Grafschafter Schulgeschichte

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NOH-27

Entwicklung des Schulwesens in Nordhorn

Gymnasium Nordhorn

Aus der Amtszeit von Oberstudiendirektor Herbert Leonhard 1947 bis 1956

1946 - 1947 - Oberstudienrat Karl Pfeiffer erreicht im Herbst 1946 die Altersgrenze und tritt in den Ruhestand. Verwaltungsoberstudienrat Müller übernimmt auftragsweise die Leitung der Schule. Am 1.4.1947 wird Oberstudiendirektor Herbert Leonhardt Schulleiter der Schule.

Im Winter 1946/47 gibt es "Kohleferien". Nur für die Oberstufe findet der Unterricht im Kolpinghaus statt. Jeder Schüler bringt ein Stück Torf mit, so dass der Kohleofen geheizt werden kann.

Im Frühjahr 1947 wird das erste reguläre Abitur nach dem Kriege abgelegt, davon auch von 43 Schülern, die nach Krieg und Kriegsgefangenschaft einen Sonderlehrgang besucht haben, um ihnen den Zugang zum Studium zu ermöglichen.

Wegen der wachsenden Schülerzahlen war die Schule schon während des Krieges zweizügig geworden. Organisatorisch richtete man eine Einheimischen- und eine Auswärtigenklasse ein, so dass die Einheimischen auch nachmittags unterrichtet werden konnten. Komplizierter wird es, als 1947 einer der beiden Parallelzüge in einen gymnasialen Zweig umgewandelt wird. Seitdem können die in Klasse 7 (früher Quarta) versetzten Schüler zwischen der gymnasialen und der Oberschulform wählen.

1949 - Im Februar 1949 legt der Schulleiter einen Bericht vor, dass bei 550 Schülern in 16 Klassen 7 Klassenräume, 1 Lehrerzimmer, 1 Biologie-/Chemieraum und 2 Sammlungsräume, 2 Werkräume und 1 großer Raum für Schulspeisung fehlen. Er fordert den Ausbau von 3 Klassenräumen und einer biologischen Sammlung im Dachgeschoss des Altbaus.

Im Sommer wird das gesamte Innere der Schule, das bis dahin sehr mitgenommen und verwahrlost ausgesehen hatte, als Gegenleistung für die Überlassung der Klassenräume zu einer Grenzlandmesse durch die veranstaltende Firma renoviert. Kurz vorher hatte die Stadt Nordhorn die Aula neu herrichten lassen, so dass die Schule jetzt, wie ein Vertreter des Kultusministeriums schreibt, "ein vorbildliches Schmuckkästchen" darstellt.

1950 - Seit Ostern 1950 ist die unterste Klasse dreizügig. Da außerdem im übernächsten Jahr mit der Wiedereinführung des 13. Schuljahres zu rechnen ist, werden Baumaßnahmen erforderlich. Alle, die im August mit dem Erweiterungsbau gerechnet haben, für den von der Behörde eine große Summe im Haushaltsplan für 1951 vorgesehen war, werden enttäuscht, als die notwendigen Geldmittel wegen der katastrophalen Finanzlage des Landes Niedersachsen wieder gestrichen werden mussten.

Am 14. September 1950 feiert die "Staatliche Oberschule mit Gymnasium i.E. Nordhorn" ihr 25-jähriges Jubiläum. Insgesamt haben seit der Gründung 2104 Schüler die Schule durchlaufen. In diesem Jahr beträgt die Schülerzahl 583, davon 227 Mädchen. Aus der Stadt Nordhorn kommen 282 Schüler, aus den übrigen Gemeinden des Kreises 301 Schüler. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die erste höhere Schule im Kreis Grafschaft Bentheim vollauf den Erwartungen entsprochen hat, eine Schule für den ganzen Kreis zu sein. Von den 96 Reifeprüflingen der Jahre 1930 bis 1935 sind nicht weniger als 49 nach dem Studium oder der Berufsausbildung in den Heimatkreis zurückgekehrt und hier wieder sesshaft geworden. Von 76 Abiturienten der Oberschule sind 1950 4 Pfarrer, 21 Ärzte (darunter 7 Zahnärzte, 4 Tierärzte), 3 Ingenieure, 1 Jurist, 19 Lehrer (darunter 1 Studienrat, 1 Landwirtschaftslehrer), 1 Volkswirt, 1 Höherer Forstbeamter, 2 Zollbeamte im Steuerdienst, 7 Kaufleute und 14 Hausfrauen.

1954 - Am 18.9.1954 wird der Erweiterungsbau mit der Front zum Stadtring nach einjähriger Bauzeit eingeweiht. Nach dem Nds. Schulgesetz beträgt die Schulzeit an höheren Schulen erstmals seit 1937 wieder 13 Jahre. 1953 wird deshalb kein Abitur abgenommen. Die Oberschule geht am 1.10.1954 in die Trägerschaft der Stadt Nordhorn über. Ein Ministerialerlass legt fest, dass es nur noch zwei Zeugnistermine gibt: Ostern und im Herbst; das Weihnachtszeugnis entfällt. Der Elternsprechtag wird verbindlich vorgeschrieben.

1956 - Zum 1.4.1956 tritt der Schulleiter, Oberstudiendirektor Herbert Leonhardt, nach neunjähriger Tätigkeit in Nordhorn in der Ruhestand. Er stirbt am 13. Juli 1962 im Alter von 71 Jahren. Im Nachruf des Gymnasiums heißt es u.a.: "Er hat die Leitung des Gymnasiums Nordhorn in der Notzeit von 1946 übernommen und die Schule bis zum Eintritt in seinen Ruhestand Ostern 1956 betreut. Als Schulleiter war er ein Vorbild an Pflichterfüllung, Kollegialität und Aufgeschlossenheit für wissenschaftliche und musische Fragen. Seine Herzensgüte und sein Humor werden seinen Mitarbeitern und Schülern unvergessen bleiben".

Erst am 1.10.1956 tritt der Nachfolger, Oberstudiendirektor Otto Mikin, sein Amt an. Er war vorher am Ulrichs-Gymnasium in Norden tätig.

Zum 30.9.1956 verlässt der Studienrat Dr. Ernst Joachim Schaede das Gymnasium Nordhorn. Die Stadt Nordhorn verleiht ihm den Goethepreis für seine Verdienste beim Aufbau des Kulturprogramms der Stadt in der Zeit von 1946 bis 1956.

Quellen:
H. Leonhardt, Nordhorner Oberschule 25 Jahre, Bentheimer Heimatkalender 1951, S. 44
Winfried Zander, Geschichte des Gymnasiums Nordhorn 1925 - 2000.In: Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Gymnasiums Nordhorn, Nordhorn 2000
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben

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