis zum 6. Dezember in Echteler. Sein Nachfolger in Echteler wird der Lehrer Gerhard Rust.

1960 - Nach Versetzung der 2. Lehrkraft wird die als Ersatz zugewiesene Lehrkraft wieder abgezogen. Lehrer Rust muss alle 57 Schüler übernehmen, was zu Erschwernissen des Unterrichts führt, weil im großen Klassenraum nur 40 Plätze vorhanden sind und außerdem festgestellt wird, dass die 12 Kinder im 3. Schuljahr überwiegend nicht lesen und schreiben können. Die Unterrichtszeit wird bis 14 Uhr ausgedehnt. Erstmals wird mit der Oberstufe eine zweitägige Wanderfahrt mit der Bahn in den Harz durchgeführt. Durch Auflösung des Flüchtlingslagers Echteler reduziert sich die Schülerzahl um 6 Kinder. Im August wird die 2. Lehrerstelle wieder besetzt.

1961 - Die örtliche Presse berichtet jährlich über die Elternabende zum Nikolaustag, die sehr viel Anklang finden und hohe Besucherzahlen aufweisen.

1962 - Die Schüler besuchen das neu eingeführte 9. Schuljahr in Emlichheim. Die Bundesjugendspiele finden erstmals im erweiterten Rahmen der Schulen Laar (ev. und kath.), Vorwald, Echteler und Echtelerfeld statt. Wegen des Ausfalls des Kohleofens im großen Klassenraum muss ab Oktober der Unterricht gekürzt und auch nachmittags durchgeführt werden. Erst im Januar kann der Schaden wieder behoben werden. Es gibt jedoch wegen der starken Kälte Schwierigkeiten bei der Belieferung mit Brennöl. Wegen des Versagens der Ölpumpe muss der Unterricht Ende Februar für drei Tage ausfallen.

1963 - Auf Antrag wird Lehrer Rust im April 1963 nach Bardel versetzt. Nachfolger wird der Lehrer J.H. Prütz, der vorher in Getelomoor tätig war. Die 2. Lehrerstelle wird mit einem Absolventen der PH Osnabrück besetzt. Das Lehrerhaus wird erst im Juli frei und kann nach Umbau erst im November bezogen werden.

1964 - Die Elternschaft entscheidet sich für die Abschulung des 7. und 8. Schuljahres nach Emlichheim, die zum Schuljahrsbeginn 1964/65 erfolgt. In Echteler verbleiben 38 Schüler. Nach der Versetzung der 2. Lehrkraft nach Wilsum unterrichtet die 2. Lehrkraft aus Echtelerfeld das 1. und 2. Schuljahr an beiden Schulen. Die Abordnung endet mit der Versetzung der Lehrkraft im Herbst 1964.

1966 - Lehrer Prütz wird ab April 1966 für ein Jahr für die Sonderschullehrer-Ausbildung am Heilpädagogischen Institut der PH Hannover beurlaubt. Die freie Planstelle in Echteler wird mit der Junglehrerin Frau Thiele besetzt. Der Lehrer Willi vom Baur, Echtelerfeld, übernimmt die Schulleitergeschäfte auch in Echteler. Die Schule Echteler besuchen 30 Schüler der Jahrgänge 1- 6.

1967 - Die Mehrheit der Elternschaft ist damit einverstanden, dass mit Einführung der Förderstufe an der Ev. Volksschule Emlichheim zum 1.8.1967 das 5. und 6. Schuljahr dorthin abgeschult wird. In Echteler verbleiben nur die Schuljahre 1 - 4 mit 23 Schülern, wobei sich wegen der Kurzschuljahre im 2. Schuljahr keine Schüler befinden. Die Junglehrerin Frau Thiele wird nach Stuttgart versetzt. Ihr Nachfolger wird der Junglehrer Wolfgang Paaschen.

1968 - Der Lehrer z.A. Paaschen wird zum 1.4.1968 nach Osnabrück versetzt. Am 1.8.1968 beginnt das Lehrerehepaar Tebbenhoff seine Tätigkeit in Echteler (Frau Tebbenhoff) und Echtelerfeld (Herr Tebbenhoff). Es war vorher in Uelsen tätig.

1969 - Nach längeren Verhandlungen beschließen die Gemeinderäte von Echteler und Heesterkante, ein Dorfgemeinschaftshaus und ein Schulzentrum anzulegen. Dieser Beschluss wird vom Schulrat und vom Landkreis unterstützt. Zur sofortigen Verbesserung der Situation werden die Schüler der Grundschulen Echteler und Echtelerfeld am Standort Echtelerfeld zusammengelegt. Es werden 2 Klassen, das 2./3. Schuljahr mit 32 Schülern und das 1. Schuljahr mit 15 Schülern gebildet. Herr Tebbenhoff wird mit 11 Stunden nach Wilsum abgeordnet. Da der Standort Echterlerfeld nicht zentral liegt, gehen die Bemühungen unvermindert weiter, an zentraler Stelle einen Schulneubau zu erstellen. Dies wird jedoch von der Regierung in Osnabrück abgelehnt.

1971 - Mit Schuljahrsbeginn wird Lehrer Tebbenhoff an die Realschule Emlichheim versetzt. An der Schule Echteler unterrichten Frau Tebbenhoff mit 28 Wochenstunden und Lehrer Frank Heinemann aus Wielen mit 14 Wochenstunden. Die Schule umfasst 2 Klassen mit 53 Schülern (1./4. und 2./3. Schuljahr).

1972 - Frau Tebbenhoff wechselt zur Grundschule Emlichheim. Die Amtsgeschäfte übernimmt der Lehrer z.A. Köhler. Die diesjährige Weihnachtsfeier findet sehr viel Anklang. Allen Akteuren wird bescheinigt, dass dies die schönste Weihnachtsfeier seit vielen Jahren gewesen sei.

1973 - Im Oktober wird im Schulgebäude ein Kinderspielkreis eröffnet, der immer am Nachmittag zusammen kommt.

1974 - An die Stelle von Herrn Frank Heinemann, der jetzt die Schule in Wielen allein betreut, tritt Herr Großmann mit 12 Wochenstunden.

1975 - Im Einvernehmen mit der Elternschaft werden die Kinder aus Echteler und Heesterkante ab Schuljahr 1975/76 an der Grundschule Laar (siehe: D03) unterrichtet. Es wird eine Schülerbeförderung eingerichtet. Der letzte Schultag in Echteler ist der 18. Juni 1975, an dem Abschied von der Schule in Echteler gefeiert wird.

Quellen:
Schulchronik der Ev. Volksschule Echteler, Band I: 1946 - 1957, Band II: 1957 - 1975
Jobst Hinrich Prütz, Auszüge aus der Schulchronik, 1963.
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben.

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