Grafschafter Schulgeschichte

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Em-29

Entwicklung des Schulwesens in der Samtgemeinde Emlichheim

Jugendbildungsstätte Emlichheim

Die "Jubi" hat stürmischen Zeiten gestrotzt

Am Anfang stand ein Rechenfehler: Der Pastor Günther Nitsche wollte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Emlichheim ein Jugend- und Gemeindeheim bauen. Er bat seinen Kameraden aus dem Kriegsgefangenenlager, den Zementunternehmer Dykerhoff, um 40 Tonnen Zement. Nitsche hatte dabei jedoch Tonnen mit Zentnern verwechselt. Er knüpfte Kontakte zur Firma Wintershall, die in der Niedergrafschaft nach Erdöl bohrte und ständig Zement zum Abdichten von Wassereinbrüchen benötigte. Wintershall stellte als Gegenleistung einen Architekten und weitere Unterstützung für die Baupläne des Pastors zur Verfügung. So wurde noch vor der Währungsreform 1948 ein Jugend- und Gemeindehaus gebaut, aus dem sie das so genannte "Grenzlandheim" entwickelte.

In diesem Haus wurde mehrere Jahrzehnte lang Jugend- und Bildungsarbeit betrieben. Da man nicht immer auf die betriebswirtschaftliche Seite geachtet hatte und sich auf die Förderpraxis des Landes Niedersachsen verließ, geriet das Haus im Jahr 1990 in eine erhebliche Krise. Das Land teilte mit, dass es die Förderung einstellen wolle. In intensiven Verhandlungen konnte erreicht werden, dass die Förderung durch das Land erst ab 1998 auslief.

Die Einrichtung war inzwischen in "Jugendbildungsstätte" umbenannt worden. Nach einigen Übergangsregelungen konnte sie sich nur noch auf Zuschüsse des Landkreises, der Samtgemeinde, des lutherischen Kirchenkreises und der lutherischen Gemeinde Emlichheim stützen. Dennoch drohte gelegentlich der Konkurs.

Nach umfangreichen Sanierungsanstrengungen konnte der Haushalt wieder ausgeglichen werden. Unter der Leitung des früheren Samtgemeindedirektors Horst Kammel glaubte man wieder an eine Perspektive. (GN, 19. April 2007)

2500 Euro für die Jugendbildungsstätte: Dank einer Zuwendung der Grafschafter Volksbank konnte die Jugendbildungsstätte Emlichheim ihren PC-Raum modernisieren. Diese Unterstützung ist für die Jugendbildungsstätte ein entscheidender Beitrag dafür, auch künftig eine zeitgerechte Aus- und Fortbildung der Jugendlichen und weiterer Nutzer zu gewährleisten. Zahlreiche Bildungsmaßnahmen erfolgen dort: Schulungen der Teilnehmer der Jugendwerkstatt sowie der Teilnehmer von Langzeitarbeitslosenprojekten, Berufsvorbereitungskurse mit Schülern der Haupt- und Realschule Emlichheim, Lehrgänge mit Internetrecherche für Schüler, Konfirmanden und andere Jugendliche.

Darüber hinaus führt das Grafschafter Comeback zweimal wöchentlich Beratungsgespräche mit Arbeitslosen durch. Dabei sind die Möglichkeiten vorhanden, im Internet zu recherchieren, Bewerbungsmappen anzufertigen und Daten zur Erstellung eines Persönlichkeitsprofils im Jobnetzwerk des Grafschafter Comeback einzugeben. Ferner finden PC- und Internetlehrgänge für Frauen und für Teilnehmer ab 55 Jahren statt. (GW,2.12.2009; GWaS, 29.11.2009)

2011 - Neue pädagogische Leiterin: Im März 2000 verließ mit Ann-Katrin Preuschoft die letzte pädagogische Leiterin die Emlichheimer Jugendbildungsstätte. Seitdem war die Stelle unbesetzt. Seit dem 1. Februar ist Christina Breman als neue pädagogische Leiterin im Amt. Ingo Wiesler, Vorsitzender des Trägervereins, und der geschäftsführende Leiter Horst Kammel stellten die neue Kraft vor. Die Emlichheimerin Christina Breman studierte an der Universität Oldenburg Pädagogik mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik. Seit März 2008 arbeitete die 27-jährige als Jugendreferentin bei der Herrnhuter Brüdergemeine in Neugnadenfeld.

Wiesler führte aus, "wie es zu der elfjährigen leitungslosen Zeit kommen konnte. In finanziell gesicherten Zeiten sei die Jugendbildungsstätte (Jubi) als eine von drei niedersächsischen staatlich anerkannten Jugendbildungsstätten jährlich mit über 800.000 Mark gefördert worden. Damit sei sie „hervorragend sachlich und personell ausgestattet“ gewesen. Die Jubi habe ein hohes Ansehen genossen. Selbst Bundespräsident Christian Wulff habe geschrieben, dass sein erstes politisches Seminar als 16-jähriger in der Jubi prägend gewesen sei, berichtete Wiesler.

Als dann der Landtag 1991 beschlossen habe, die Jubi aus der Förderung herauszunehmen und bis 1998 auf Null zu fahren, habe sie vor dem Konkurs gestanden. „Er konnte durch eine Rettungsaktion von Kirche, Landkreis und Samtgemeinde abgewendet werden“, so Wiesler. Die gemeinsamen jährlichen Zuschüsse von 50 000 Euro setzten der Einrichtung jedoch enge Grenzen. „Dringend erforderlich sind Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten,“ stellte Wiesler fest. Dass die Jubi inzwischen die Talsohle überwunden habe, sei Horst Kammel zu verdanken, der seit 2002 als ehrenamtlicher Geschäftsführer tätig sei und die Wirtschaftlichkeit des Hauses in den Vordergrund stellte. Trotz des Aufwindes könne nach Auffassung von Wiesler eine derzeitige Auslastung von 35 Prozent jedoch nicht Dauerzustand sein". (GN, 5.7.2011)

Nach neun Jahren als nebenamtlicher Geschäftsführer der Emlichheimer Jugendbildungsstätte (Jubi) wird Horst Kammel in einer Feierstunde verabschiedet. Trägervereins-Vorsitzender Ingo Wiesler führte aus, dass Kammel "durch seine Kompetenz und sein Engagement weit mehr als nur eine ehrenamtliche Tätigkeit wahrgenommen" habe. Ihm sei es gelungen, mit seiner Sachkentnis und Hartnäckigkeit die Jubi vor ihrem endgültigen Aus zu bewahren und wieder auf tragfähige Beine zu stellen. Gleichzeitig wird Frau Christine Bremann offiziell in ihr Amt als hauptamtliche Geschäftsführerin eingeführt. (GN, 22.8.; GW, 24.8.2011)

2014 - Ende des Jahres 2014 kam das endgültige Aus für die "Jugendbildungsstätte Emlichheim". Die Mitglieder des Grenzlandheim e.V. beschlossen im Juli 2014, dass ihr Trägerverein aufgelöst wird. „Dies bedeutet, dass die Jugendbildungsstätte Emlichheim in der jetzigen Konstellation nicht weitergeführt werden kann“, sagte Vorstandsvorsitzender Dr. Bernd Brauer, zugleich Superintendent des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emsland-Grafschaft Bentheim. Den Mitarbeitern wurde gekündigt.

In den vergangenen Wochen und Monaten war es dem Vorstand nicht gelungen, ein wirtschaftlich tragfähiges Fortführungskonzept zu erarbeiten. „Aber letztlich waren alle Bemühungen erfolglos“, räumte der Superintendent ein. Es sei insbesondere nicht gelungen, neue Träger oder Geldgeber für die „Jubi“ zu gewinnen. Damit hat die Einrichtung keine tragfähige wirtschaftliche Basis mehr.

Gebäude und Grundstück gehören der lutherischen Kirchengemeinde Emlichheim. Sie wird darüber entscheiden, was damit geschehen wird. (GN, 23. Juli 2014)
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