Grafschafter Schulgeschichte

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Em-13

Entwicklung des Schulwesens in der Samtgemeinde Emlichheim

Katholische Volksschule Hoogstede

Die wenigen katholischen Familien in Hoogstede gehörten ursprünglich zur katholischen Pfarrei in Emlichheim. Die katholischen Kinder besuchten die reformierte Schule in Hoogstede. 1856 wurde dann durch den Einsatz des katholischen Kaufmanns van Laar beschlossen, eine katholische Kapelle mit Schule zu errichten.

1858 - Die Katholische Volksschule Hoogstede wird am 2.1.1858 mit 26 Kindern eröffnet. Als Schullokal dient zunächst eine Kammer im Hause des Schmiedemeisters Wösten. Der erste Lehrer heißt Brill. Zur kath. Schulgemeinde gehören Hoogstede-Bathorn, Scheerhorn, Berge, Tinholt und Kalle, wo etwa 200 Katholiken wohnen. Die weitesten Schulwege betragen etwa 5 km.

1859 - Nach Fertigstellung der Kapelle findet der Unterricht in einem Raum der Kapelle statt. Von 1860 bis 1869 unterrichtet der Vikar Bröcker in Hoogstede.

1866 - Es wird ein eigenes Schulhaus errichtet. Die Kapelle wird um den bisherigen Schulraum vergrößert.

1869 - Vikar Bröcker geht als Pfarrer nach Westrhauderfehn. Sein Nachfolger wird Vikar Schröder, der drei Jahre in Hoogstede als Lehrer tätig ist und von Schulamtskandidat Oldiges abgelöst wird.

1873 - Die Schule war von Anfang an sehr spärlich mit Lehr- und Lernmitteln ausgestattet. 1873 werden ihr Wandkarten von Deutschland und Palästina geschenkt. Ein Jahr später werden die mangelhaften Schulbänke durch neue ersetzt. In den nächsten Jahren folgen weitere Wandkarten und Lehrmittel.

1877 - An die Stelle von Lehrer Oldiges, der nach Versen versetzt wird, tritt Schulamtskandidat Taubken aus Lorup, der am 8.5.1877 als Hilfslehrer angestellt wird und neben freier Station ein Gehalt von 80 Talern erhält. An der Südseite des Schulhauses wird eine Lehrerwohnung angebaut, die aus Stube, Kammer und Küche besteht.

1888 - Der Antrag beim Königlichen Konsistorium in Osnabrück, eine Lehrerstelle einzurichten, wird genehmigt. Der Lehrer erhält 825 Mark jährlich als Gehalt.

1891 - Am 1. September stirbt Lehrer Taubken. Sein Nachfolger Lehrer Koch, der vorher in Schwerin/Mecklb. tätig war, stirbt zwei Jahre später. Ihm folgt Lehrer Hagemann.

1895 - Die Volkszählung am 2.12.1895 ergibt für Hoogstede eine Bevölkerung von 1242 Bewohner, davon 920 Reformierte, 233 Katholiken und 83 Altreformierte. Die Katholische Volksschule besuchen im Schuljahr 1895/96 35 Schüler.

1897 - Am 1.4.1897 wird Lehrer Hagemann nach Braunschweig versetzt. Sein Nachfolger ist Lehrer Jos. Wöhrmeyer aus dem Landkreis Osnabrück. Ihm folgen Lehrerin Lohimsmöller, 1901 Schulamtsbewerber Bernhard Köhne und 1904 Schulamtsbewerber Heinrich Honigfort.

1908 - Durch das neue Schulunterhaltungsgesetz erhalten die reformierte und die katholische Volksschule als Schulträger den Schulverband Hoogstede -Bathorn. Die katholischen Kinder aus Tinholt-Kalle, Scheerhorn und Berge besuchen die kath. Schule als Gastschulkinder. Dafür bezahlen die Schulverbände Tinholt-Kalle und Scheerhorn-Berge für jedes Kind jährlich 15 Mark Gastschulgeld.

1911 - Lehrer Honigfort geht 1911 in den Kreis Aschendorf, es folgen in Hoogstede der Schulamtsbewerber Twilling und 1914 der Lehrer Adolf Wienker, der bis 1927 in Hoogstede bleibt.

1919-1920 - Ab 1.10.1919 entfällt die Ortsschulinspektion. Der Posten des Kreisschulinspektors wird "zur Freude der Lehrer" weiter von Dechant Bartel verwaltet. Die kath. Schulen werden dann dem Hauptlehrer Barlage und zum 1. Juli 1920 dem Kreisschulrat Egert in Lingen zugeteilt.

1925 - Eine Untersuchung durch den Kreisarzt ergibt, dass einige Kinder recht abgemagert, andere von Flöhen zerstochen sind. Zum Jahresende macht das Hochwasser der Vechte besonders der Gemeinde Tinholt zu schaffen. Die Kinder aus Tinholt können 8 Tage lang nicht zur Schule kommen. In der Schule fehlt über die Hälfte der Kinder.

1927 - Zum 1.1.1927 wird Lehrer Wienker Konrektor der kath. Schule in Nordhorn. Sein Nachfolger in Hoogstede wird Franz Richelmann aus Nordhorn.

1933 - Nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler werden neue Grundsätze für die Erziehung der deutschen Jugend aufgestellt. In der Chronik heißt es: "Die Erziehung zu Volk und Staat ist die vornehmste Aufgabe aller deutschen Schulen. Nachdem der Parteienstaat überwunden ist, und die gesamte Verwaltung unter Leitung Adolf Hitlers steht, wird der vom Reichskanzler eingeführte Gruß "Heil Hitler" auch in den Schulen eingeführt. Von besonderer Wichtigkeit ist die Einführung der Vererbungslehre und Rassenkunde in der Schule". Der bestehende Lehrerverein wird aufgelöst. Die Hoogsteder Lehrer gehören dem "Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB), Ortsgruppe Emlichheim" an.

1936 - Im Januar 1936 treten alle Kinder der vier oberen Jahrgänge der Hitlerjugend bei. Die Schule erhält deshalb das Recht, die Hitlerjugendfahne zu hissen.

1938 - Mit Beginn des Schuljahres 1938/39 wird die Gemeinschaftsschule eingeführt. Auf Betreiben des kath. Pastors weigern sich die Eltern, ihre Kinder in die "evangelische Schule" zu schicken. Der katholische Lehrer wird von den Eltern beschimpft. Nach Polizeieinsatz und Aufklärung durch die Kreisverwaltung beruhigen sich die Eltern wieder. Durch stundenweise Abordnung des kath. Lehrers aus Hoogstede nach Esche, Kalle und Scheerhorn wird gewährleistet, dass in den dortigen Schulen kath. Religionsunterricht erteilt wird. Die Kath. Volksschule Hoogstede hört bis 1946 auf zu bestehen.

1946 - Nach einer Abstimmung der Eltern im September 1945 über den künftigen Status der Schulen entscheiden sich fast alle Eltern für die Konfessionsschule. Im August 1946 wird die Katholische Volksschule Hoogstede wieder eröffnet. Der Lehrer Ferdinand Hoffmann wird an die einklassige Schule versetzt. Das Gebäude befindet sich in einem schlechten Zustand; sämtliche Lehr- und Anschauungsmittel fehlen. Für 63 Kinder ist der Klassenraum mit 45 qm viel zu klein.

1952 - Am 24. Mai 1952 wird die neue Schule mit einem Unterrichtsraum von 60 qm, einem Gruppenraum und einer Lehrerwohnung im Obergeschoss ihrer Bestimmung übergeben.

1956 - Ostern 1956 tritt die Lehrerin Berta Sparbrod ihren Dienst als 2. Lehrerin an. Sie unterrichtet die Unterstufe zunächst im Gruppenraum, auf Anordnung des Schulrates nach den Herbstferien dann nachmittags, was für die Kinder mit erheblichen Nachteilen verbunden ist. Der Elternrat beantragt deshalb den Anbau eines zweiten Klassenraumes, was jedoch erst 1962 durch den Neubau der Schule realisiert werden kann.

1962-1963 - Am 17. März 1962 tritt Schulleiter Hoffmann in den Ruhestand. Frau Sparbrod übernimmt zunächst die kommissarische Leitung der Schule. Am 23. April 1963 wird Herbert Piefke, der vorher in Neuringe tätig war, als Leiter der Kath. Volksschule Hoogstede in sein Amt eingeführt (GT, 26.4.1963). Hinter der alten evangelischen Schule an der Bathorner Straße entsteht ein Schulzentrum, in dem auch die Schulräume der kath. Schule untergebracht werden. Sie erhält zwei Klassenräume und einen Gruppenraum. Außerdem stehen Werkraum, Naturlehreraum und Lehrmittelzimmer beiden Schulen zur Verfügung. Im Neubau der ev. Schule erhält die kath. Schule ein besonderes Lehrerzimmer (GT, GN 18.8.1962). Die Fertigstellung der neuen Schule erfolgt im August 1963. Der Nachmittagsunterricht gehört damit der Vergangenheit an (GN, 23.8.1963; GN und GT, 20.9.1963). In einem Leserbrief wird die weitere konfessionelle Trennung der Schüler beklagt (GN, 27.8.1963).

1966 - Am 31. März 1966 übernimmt der Lehrer Piefke die Hauptlehrerstelle der Kath. Volksschule in Bohmte bei Osnabrück. Seine Nachfolgerin in Hoogstede wird Lehrerin Frau Sparbrod.

1967 - Ab April 1967 werden das 5.- 8. Schuljahr zur Kath. Volksschule in Emlichheim umgeschult. Einzelne kath. Eltern schicken ihre Kinder jedoch zur Mittelpunktschule Hoogstede, die nach Abstimmung der Eltern mit 82 % Befürwortung in eine Schule für Schüler aller Bekenntnisse umgewandelt wird. Aus der Kath. Volksschule wird die "Katholische Grundschule Hoogstede".

1974 - Schulträger der Schule wird gemäß Schulgesetz von 1974 die Samtgemeinde Emlichheim.

1977 - Die Pläne der Bezirksregierung, die kath. Grundschulkinder aus Hoogstede der Kath. Grundschule Emlichheim zuzuführen, werden vom Samtgemeinderat in Emlichheim als "Vergewaltigung des Elternwillens" abgelehnt. Falls es nach einem weiteren Rückgang der Schülerzahlen zwangsläufig zu einer Auflösung der Kath. Grundschule kommen sollte, würden die Kinder im Einvernehmen mit ihren Eltern von der Ev. Grundschule übernommen (GN, 23.7.1977).

1985 - Frau Berta Sparbrod wird am 16. Juli 1985 in den Ruhestand verabschiedet. Sie war 30 Jahre in Hoogstede tätig.
Mit Beginn des Schuljahres 1985/86 wird die Kath. Grundschule Hoogstede im Einvernehmen aller Beteiligten mit der Grundschule Hoogstede vereinigt. Damit endet die Geschichte der Katholischen Schule in Hoogstede, die 1858 gegründet wurde.

2012 - Nachruf
Am 27. März 2012 stirbt Frau Berta Sparbrod im Alter von 86 Jahren und wird am 2. April 2012 in Hoogstede beerdigt.

Quellen:
Herbert Piefke, Auszüge aus der Schulchronik, 1966,
Jan Jeurink, Hoogstede: Aus den Schulchroniken der Schulen des Kirchspiels Arkel, 1992, Seiten 45 - 74.
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben.

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