Grafschafter Schulgeschichte

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Em-19

Entwicklung des Schulwesens in der Samtgemeinde Emlichheim

Evangelische Volksschule Echtelerfeld

Vorbemerkung: Von der Volksschule Echtelerfeld liegt nur eine Schulchronik vor, die ab 3.1.1951 geführt wurde. Weitere Informationen enthält die Schulchronik der Volksschule Echteler (siehe: VS Echteler).

1936 - Zwischen 1850 und 1870 wurde in Echteler eine Bauernschafts- oder Nebenschule errichtet, die von den Kindern aus Echteler und Heesterkante besucht wurde. Ab 1929 erfolgt die Besiedlung der Echteler Heide, auch Echtelerfeld genannt. Jeder Siedler erhält 15 ha Land. Dadurch wächst die Schülerzahl der Volksschule Echteler erheblich an. Deshalb wird 1934 der Neubau einer Schule in Echtelerfeld beschlossen, auch wegen der weiten Schulwege, die bis zu 5 km betragen. Die Schülerschaft wird auf beide Schulen aufgeteilt. Wegen der lang gestreckten Lage von Heesterkante besuchen die dortigen Kinder auch beide Schulen. Der weiteste Schulweg beträgt jetzt 3 km. Nach Angaben in der Schulchronik entsteht die Volksschule Echtelerfeld 1936.

1937 - Im Januar 1937 übernimmt Lehrer Wüppen die Schule. Der Klassenraum ist 6 x 9 qm groß und kann 55 Kinder auf zwei- und dreisitzigen Stahlrohr-Klappbänken aufnehmen. In der Folgezeit wechseln die Lehrer häufig. Ihre Namen sind nicht bekannt.

1950 - Ab 1942 steigt die Schülerzahl zusehends an. 1949 sind es 92 Kinder. 1950 steigt die Zahl auf 103, da auch Kinder aus Oeveringen dazu kommen. Seit dem 1.1.1950 ist an der Schule eine 2. Lehrkraft tätig. Vorher hatte seit Juni 1949 nur Echteler einen 2. Lehrer, der zunächst in Echteler und Echtelerfeld zur Hälfte jeweils an 3 Nachmittagen unterrichtet.

Es wird der Anbau eines 2. Klassenraumes erforderlich, den Lehrer Germer vorbildlich in die Wege leitet. Dafür wird die Lehrerwohnung verkleinert. Im Interesse seiner Kinder lässt er sich nach Neuenhaus versetzen. Sein Nachfolger ist der Mittelschullehrer Dr. Walter Schulze.

1951 - Zum 1.1.1951 wird der Lehrer Fritz Große an die Volksschule Echtelerfeld versetzt. Sein Vorgänger, Herr Schulze, wird nach Füchtenfeld versetzt. Er bewohnt zunächst weiter die Lehrerwohnung. Herr Große kommt zunächst behelfsmäßig in einem Küchenanbau unter, der jedoch noch nicht fertig ist.

Da der Ausbau des 2. Klassenraumes noch nicht fertiggestellt ist, erhalten zunächst beide Klassen weiterhin Unterricht in einem Klassenraum. Erst ab 15. Januar kann der 2. Klassenraum behelfsmäßig benutzt werden. Alle sind froh, dass der Nachmittagsunterricht entfallen kann. Nachteilig machen sich jedoch die weiterhin notwendigen Handwerkerarbeiten bemerkbar.

Durch Gemeinschaftsarbeiten der Bewohner, der Schüler und der Lehrer wird im Frühjahr begonnen, den mit Schlaglöchern übersäten Schulhof und die sandige Schulumgebung als "Schule im Grünen" neu zu gestalten. Im Westen wird ein Windschutzstreifen angelegt. Zusätzliche Gelder stehen nicht zur Verfügung, so dass die weiteren Arbeiten auf die folgenden Jahre verschoben werden müssen.

Die Lehrerdienstwohnung kann erst zum Ende des Sommers bezogen werden. Nach dem Tode des Lehrers Crispin in Echteler muss der 2. Lehrer vom April bis August in Echteler vertreten.

Lehrer Große berichtet vom Nikolausabend, der an zwei Abenden durchgeführt und von den Besuchern begeistert aufgenommen wird. Außerdem findet eine Weihnachtsfeier mit Lichterbaum und Bescherung statt.

1954 - Die Schülerzahl ist auf 58 abgesunken. Nach Versetzung des 2. Lehrers bleibt die Stelle ab Ostern zunächst unbesetzt, so dass Lehrer Große beide Klassen zu betreuen hat. Erst im August wird die 2. Stelle wieder mit einer Lehrerin besetzt. Ihre Unterbringung im Ort bereitet jedoch Schwierigkeiten, so dass sie in der Lehrerwohnung zunächst provisorisch ein Zimmer beziehen muss.

1955 - Ab Ostern 1955 unterrichtet Lehrer Große wieder alle Schüler, weil die 2. Lehrkraft überraschend nach Georgsdorf versetzt wird. Die Stelle wird zunächst nicht wieder besetzt.

1956 - Durch den Ausbau der Durchgangsstraße wird die Abgeschiedenheit der Schule und des Lehrers, der sich ein Auto anschafft, etwas gemildert. Andererseits erhöhen sich die Gefahren für die Schüler. Die Fichtenreihe an der Straße wird wegen der erforderlichen Übersichtlichkeit gerodet.

1959 - Zum 1. September 1959 wird Lehrer Große nach 8 Jahren und 8 Monaten auf eigenen Wunsch nach Osnabrück versetzt. Sein Nachfolger wird der Lehrer z.A. Harro Treller, der im Juni seine 1. Lehrerprüfung ablegte. Zur Unterstützung kommt ab Oktober die 2. Lehrkraft aus Echteler mit halber Stundenzahl nach Echtelerfeld und übernimmt das 1./2. Schuljahr. Nach Auszug des Ehepaares Große steht die Lehrerwohnung leer. Lehrer Treller ist privat untergebracht.

1960 - Die Schülerbücherei, die seit langer Zeit nicht mehr benutzt wurde, wird wieder instand gesetzt, erweitert und im Februar 1960 in Betrieb genommen. An jedem Mittwoch werden Rechtschreib- Übungsstunden für schwache Schüler angesetzt, an denen etwa 15 Schüler regelmäßig teilnehmen.

Nach Versetzung der abgeordneten Lehrkraft ist die Schule ab 1. April 1960 wieder einklassig. In der Schule werden u.a. folgende Verbesserungen eingeführt: Zur besseren Kontrolle der Hausaufgaben werden zwei Haushefte angelegt. Kugelschreiber werden abgeschafft; alle Hefte bekommen Umschläge. Die Schulbücher werden repariert und eingebunden. Das Lehrmittelzimmer wird aufgeräumt und alles, besonders die Anschauungskarten, übersichtlich geordnet. Die Inventarlisten werden z.T. neu geschrieben. Die Klassenräume erhalten Blumenvasen und Blumentöpfe mit geschmackvollen Umtöpfen. Ableger bringen die Kinder mit. Ein Schüler fertigt Holzleisten an zum Befestigen von Kinderarbeiten und Anschauungsmaterial. Die Schüler stellen sich nach der Pause wieder auf und laufen nicht mehr wild durcheinander in die Klasse hinein. Es wird eine neue Schulordnung aufgestellt und ein Helfersystem aufgebaut.

In einer Elternversammlung wird über Probleme der Schularbeit in der einklassigen Volksschule gesprochen. Ein mehrtägiger Schulausflug wird abgelehnt. Man wünscht, die Kinder abends wieder zu Hause zu haben. Die örtliche Presse berichtet über die Bundesjugendspiele, die gemeinsam von Echteler und Echtelerfeld durchgeführt werden und gute Erfolge bringen. Lehrer Treller richtet zusätzlich eine Hausaufgabenhilfe am Nachmittag ein und unterrichtet das 1. Schuljahr zusätzlich 2 Unterrichtsstunden.

1961 - Wegen Erkrankung des Lehrers Teller im Januar wird der Unterricht von den Lehrern aus Echteler mit übernommen. Auf eigenen Wunsch verlässt Lehrer Treller Ostern 1961 Echtelerfeld und geht zur Altendorfer Schule nach Nordhorn. Den Unterricht übernimmt das Ehepaar Wirkus. In der Unterstufe sind 29 Schüler, in der Oberstufe 23 Schüler. Die Schule ist wieder zweiklassig.

1962 - Das 9. Schuljahr wird eingeführt. Die Schüler fahren zu Volksschule Wilsum. Die Eltern sind überwiegend gegen das 9. Schuljahr, da sie die Notwendigkeit nicht einsehen. Ein besonderes Erlebnis für die Oberstufe ist eine viertägige Fahrt zum Dörenberg bei Osnabrück mit Übernachtungen in der Jugendherberge. Es nehmen 16 Schüler teil. Ab Oktober fällt Frau Wirkus für einige Zeit aus, so dass die Schule vorübergehend einklassig wird.

1964 - Die Schüler des 7./8. Schuljahres werden nach Wilsum abgeschult, wo eine Mittelpunktschule für Wilsum, Ratzel, Wielen und Echtelerfeld entstehen soll. Nach Prüfung der vorhandenen Schülerzahlen werden die Schulen Echtelerfeld und Echteler 1 1/2 klassig. Frau Wirkus übernimmt die 1./2. Schuljahre an beiden Schulen. Auf eigenen Wunsch verlässt das Ehepaar Wirkus zum 1.8.1964 Echtelerfeld und wird nach Waldseite bei Gildehaus versetzt. Vorübergehend, vom Oktober 1964 bis Ostern 1965, übernimmt Lehrer Pätzmann die Schule.

1965 - Der Lehrer z.A. Willi vom Baur übernimmt Ostern 1965 die einklassige Volksschule Echtelerfeld. Die Schule besuchen 29 Schüler aus den Schuljahren 1- 5. Schulleiter der Schulen Echteler und Echtelerfeld wird Lehrer Prütz aus Echteler. Herr vom Baur wohnt weiter in seinem Heimatort Veldhausen, da die Wohnung in Echtelerfeld umgebaut wird. Erst im Dezember bezieht er hier ein Zimmer.

1966 - Da Lehrer Prütz zu einem Sonderschullehrgang in Hannover beurlaubt wird, wird dem Lehrer z.A. vom Baur die Schulleitung beider Schulen übertragen. Erstmalig radeln Schüler einmal in der Woche zum Hallenbad nach Emlichheim, um schwimmen zu lernen. Ein vollkommen neues Erlebnis!

1967 - Die Schulchronik endet am 11.1.1967. Von Lehrer Tebbenhoff erfolgt noch der Vermerk: "Von nun an siehe Schulchronik Echteler." Aus der Schulchronik von Echteler geht hervor, dass mit Einführung der Förderstufe an der Ev. Volksschule Emlichheim zum 1.8.1967 das 5. und 6. Schuljahr dorthin abgeschult wird. In Echteler verbleiben nur die Schuljahre 1 - 4. Über den zwischenzeitlichen Lehrereinsatz in Echtelerfeld liegen keine Angaben vor.

1968 - Das Lehrerehepaar Tebbenhoff kommt zum 1.8.1968 nach Echteler (Frau Tebbenhoff) und Echtelerfeld (Herr Tebbenhoff).

1969 - Nach längeren Verhandlungen beschließen die Gemeinderäte von Echteler und Heesterkante, ein Dorfgemeinschaftshaus und ein Schulzentrum anzulegen. Dieser Beschluss wird vom Schulrat und vom Landkreis unterstützt. Zur sofortigen Verbesserung der Situation werden die Schüler der Grundschulen Echteler und Echtelerfeld am Standort Echtelerfeld zusammengelegt. Es werden 2 Klassen, das 2./3. Schuljahr mit 32 Schülern und das 1. Schuljahr mit 15 Schülern gebildet. Herr Tebbenhoff wird mit 11 Stunden nach Wilsum abgeordnet.

Da der Standort Echtelerfeld nicht zentral liegt, gehen die Bemühungen unvermindert weiter, an zentraler Stelle einen Schulneubau zu erstellen. Dies wird jedoch von der Regierung in Osnabrück abgelehnt. Damit endet die Geschichte der Grundschule Echtelerfeld, die vor 33 Jahren als Ev. Volksschule gegründet wurde.

2012 - Schulentlassung vor 55 Jahren: Am 15. März 1957 wurden 12 Kinder aus der Ev. Volksschule Echtelerfeld von ihrem Klassenlehrer Fritz Große entlassen. Jetzt trafen sich neun von ihnen im "Kleinen Cafe" in Echteler wieder. Die Anfahrtswege waren kurz, denn alle Ehemaligen sind in der Niedergrafschaft geblieben. Auf dem Treffen wurden alte Schulerlebnisse noch einmal zum Besten gegeben. Viele erinnern sich noch an die kargen Verhältnisse in den 50er Jahren. Der Fußweg zur Schule war sehr beschwerlich und häufig nur mit Stiefeln zu bewältigen. Im Herbst mussten alle Schüler beim Kartoffelsammeln helfen. Dann fielen in der Volksschule auch schon mal die letzten Unterrichtsstunden aus. (GN; 4/2012)

Quellen:
Schulchronik der Ev. Volksschule Echtelerfeld, 1951 - 1967
Angaben aus der Schulchronik der Ev. Volksschule Echteler

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