Grafschafter Schulgeschichte

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Mikin

Biographien Grafschafter Lehrerinnen und Lehrer

Otto Mikin

1956 bis 1978 Leiter des Gymnasiums Nordhorn

"In einer festlichen Stunde des Wünschens und Hoffens, des Mahnens und Verpflichtens wurde am Dienstagvormittag der neue Leiter des Nordhorner Gymnasiums, Oberstudiendirektor Mikin, durch den Schuldezernenten der Regierung, Oberschulrat Dr. Möller, in sein verantwortliches Amt eingeführt. Mit dem Kollegium, mit Schülern und Eltern hatten sich Vertreter der Behörden, der Kirchen und der Industrie und viele, die sich in irgendeiner Weise dieser Bildungsstätte verbunden fühlen, eingefunden, um den neuen Hausherrn durch einen herzlichen Willkommensgruß ihrer Bereitschaft zu vertrauensvoller Mit- und Zusammenarbeit zu versichern."

Mit diesen einleitenden Worten berichteten die Grafschafter Nachrichten am 17. Oktober 1956 ausführlich von der feierlichen Amtseinführung von Oberstudiendirektor Otto Mikin als dem neuen Schulleiter des Gymnasiums Nordhorn, des damals einzigen Gymnasiums in der Grafschaft Bentheim mit weniger als 700 Schülerinnen und Schülern. Mit viel Pathos haben viele Redner auf die besondere pädagogische Verantwortung eines Schulleiters hingewiesen. Otto Mikin selbst hat bei dieser Einführung als sein Ziel formuliert, er wolle sein Amt nach bestem Wissen und Gewissen aus Verantwortung vor Gott verwalten, dem geistigen Erbe abendländischer Kultur verpflichtet.

22 Jahre später, am 26. Juli 1978, berichteten die Grafschafter Nachrichten ebenso ausführlich von seiner feierlichen Verabschiedung in den Ruhestand: "Die Liste von 15 Rednern bot beste Voraussetzung dafür, dass des scheidenden Direktors Mikin Wirken aus jedem möglichen Blickwinkel gewürdigt werde... Otto Mikin machte aus seinem pädagogischen Herzen keine Mördergrube, als er nach Dankesworten für all die lobpreisenden Reden... in die bundesdeutsche Bildungszukunft schaute und den Wunsch aussprach: Bei allen Reformen bitte an die Menschen denken, an denen sie erprobt werden sollen. ..." und: "Es sollten endlich auch einmal die ‚Sonderschüler’ besonders gefördert werden, die mit Gaben und Wissen und Willen andere weit überragen. So könne die Bundesrepublik Neuland betreten, das in manch anderem Land schon keines mehr ist."

In diesen wenigen Zeilen werden wesentliche Elemente seines Wirkens am Gymnasium Nordhorn, in der Stadt – zum Beispiel im Kulturausschuss und im Schulausschuss – und in der Grafschaft deutlich: sein Pflichtbewusstsein, seine Überzeugung von der Verantwortung von Schule und Gesellschaft gegenüber den jungen Menschen, auch gegenüber den Hochbegabten. Zu Erwähnen ist auch sein Einsatz für die internationalen Kontakte der Schule und besonders für die Schulpartnerschaften mit dem Christelijk Lyceum Almelo (seit 1958) und mit dem Gymnasium in Montiviliers (seit 1961, aus dieser Schulpartnerschaft ist 1963 die Städtepartnerschaft zwischen Nordhorn und Montivilliers erwachsen). Zu erwähnen ist auch sein erfolgreiches Wirken in der Lionsbewegung in der Grafschaft Bentheim seit 1963.

Als ich Anfang 1968 meinen Dienst am Gymnasium Nordhorn antrat, begegnete er dem jungen Kollegen mit freundlicher Zuwendung und mit helfendem Wohlwollen. Seine selbstverständliche Autorität ließ ihn leicht auf die Anrede "Herr Direktor" verzichten. In dieser Zeit der stark wachsenden Schülerzahlen (über 1100 Schüler, trotz der Gymnasien in Bad Bentheim und Neuenhaus), der Raumenge mit Außenstelle und Behelfsräumen und des großen Lehrermangels war es ihm immer wichtig, junge Kollegen nach Nordhorn zu holen – übrigens mit viel Unterstützung aus Wirtschaft und Politik –, sie zu fördern und in Nordhorn zu halten. Sehr viele Referendare des Studienseminars in Meppen haben ihre praktische Ausbildung in Nordhorn absolviert und sind als Kollegen an ihrer Ausbildungsschule geblieben – ein gutes Zeichen für das Schulklima am Gymnasium Nordhorn.

Mit väterlicher, später den Schülern gegenüber auch großväterlicher Gelassenheit, aber auch ironischer Distanz angesichts der sich in rascher Folge ablösenden Reformen behielt er den Blick frei für das Wesentliche, für die auf christlichem Fundament ruhende Verantwortung für die an der Schulgemeinschaft beteiligten Menschen. Sein Humor, sein riesiger, immer wieder treffend eingesetzter Zitatenschatz, seine launigen Erzählungen aus seiner ostpreußischen Heimat haben den Direktor Mikin in vielen dienstlichen und privaten Gesprächen hinter dem Menschen Otto Mikin zurücktreten lassen. Nach seiner Pensionierung 1978 war es etwas ruhiger um ihn geworden, aber er war seiner alten Schule weiter eng verbunden, wofür auch die bis in die letzte Zeit reichenden Kaffeenachmittage mit seinen inzwischen drei Nachfolgern im Amt ein gutes Zeugnis ablegen können.

Sehr vielen Kollegen, Schülern und Eltern wird Otto Mikin als kompetenter Schulleiter, als interessanter Gesprächspartner und als väterlicher Mentor in Erinnerung bleiben.

Lebrecht Forke
Quelle: Nachruf in den GN vom 22.2.2007
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