Grafschafter Schulgeschichte

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NOH-28

Entwicklung des Schulwesens in Nordhorn

Gymnasium Nordhorn

Aus der Amtszeit von Oberstudiendirektor Otto Mikin 1956 bis 1978

1956 - Zum 1.4.1956 tritt der Schulleiter, Oberstudiendirektor Herbert Leonhardt, nach neunjähriger Tätigkeit in Nordhorn in der Ruhestand. Erst am 1.10.1956 tritt der Nachfolger, Oberstudiendirektor Otto Mikin, sein Amt an. Er war vorher am Ulrichs-Gymnasium in Norden tätig.

In einer Feierstunde in der Aula des Gymnasiums wird der neue Schulleiter von Oberschulrat Dr. Möller aus Hannover, dem zuständigen Dezernenten der Schule, am 16. Oktober 1956 in sein Amt eingeführt. Oberschulrat Dr. Möller dankt den früheren Schulleitern, die Oberstudiendirektoren Pfeiffer und Leonhard und nicht zuletzt Oberstudienrat Müller und Oberstudienrätin Spekker für die vorbildliche Überbrückung des "Interregums". Er skizziert kurz den bisherigen Lebens- und Berufsweg des neuen Schulleiters von Ostpreußen über Ostfriesland nach Nordhorn. Die Feierstunde wird durch Darbietungen des Schulchors unter Leitung von Obermusiklehrer Gärtner und des Singkreises unter Leitung von Studienrat Dr. Heidorn umrahmt (GN und GT,17.10.1956).

In einer Pressebesprechung gibt Oberstudiendirektor Mikin Auskunft über die augenblickliche Situation der Schule. Trotz des Erweiterungsbaus von 1954 fehlen im Gymnasium bereits wiederum fünf Klassenzimmer. Die Schülerzahl beträgt knapp 700. Für Ostern 1957 liegen 92 Neuanmeldungen vor. Der Probeunterricht findet vom 14. bis 19. Januar statt. Zur Zeit sind an der Schule 41 Lehrkräfte tätig, davon neun nebenberuflich. Um tüchtige Kräfte zu halten und neue zu verpflichten, ist die Wohnungsfrage von ausschlaggebender Bedeutung (GT, 19.12.1956).

1957 - 41 Abiturienten werden in der Aula in Anwesenheit von Landrat Zahn und Bürgermeister Opolony verabschiedet. Seit Beginn der Abiturprüfungen 1930 stehen jetzt 709 Abiturnamen, davon 211 Mädchennamen, im Schularchiv (GN und GT, 2.3.1957).

In einer Elternversammlung erfahren die Eltern aus dem Munde des Schulleiters nähere Informationen über die Auswirkungen der neuen Stundentafel, welche der Nds. Kultusminister im Zuge der Vereinheitlichung des Höheren Schulwesens festgesetzt hat. Die Neuregelung bringt eine Vermehrung des Unterrichts in den mathematisch- naturwissenschaftlichen Fächern bis zur Klasse 10 mit sich. Der Sportunterricht wächst von 2 auf 3 Wochenstunden bis Klasse 8 und ab Klasse 12. In diesem Zusammenhang erwähnt Herr Mikin die Turnhallen- und Sportplatznot des Gymnasiums. Auch sonst hat er einige Sorgen zu vermelden:
- Beschwerden der Stadt und der Bentheimer Eisenbahn über das Verhalten der Schüler
- Gefahr der Wiedereinführung von Schichtunterricht für einige Klassen, da fünf Klassenräume fehlen
- Fehlende Lehrkräfte für den Ev. Religionsunterricht, da Pastoren nicht mehr zur Verfügung stehen.
Durch 86 Schulneulinge steigt die Schülerzahl ab Ostern auf 730. Erstmals wird zur Lösung der Raumprobleme der Bau einer weiteren Oberschule in der Grafschaft ins Gespräch gebracht (GN und GT, 14. und 16.3.1957).

In einer Feierstunde wird OSTD a. D. Dr. Dotzenrath in den Ruhestand verabschiedet. Nach 25 Jahren nehmen sechs ehemalige Abiturienten aus Düsseldorf an der Feierstunde teil. Sogar aus Bordeaux meldet sich ein Franzose, um bei diesem Anlass seinem Deutschlehrer noch einmal zu danken. Dr. Dotzenrath war bis zum 2. Weltkrieg Studienrat in Düsseldorf und ab 1943 Leiter einer höheren Schule im Großherzogtum Luxemburg. Ab September 1949 unterrichtete er dann in Nordhorn (GN und GT, 1.4.1957).

50 Schüler der Klassen 13 L und 12 L fahren für drei Tage in die Landeshauptstadt Hannover und nehmen u.a. an einem Tag an einer Landtagssitzung teil. Die Personalreferentin des Landtages und der Landtagsabgeordnete Landrat Zahn führen die Schüler in die Arbeit des Landtages und das umfassende Tätigkeitsfeld der Landtagsabgeordneten ein. Solche Fahrten im Dienste politischer Erziehung und allgemeiner Bildung werden vom Gymnasium seit 1953 in jedem Jahr im Wechsel nach Hannover und die Bundeshauptstadt Bonn durchgeführt (GN, 18.5.1957).

Die Nordhorner Oberschule führt ab 1957 die offizielle Bezeichnung "Gymnasium Nordhorn"

In den 50er Jahren finden jährlich im Regierungsbezirk Osnabrück die Grenzlandwettkämpfe der Gymnasien mit Turnen, Gymnastik, Schwimmen, Ballspielen und Leichtathletik statt. 1957 finden erstmals in Nordhorn die 7. Grenzlandwettkämpfe statt, an denen die 17 höheren Schulen des Regierungsbezirks mit insgesamt 640 Schülern teilnehmen. Die 540 auswärtigen Sportler werden alle bei Gasteltern untergebracht. Unter den vielen Ehrengästen sieht man u.a. Oberschulrat Dr. Möller vom Kultusministerium, Regierungssportrat Dr. Benecke, Bürgermeister Opolony mit Vertretern der Stadtverwaltung und der Sportvereine sowie die Direktoren der meisten Gymnasien und ihre Lehrerschaft. Am siegreichsten ist das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Osnabrück. (GN und GT, 7.,8.,10. und 14.9.1957).

Ab 1955 werden in einer Filmarbeitsgemeinschaft (FAG) Filme "von Schülern für Schüler" erstellt. Vom Drehbuch bis zur Vertonung wird alles unter Anleitung von Studienrat Nolle in Eigenarbeit geleistet. Der jetzt fertiggestellte dritte Film befasst sich mit der Hessischen Senke, Mainfranken und dem Mittelrhein. Die Aufnahmen sind bei einer Fahrt der zehnköpfigen Schülergruppe im Juni entstanden (GN und GT, 2.11.1957).

1958 - Zum Probeunterricht, der am 20. Januar beginnt, werden 122 Volksschüler aus 25 Landschulen (im Vorjahr 98 Schüler aus 19 Landschulen) angemeldet. Von der Grundschule müssen das Zeugnis und ein zusammenfassendes Gutachten vorgelegt werden. Der Probeunterricht wird von einem Lehrer des Gymnasiums und einem Grundschullehrer gemeinsam in kleinen Gruppen durchgeführt (GT, 8.1.1958).

In den folgenden Jahren stellen sich drei Dauerprobleme. In einer Elternversammlung berichtet Herr Mikin:
1. Es werden zwar Lehrkräfte eingestellt, aber dem steht eine starke Fluktuation gegenüber, so dass sich die Unterrichtsversorgung kaum verbessert. Aufgrund des Lehrermangels fallen 20 bis 30 % des Unterrichts in einzelnen Sachfächern und 50 % des Jungensports aus. Arbeitsgemeinschaften und zusätzliche Fremdsprachen können nicht angeboten werden.
2. Nach dem Neubau am Stadtring 1954 besteht jetzt wieder Raummangel. Allein von 1956 bis 1958 stieg die Schülerzahl von 680 in 23 Klassen auf 772 in 26 Klassen, für die nur 18 Klassenräume und drei zweckentfremdete Räume zur Verfügung stehen. Eine Lösung wäre die Übernahme des Berufsschulgebäudes am Promenadenweg, wenn an anderer Stelle ein Berufsschulzentrum gebaut würde.
3. Schwierigkeiten bereitet die Aufnahme von Mittelschülern in die 7. Klassen, weil die Klassenfrequenzen in den 7. - 10. Klassen um die 40 Schüler betragen, außerdem die mangelnden Kenntnisse in Französisch Unruhe in die Gymnasialklassen brächten. Der anwesende Schulrat Kollmann schlägt vor, dass die Lehrkräfte beider Schulen engeren Kontakt aufnehmen und entsprechende Absprachen treffen sollten (GN und GT, 8. und 9.5. 1958).

Die Anregung in der Schülerzeitung des Gymnasiums "Die Brücke", der Schule den Namen "Stresemann-Gymnasium" zu geben, wird zurückgewiesen, weil Stresemann 1925 keinen erkennbaren Beitrag zur Gründung des Gymnasiums geleistet habe (GN, 13.12.1958).

Die örtliche Presse berichtet ausführlich über eine weihnachtliche Feierstunde im Gymnasium. Die Schüler schicken auf Initiative der Schülermitverwaltung Geschenkpakete an bedürftige Menschen in der Sowjetzone (GN und GT, 12., 19. und 23.12,1958).

1959 - Im September 1958 finden erste Kontakte mit dem Christelijk Lyceum Almelo statt, die sich zu regelmäßigen Treffen der Schüler im sportlich-musischen Wettstreit entwickeln. Ein erster Besuch von 37 Schülern erfolgt im Januar 1959. (GN und TP, 26./27.1.1959). Der Gegenbesuch in Almelo erfolgt am 10. April (GN, 14.4.1959).
Diese regelmäßigen gegenseitigen Begegnungen, über die in der Presse jeweils ausführlich berichtet wird, enden erst 1989 nach 30 Jahren.

Hilferuf aus dem Gymnasium
Diese Überschrift ziert eine Sonderseite in der Grafschafter Tagespost am 14. Mai 1959. Im Vorspann heißt es: "Unser Gymnasium hat Sorgen. Die Erweiterung des Gebäudes ist hinter der übrigen Entwicklung zurückgeblieben: Das Haus gleicht einem Anzug, der für einen zwölfjährigen Jungen zugeschnitten wurde, den er aber auch noch am Tage seiner Volljährigkeit tragen muss. Es ist in der Öffentlichkeit viel zu wenig bekannt: Der Kreis Grafschaft Bentheim bildet heute mit der Zahl der höheren Schüler - auf die Einwohnerzahl umgerechnet - das Schlusslicht im nordwestdeutschen Raum. In dem ausgesprochen landwirtschaftlich orientierten Kreis Meppen kommen auf 10000 Einwohner 190 höhere Schüler, im Kreise Aurich sind es 128, im Kreise Lingen 120, im Kreise Norden (ohne Stadt Emden) 110, im Kreise Aschendorf-Hümmling 93, im Kreise Leer 91 - und in der Grafschaft Bentheim 72!! Der niedersächsische Landesdurchschnitt liegt bei 148, der Bundesdurchschnitt bei 158 höheren Schülern auf 10000 Einwohnern (Zahlen aus dem Jahre 1957)".

Zu den Verhältnissen in Nordhorn: 1951 waren es 545 Oberschüler, 1959 793 (145,5 %). Die Zahl der Mädchen erhöhte sich von 221 auf 282 (127,6 %), die Zahl der Einheimischen (Nordhorner) von 269 auf 451 (167,7 %), der Auswärtigen von 276 auf 342 (123,9 %), die Zahl der Abiturienten von 28 auf 65 (232,1 %).
In dem Artikel heißt es:" Wenn nicht baldmöglichst die bei dem Erweiterungsbau 1954 weggefallenen sechs Klassenräume errichtet werden können, ist die Direktion des Gymnasiums gezwungen, ab Ostern 1960 nur noch zwei Grundklassen (jetzt drei) zu führen."

Es erscheinen zahlreiche Presseartikel mit folgenden Überschriften:
- Grafschafter Nachrichten am 14.5.1959: Elternschaft des Gymnasiums fordert: Beseitigt die Raumnot! Dringende Appell an die Stadt und den Kreis"
- Grafschafter Rundschau am 14.5.1959: "Elternversammlung des Gymnasiums: Raumnot gefährdet die Erziehungs- und Bildungsaufgabe/ Es fehlen sechs Klassenräume/ Erweiterungsbau noch in diesem Schuljahr gefordert/ Resolution an Stadt und Kreis"
- Grafschafter Rundschau am 15.5.1959: "Die Statistik beweist es: Der Kreis Bentheim bildungsmäßig unterentwickelt/ Im Bundesdurchschnitt entfallen auf 10.000 Einwohner 158 höhere Schüler, im Kreis Bentheim aber nur 72/ Ein zweites Gymnasium ist deshalb dringend erforderlich"
- Grafschafter Tagespost am 15.5.1959: "Das Ziel für die nächsten Jahre: Zweites Gymnasium für die Grafschaft/ Die Meinung der Elternschaft: Der Kreis hat die Pflicht, einen Beitrag zum höheren Bildungswesen in der Grafschaft zu leisten"
- Emsland- Nachrichten am 16.5.1959: "Nordhorner Gymnasium ein Stiefkind/ Elternschaft fordert durchgreifende Hilfsmaßnahmen"
- Nordhorner Tageblatt am 30.5.1959: "Drei Schulbaracken als Notlösung/ Die Empfehlung der Elternschaft an den Rat der Stadt zur Beseitigung der Schulraumnot im Gymnasium"
- Grafschafter Nachrichten am 2.6.1959: "Nordhorn behält Raumnot des Gymnasiums im Auge/ Der Verwaltungsausschuss verwahrt sich gegen ´diktatorisches` Vorgehen des Elternausschusses"
- Grafschafter Nachrichten am 13.6.1959: "Zur heutigen Kreistagssitzung: Beseitigt die Raumnot des Gymnasiums/ Ordnungsmäßiger Unterricht nicht mehr gewährleistet"
- Grafschafter Nachrichten am 2.7.1959: "Pressekonferenz des Nordhorner Verwaltungsausschusses: Buntes Nordhorner Mosaik/ Probleme um das Nordhorner Gymnasium wurden beleuchtet/ ..."
- Grafschafter Tageblatt am 3.7.1959: "Welche Formulierung ist richtig: `Katastrophale Raumnot` oder ´einige Unbequemlichkeiten`? Die Stadt erkennt die Raumsorgen des Gymnasiums an, hält sie aber nicht für tragisch/ ..."
- Grafschafter Rundschau am 3.7.1959: "Gymnasium sagt ´Raumnot`/ Stadtdirektor spricht von ´gewissen Unbequemlichkeiten`/ Die Stadt hat finanzielle Sorgen/ Erweiterungsbau kann nicht ´übers Knie gebrochen`werden"

Ehemalige Abiturienten der einzigen höheren Schule des Kreises, die im Laufe der Jahrzehnte Aufbauschule, Oberrealschule und Oberschule war und heute ein Gymnasium ist, treffen sich zu einem "Abend der Begegnung", um im "Club der Ehemaligen" eine größere Verbundenheit zu ihrer ehemaligen Schule herzustellen (GN und GT, 28.9.; GR, 29.9.1959).

1960 - Im September 1959 hat die Stadt einen Erweiterungsbau mit der Front zum Postdamm beschlossen. Der Anbau soll neben sechs Klassenräumen auch einige dringend notwenige Nebenräume enthalten. Die Kosten belaufen sich auf rund 300000 DM (GN, GT und GR,3.9.; GT, 4.9.1959). Der "erste Spatenstich" erfolgt einen Tag vor Weihnachten, das Richtfest dann im April 1960 (GN und GT, 2.4.1960). Im Sepember 1960 wird der Neubau mit den sechs Klassenräumen und Nebenräumen (u.a. mit einem Milchkeller) zur Benutzung übergeben. Die Schule ist jetzt auf 30 Klassen mit 840 Schülern angewachsen. 27 Klassen haben jetzt einen eigenen Klassenraum (Gn und GT, 23.9.1960).

Das Bild zeigt das Gymnasium an der Ecke Stadtring - Postdamm mit dem Hauptgebäude und dem Postdammbau. - Bild: H. Ragnitz

Wegen der hohen Schülerzahlen und der weiterhin fehlenden Räumlichkeiten beginnt die Diskussion um die Gründung weiterer Gymnasien in der Grafschaft Bentheim. OStD Mikin äußert "Erwägungen zur Lösung des Gymnasialproblems in der Grafschaft Bentheim". Er nennt und begründet folgende Möglichkeiten:
1. Neugründung eines zweiten Gymnasiums in Nordhorn,
2. Neugründung je eines Gymnasiums in der Obergrafschaft und in der Niedergrafschaft,
3. Neugründung von Progymnasien (bis einschl. Klasse 10 und Einrichtung einer gemeinsamen Oberstufe in Nordhorn) (GN und GT,19.2.1960).

Im Rahmen einer "freundschaftlichen Invasion" aus Holland besuchen 414 Schüler und 22 Lehrer aus Almeno das Gymnasium, um den Tag bei Spiel und Sport mit ihren deutschen Gastgebern zu verbringen (GN und GT, 25. und 26.5 1960). Im Juni besuchen 24 Gymnasiasten, die sich im Schulleben ausgezeichnet haben, mit OStD Mikin und Studienrätin Hasselkus das Gymnasium in Rotterdam (GN, 30.6.1960).

1961 - Rotterdamer und Berliner Gymnasiasten sind für vier Tage Gast beim Gymnasium Nordhorn, um durch gemeinsame Aktionen engere Kontakte zu schließen (GN und GT, 19. bis 24.6.1961).

Angesichts der politischen Lage in Berlin (durch den Bau der Mauer) beschließt das Gymnasium, das diesjährige Sommerfest ausfallen zu lassen. Dadurch will es seine Verbundenheit mit den Deutschen in Berlin und in der sowjetischen Besatzungszone bekunden und gleichzeitig durch Geld- und Sachspenden dazu beitragen, die Not in den Übergangslagern lindern zu helfen (GN und GT, 17. und 29.8. 1961).

1962 - Am 4.4.1962 wird das Gymnasium in Bentheim mit den Jahrgängen 5 bis 7 eröffnet.

Aufgrund der Reduzierung der Klassenfrequenzen und des Ausbaus des Physikbereiches tritt keine Entlastung des Raummangels in Nordhorn ein. Es bleiben drei Wanderklassen. Durch den Lehrermangel tritt weiterhin ein Defizit in der Deckung des Unterrichtsbedarfs von 9 % ein, wie OStD Mikin in einer Elternversammlung am 16. Mai mitteilt. Weitere Sorgen bereiten die neuen Stundentafeln des Nds. Kultusministers. Danach wird in den Klassen 12 und 13 die Zahl der Pflichtfächer beschränkt. Schon in Klasse 11 werden mehrere Fächer abgeschlossen:
- im neusprachlichen Zug: Geschichte, Erdkunde, Musik/ Bildende Kunst, Physik, Biologie, Chemie,
- im mathematisch- naturwissenschaftlichen Zug: Geschichte, Erdkunde, Musik/ Bildende Kunst, Biologie, Chemie.
Der Schüler kann wählen, ob er in den letzten beiden Jahren als Wahlpflichtfach wählen will:
- im musischen Bereich Musik oder Bildende Kunst
- außerdem im neusprachlichen Zug Physik, Chemie oder Biologie
- im mathematisch-naturwissenschaftlichen Zug Chemie, Biologie oder Englisch.
Ein Wechsel ist in den letzten zwei Jahren nicht möglich.
Neu ist außerdem, dass die Wahlsprache bereits in Klasse 9 statt bisher in Klasse 10 angeboten wird. Dadurch wird erreicht, dass Latein als Wahlsprache am Schluss der Klasse 12 mit dem Kleinen Latinum, am Schluss der Klasse 13 mit dem Großen Latinum abgeschlossen werden kann (GN und GT, 18.5.1962).

Das Schulgeld für den Besuch der weiterführenden Schulen entfällt in Niedersachsen.

1963 - Im Herbst 1961 findet erstmalig eine Begegnung mit 27 französischen Schülern aus Montivilliers statt. Am 27.8.1963 wird dann in der Aula des Gymnasiums der Freundschaftsvertrag zwischen beiden Städten unterzeichnet. Bis 1988 finden regelmäßige Schülerbegegnungen statt. Lediglich 1998 - nach 30 Jahren - wird wieder einmal von einem Schüleraustausch berichtet.

1964- 1965 - OStD Mikin weist in der Elternversammlung des Gymnasiums darauf hin, dass die Geburtenzahlen Nordhorns und seines engeren Einzugsgebietes bis zum Jahr 1973 über 100 Schüler für das Nordhorner Gymnasium erwarten lassen und damit die Gründung eines zweiten Gymnasiums vordringlich machen (GN, 11.6.1964). In den GN vom 1.12.1964 heißt es in der Überschrift: Der Bau eines zweiten Gymnasiums wird immer dringender/ Gymnasium Nordhorn meldet 155 Schüler "ante portas".. In der Überschrift der GN vom 9.2.1965 heißt es dann: Raumnot am Gymnasium Nordhorn keine unabänderliche Tatsache/ Die Elternschaft der Klasse 7 L 1 lehnt Nachmittagsunterricht entschieden ab/ Vorschlag: Neue Klassenräume in Schnellbauweise (auch: GT, 9.2.1965; Leserbrief vom 10. 2. 1965). GN vom 12.2.1965: Gestern abend im Nordhorner Stadtrat: Scharfe Reaktion auf Veröffentlichung der Eltern der Gymnasialklasse 7 L 1.

Nordhorn bereitet zwei große Schulprojekte vor: Sowohl für das Gymnasium als auch für die Freiherr-vom-Stein-Mittelschule beginnt sich eine Lösung des Raumproblems abzuzeichnen. Konsequent verfolgt die Stadt Nordhorn zur Zeit das Ziel, ein zweites Gymnasium und eine zweite Mittelschule zu errichten. Als Standort für das zweite Gymnasium ist eine Fläche des Rigterinkschen Geländes vorgesehen, die zweite Mittelschule soll am Nordhorn- Almelo- Kanal zwischen Elisabethschule und von-Siemens-Straße errichtet werden (GN, 21.4.1965). Nach Rücksprache mit dem Kultusministerium teilt der Landtagsabgeordnete Dr. Josef Stecker in Meppen mit, dass die Einrichtung eines zweiten Gymnasiums in Nordhorn beschlossene Sache sei (GN, 29.7.1965).

Am Gymnasium fallen 200 Stunden in der Woche aus. Zwischen den Schulräten und OStD Mikin wird die Frage erörtert, Volksschullehrer für die Unterrichtserteilung am Gymnasium abzuordnen. Schulrat Kollmann teilt mit, dass sich 13 Volksschullehrer bereit erklärt haben, freiwillig zu ihrem Unterricht an den Volksschulen noch insgesamt 43 Unterrichtsstunden am Gymnasium in den Fächern Sport (18 Stunden), Mathematik (12 Stunden), Englisch (5 Stunden), Erdkunde (4 Stunden), Biologie und Deutsch (jeweils 2 Stunden) zu geben (GN und GT, 5.5.1965).

Am Nordhorner Gymnasium findet an zwei Tagen ein internationales Treffen mit Schülern aus Almelo, Montivillier und Avignon statt. "Holländische Lebensfreude, französischer Charme und deutsche Gründlichkeit ergeben einen beglückenden harmonische Dreiklang, der hoffen lässt, dass die junge Generation die Weichen für den gemeinsamen Zug nach Europa unkomplizierter und damit schneller zu stellen weiß, als es den noch weitgehend in Nationalismen befangenen Älteren bisher vergönnt war" (Zitat aus dem GT). Bürgermeister Buddenberg hält beim Empfang der Jugendlichen im KTS seine Willkommensrede in deutscher, holländischer und französischer Sprache (GN und GT, 8.,10. und 11.9.1965).

Oberstudienrat Heinrich Müller, der Vertreter des Direktors, feiert sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Nach Tätigkeit an der Aufbauschule in Osnabrück tritt der damalige Studienassessor seinen Dienst am Nordhorner Gymnasium - damals noch eine Oberrealschule - am 1. November 1938 an. Zwei Jahre später erfolgt die Ernennung zum Studienrat, 1944 zum Oberstudienrat, wobei er im Kriege als Fluzeugführer und -lehrer eingesetzt war. Als Direktor Pfeiffer 1946 in den Ruhestand tritt, übernimmt er in dieser schweren Zeit die Vertretung des Schulleiters (GN, 1.10.1965).

1966 - Hilferuf in den GN: "Zweites Nordhorner Gymnasium dringender denn je/ Die Schule platzt aus alle Nähten/ 1967/68 2 zweistufige Gymnasien unter einem Dach (GN, 19.1.1966).

Bei einem Besuch billigt Kultusminister Langheine der Grafschaft zwei neue Gymnasien zu, ein zweites Gymnasium in Nordhorn und einen Neubau in Neuenhaus (GN und GT, 28.2.1966). Einen Bauauftrag für Nordhorn erteilt der Kultusminister im April (GN, 24.4.1966).

Der Haushaltsplan 1966 der Stadt Nordhorn sieht für das Gymnasium Nordhorn vor: 30000 DM als Erneuerungsrücklage, 20000 DM für Neu-, Um- und Erweiterungsbauten (u.a. soll der Pausenhof um 4600 qm vergrößert werden) sowie 16000 DM für Neuanschaffungen von Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen und 25000 DM für die Verbesserung der apparativen Ausstattung in den naturwissenschaftlichen Fächern (GN, 24.2.1966).

Die Stadt als Schulträger will jetzt 6 Klassen (der Unter- und Oberprima) in der Villa Niehues an der Bahnhofstraße unterbringen. Die Villa wird ab 1. Februar für drei Jahre gemietet. Es sind nur geringe Umbaumaßnahmen erforderlich (GN, 28.2.1966). Der Unterricht beginnt im April (GN und GT, 20.4.; auch: Bildzeitung, 21.4.1966).

"Nutznießer" der Schuljahrsumstellung von Ostern auf den Herbst sind in diesem Jahr die Oberprimaner. Sie werden ihre Reifeprüfung statt im Frühjahr 1967 bereits am 1. November 1966 ablegen und sich noch für das Wintersemester an den Hochschulen eintragen können (GN,16.3.; GT, 18.3.1966).

Der königlich-niederländische Konsul in Osnabrück bezeichnet das Verhältnis zwischen dem Lyceum in Almelo und dem Gymnasium in Nordhorn als einmalig im deutsch-niederländischen Grenzbereich. Auslandskontakte werden auch im Kultusministerium lebhaft begrüßt. Der Kultusminister stellt dem Gymnasium einen niederländischen Philologen in Aussicht, der Niederländisch und andere Fächer unterrichtet (GN, 24.6.1966).

Es wird ein "Aufbauzug für Realschulabsolventen", beginnend mit Klasse 11, eingeführt. Für den Aufbauzug haben sich 40 Realschüler beworben (GN, 1.7.1966). Davon erfüllen 26 die Voraussetzungen. Sie bilden eine neusprachliche Klasse. Neben Englisch wird Latein gelehrt, wobei das Ziel das Große Latinum ist (19.9.1966).

1967 - OStD Mikin teilt in der Gesamtelternversammlung mit, dass er damit rechnet, dass das zweite Gymnasium 1970 fertig gestellt sein wird (GN, 16.2.; GT, 17.2.1967).

Der Probeunterricht zur Aufnahme in das Gymnasium wird abgeschafft.

In Niedersachsen wird die "Eingangs- und Förderstufe" eingeführt, wonach an den Realschulen und Gymnasien die Jahrgänge 5 und 6 als Eingangsstufe gelten. Ohne Versetzung dazwischen sollen die Schüler an die gymnasialen Anforderungen herangeführt werden. Es besteht die Möglichkeit, dass Schüler aus der Förderstufe, die parallel an den Hauptschulen geführt wird, bei guten Leistungen noch zum Gymnasium übergehen (GT, 7.3.; GN, 11.3..1967).

Ab 1967 werden 3 Klassenräume und 4 Pavillonklassenräume der 1938 gebauten Hauswirtschaftlichen Berufsschule am Promenadenweg vom Gymnasium benutzt.

Zur Entlastung des Nordhorner Gymnasiums wird im August 1967 das Gymnasium Neuenhaus gegründet. Es beginnt mit den Jahrgangsstufen 5 - 7.

Studienrat Wilhelm Borchers (59) wird zum Verwaltungsoberstudienrat ernannt. Er ist somit der zweite ständige Vertreter von Direktor Mikin. Er tritt die Nachfolge von Oberstudienrätin Elisabeth Specker an, die am 30 November 1966 aus dem Schuldienst ausgeschieden ist (GN, 5.4.1967).

Oberstudienrat Dr. Heidorn und Verwaltungsoberstudienrat Borchers feiern ihr 40-jähriges Dienstjubiläum. Dr. Heidorn unterrichtet seit 1937, Herr Borchers seit 1947 am Nordhorner Gymnasium (GN, 30.9.1967).

1968 - Am 16.9.1968 beschließt der Kreistag, ein zweites Gymnasium in Nordhorn zu bauen. Im November 1969 steht der Baubeginn kurz bevor. Als Standort ist das Baugelände zwischen Sporthalle (heute: Kreissporthalle) und Berufsschulzentrum vorgesehen. Das Gymnasium wird aufgefordert, alle Schritte zur Teilung des Gymnasiums vorzubereiten. Am 11.5.1970 wird jedoch die Versammlung der Elternräte darüber informiert, dass ein Bau zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt erscheine, weil die Schülerzahlen rückläufig seien und in Niedersachsen eine klare Schulkonzeption fehle (GN, 13.5.1970).

Im "Rauchererlass" des Kultusministeriums heißt es, dass in den Gymnasien den über 16 Jahre alten Schülern der Oberstufenklassen das Rauchen im Schulbereich gestattet werden soll, wenn die jeweiligen Elternvertretungen zustimmen. Den Rauchern ist ein geeigneter Raum im Gebäude oder ein deutlich abgegrenzter Bezirk auf dem Schulhof zuzuweisen. Es wird zunächst lange diskutiert - auch in Leserbriefen -, ob ein "Raucherpass" eingeführt werden soll (GN, 4.10.1968).

1969 - Ein Jubiläum besonderer Art wird in Nordhorn gefeiert: Zum zehnten Mal treffen sich Schüler der Gymnasiums Nordhorn mit Altersgenossen aus der niederländischen Stadt Almelo zu freundnachbarlichen Begegnungen - jeweils abwechselnd (GN, 25.1.1969).

Vor dem Nordhorner Gymnasium werden Flugblätter verteilt, auf denen steht: "Unser Schulsystem ist ein alter Zopf". Ferner ist zu lesen: "Einer ist da, der Schluß macht mit alten Zöpfen: F.D.P." In der Aula setzt sich OStD Freudelaus Sprendlingen/Hessen für die integrierte Förderstufe, d.h. die Unterrichtung der vollen Jahrgänge in den 5. und 6. Klassen durch Lehrer der Volksschulen, Realschule und Gymnasien ein, während OStR Kleffner aus Wolfenbüttel für die niedersächsische Praktizierung von Förder- und Eingangsstufe plädiert (GN, 24.2.1969).

Schüler der Klassen 10 bis 13 beschäftigen sich mit der Bundestagswahl im Rahmen eines Planspiels. Von 441 Schülern geben 370 ihre Stimme ab. Die Auszählung der Stimmen ergibt folgendes Ergebnis: SPD 206 Stimmen (55,6 %), FDP 72 Stimmen (19,4 %), CDU 62 Stimmen (16,9 %), ADP 16 Stimmen (4,3 %), NPD 13 Stimmen (3,5 %). Eine Stimme ist ungültig. (GN, 25.9. und 2.10.1969).

1970 - Die Abiturientia 1970 nimmt Abschied vom Gymnasium ohne Blumen und ohne Musik. Die Abiturienten haben sich selbst für diese Form der Entlassfeier entschieden (GN, 1.6.1970).

Oberstudienrat Heinrich Müller, der Stellvertreter des Schulleiters wird in den Ruhestand verabschiedet. Die Spannweite seiner Tätigkeiten am Gymnasium Nordhorn reichte vom Organisieren lebenswichtiger Naturalien wie Kartoffeln, Zuckerrüben und Torf in den ersten Nachkriegsjahren bis zur diffizilen Verwaltungsarbeit, vom Ölen der Türen im Schulgebäude bis zum Unterricht in Kunst und anderen Fächern. Oberstudienrat Müller, der 32 Jahre an der Schule gewirkt hat, erntet anlässlich seinr Verabschiedung viel Anerkennung und Dank. OStD Mikin rühmt den scheidenden Pädagogen als einen Mann des Ausgleichs und der Hilfsbereitschaft. Bürgermeister Buddenberg stellt fest: "Er war eine der Hauptsäulen dieser Schule" (GN, 23.6.1970).

Nach Fertigstellung des Berufsschulzentrums am Bölt im Juni 1970 wird die Hauswirtschaftliche Berufsschule am Promenadenweg, der heutige Vechtebau, frei und für das Gymnasium umgebaut. Außerdem beginnt im Frühjahr 1970 der Bau der Turnhalle am Promenadenweg.

Der akute Lehrermangel beschert vielen Schülern zu Beginn des Schuljahres totalen Unterrichtsausfall in meist wichtigen Fächern: vier Klassen ohne Mathematik, vier Klassen ohne Physik, neun Klassen ohne Biologie, 12 Klassen ohne Religion, vier Klassen ohne Musik sowie je zwei Klassen ohne Kunst und Wahl-Französisch. Außerdem gibt es in vielen Klassen teilweise Unterrichtskürzungen in einzelnen Fächern. Insgesamt fallen 145 Wochenstunden bei einem Soll von 1223 Stunden (11,9 %) aus (GN, 5.8.1970).

Zur Behebung des Lehrermangels lädt die Stadt Nordhorn zwischen 1967 und 1970 mehrmals die Studienseminare Celle, Osnabrück und Hannover zu Informationsveranstaltungen ein, damit sich die Referendare ein Bild von Schule und Stadt machen können. Einige kommen nach Nordhorn. Nach Gründung des Studienseminars Meppen erhält die Schule Referendare, besonders in Chemie und Biologie. Lehrkräfte der Schule werden als Fachleiter in Meppen tätig.

Der bisherige ständige Stellvertreter Studiendirektor Heinrich Müller tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Studiendirektor Borchers, zweiter Stellvertreter wird Oberstudienrat Heller (GN, 5.8.1970).

Der Kreisausschuss und der Verwaltungsausschuss der Stadt Nordhorn beschließen, das 2. Nordhorner Gymnasium nicht zu bauen. OStd Mikin hatte vor beiden Ausschüssen ausdrücklich auf die bevorstehenden Änderungen im Schulwesen hingewiesen. Der Strukturplan der vom Bund eingesetzten Bildungskommission sieht zwecks Neugliederung des Schulwesens u. a. "die Orientierungsstufe als Übergang vom Primar- in den Sekundarbereich für die Neun- und Zehnjährigen (Klassen 5 und 6)" vor (GN, 19.9.1970).

1971 - Mit einem bunten Tanz gestalten Schüler den Auftakt zu der offiziellen Einweihung der neuen Turnhalle am Gymnasium. Bürgermeister Wilhelm Buddenberg bringt in seiner Festansprache mit Freude zum Ausdruck, dass die Stadt Nordhorn nunmehr zwölf Turnhallen zur Verfügung habe. OStD Mikin dankt allen, die bei der Planung und Erstellung der schönen Halle mitgewirkt haben (GN, 29.11.1971).

1972 - Die Niedersächsische Landesregierung hat die Oberstudienräte Dr. Hermann Heddendorp und Franz Lühle, die bislang Fachgruppenleiter am Gymnasium Nordhorn waren, zu Studiendirektoren ernannt. Beide gehören nunmehr zum Vertreterstab des Schulleiters. OStD Mikin hat jetzt insgesamt vier Stellvertreter. Außerdem hat das Gymnasium in Nordhorn zehn Fachgruppenleiter (GN, 1.2.1972).

Zur Ergänzung des Fremdsprachenunterrichts an den Schulen übergaben Vertreter der Stadt dem Gymnasium und der Gerhart-Hauptmann-Realschule komplett ausgerüstete Sprachlabors. Es sind die ersten Einrichtungen dieser Art im Landkreis Grafschaft Bentheim. Der Einsatz zielt darauf ab, den Sprachschatz der Schüler zu verbessern und das Lernen der Fremdsprachen zu aktivieren. Das Sprachlabor soll den Fremdsprachenunterricht nicht ersetzen, sondern ergänzend mitwirken, gewisse Sprachmuster "einzuschleifen". Der Leiter des Schul- und Kulturamtes der Stadt, Winfried Funk, bezifferte die Kosten für die Labors auf 160000 bis 200000 DM (GN, 2.2.1972).

Fred Splittgerber aus der Unterprima qualifiziert sich für den Landeswettbewerb "Jugend forscht" durch seine Untersuchungen des Vorderhirns bei Goldfischen. Auf Einladung des Süddeutschen Rundfunks tritt er in der Sendereihe "Jugend forscht" auf, um seine Erkenntnisse vorzustellen (GN, 16.2.1972).

Oberstudienrat Rolf Eberhard Irrgang berichtet in der Gesamtelternversammlung, dass das Gymnasium Nordhorn eine von 17 Schulen Niedersachsens, davon 5 im Emsland, sei, die das Land bei der Erprobung des Schulfernsehens im Fach Mathematik der Klasse 6 unterstütze. Eltern und Lehrer hätten Gelegenheit, am Tag vor jeder Sendung diese im 3. Programm zu verfolgen (GN, 14. und 18.4, 19.9.1972).

In der Jugendbildungsstätte Emlichheim findet vom 7. bis 15. September das erste deutsch-japanische Seminar statt, an dem Studenten der Staatlichen Fremdsprachenschule Tokio und Gymnasiasten aus Nordhorn teilnehmen (GN, 21.9.1972).

1973 - Studiendirektor Wilhelm Borchers wird am 31. Januar pensioniert. Er stirbt am 11. Februar 1974. In einem Nachruf der Schulgemeinde heißt es: "Das Gymnasium Nordhorn trauert um Herrn Studiendirektor a. D. Wilhelm Borchers. Seit 1947 hat er dem Kollegium angehört - als Lehrer, als ständiger Vertreter des Schulleiters und zuletzt als Pensionär. Mit ihm verlieren wir einen vorbildlichen Fachlehrer, einen warmherzigen Kollegen und einen Pädagogen, dem die Verantwortung gegenüber den ihm anvertrauten Schüler erste Aufgabe war"

Der Mehrunterricht fällt vorerst aus, weil das Land nicht bereit ist, die wöchentlich erteilten 97 freiwilligen Überstunden, die die Lehrer im ersten Schulhalbjahr 1972/73 leisteten, zu bezahlen. Nach einer Neuregelung des Kultusministers soll die Mehrarbeitsentschädigung nur dann bezahlt werden, sofern mehr als drei Stunden im Monat erteilt werden. Der Mehrunterricht wird ab 1. März am Gymnasium wieder erteilt (GN, 14. und 23. 2.1973).

In dem Bestreben, die unterschiedliche Bewertung von Berufs- und allgemeiner Bildung aufzuheben, planen der Landkreis Grafschaft Bentheim und die Stadt Nordhornein für Niedersachsen ein beispielhaftes Schulmodellvorhaben: Nach dem Erlass der Kultusministerkonferenz vom 7. Juli 1972 über die Einbeziehung bestimmte Formen des berufsblidenden Schulwesens in die Reform des Sekundarbereichs II sollen die Klassen 11 - 13 des Nordhorner Gymnasiums, das Wirtschaftsgymnasium, das Hauswirtschaftliche Gymnasium und die Fachoberschule des Berufsschulzentrums zusammengelegt werden. Dieser schulübergreifende Versuch, an dem rund 600 Schüler teilnehmen sollen, ist im weitesten Sinne durch die Ergebnisse der Kultusministerkonferenz abgedeckt und stößt nach Angaben Oberkreisdirektor Dr. Terweys bei allen Beteiligten auf grundsätzliche Bereitschaft. Wie Dr. Terwey vor rund 350 Eltern und Lehrern sowie sieben Mitgliedern der Schülerinitiative mitteilt, ist eine freie Fläche im Berufsschulzentrum als Standort für die rund 15 bis 20 neu zu bauenden Schulklassen für diesen Versuch vorgesehen. Die Planungskosten des Projektes hofft die Kreisverwaltung noch im Haushaltsplan 1973 unterzubringen. Eine pädagogische Kommission aller beteiligten Schulen soll umgehend Konzeptionen für dieses Modell erarbeiten (GN, 17.2.1973).

Bei der Endrunde um die niedersächsische Schulfußballmeisterschaft, die in Barsinghausen ausgetragen wird, setzt sich das Gymnasium Nordhorn durch und wird Landesmeister (GN, 5. und 7.7.1973). Bei der deutschen Schulfußballmeisterschaft in Berlin belegt dann die Nordhorner Mannschaft unter den 12 Mannschaften aus allen Bundesländern den 4. Platz (GN, 25.9.1973).

1974
- Die Schwimmmannschaft des Nordhorner Gymnasiums in der Altersklasse III (Jahrgang 1959 und jünger) erringt bei den Landesausscheidungen in Northeim den 1. Platz und erkämpft sich damit die Teilnahme an der Endausscheidung auf Bundesebene in Berlin. Maßgeblichen Anteil am Erfolg der Nordhorner Gymnasiasten hat Sportlehrer Martin Rattka (GN, 22.3.1974). Die Schwimmmannschaft kehrt dann von der Endausscheidung auf Bundesebene mit einem 6. Platz zurück (GN, 16.5.1974).

1975 - Im Jahre 1972 hatte die Kultusministerkonferenz die "Vereinbarung zur Neugestaltung der Gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II" verabschiedet. 1975 wird die für 1976 verbindlich vorgeschriebene Reform an der Schule eingeführt, die nach der Klasse 11 in ein Kurssystem mit Leistungskursen einmündet und zu einer Neukonzeption des Abiturs führt. Diese Neugestaltung wird in mehreren Zeitungsbeiträgen ausführlich dargestellt (GN, 2., 3. und 6. 1. 1975)

Das Gymnasium Nordhorn feiert im April 1975 sein 50-jähriges Bestehen. Auf zwei Seiten gehen die Grafschafter Nachrichten am 12. April auf die Geschichte der Schule ein. Während der Jubiläumsfeier ruft Professor Dr. Bernhard Großfeld Erinnerungen an die Schulverhältnisse in seiner Schulzeit in der Nordhorner Oberschule von 1944 bis 1954 wach und stellt dar, welche Prinzipien der Bildung an höheren Schulen zugrunde gelegt werden sollen. Mit der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten allein zur Vorbereitung auf akademische und nicht-akademische Berufe wird die höhere Schule nach den Worten von OStD Mikin ihrer großen Aufgabe in der Zukunft nicht gerecht. Er bezeichnet die Weiterentwicklung des jeweils gültigen Menschenbildes als die große Aufgabe der Zukunft. Die Feierstunde im Nordhorner Konzert- und Theatersaal wird umrahmt von Darbietungen des Chores und Orchesters der Schule unter Leitung von Hadwig Michaelis (GN, 12.,17. und 18.4.1975).

Schulleitung im Kreuzfeuer
Die Eltern, deren Kinder die Mittelstufenklassen des Nordhorner Gymnasiums besuchen, fühlen sich "verschaukelt". Sie sind böse auf das Kultusministerium und die Schulleitung, weil ihrer Meinung nach die Mittelstufenklassen von der Reform der Oberstufe benachteiligt werden. Die Elternschaft hatte sich für die Reform der Oberstufe unter der Bedingung ausgesprochen, dass vor allem der Mathematik- und Englisch-Unterricht in der Mittelstufe sichergestellt werde. Rund drei Monate vor der Unterrichtsaufnahme in der reformierten Oberstufe erklärt Ilse Möhring, Vorsitzende des Gesamtelternrates, dass dieser Unterricht nicht gegeben werden könne. OStD Mikin sieht sich außerstande, diese Behauptung zu entkräften. Er steht im Kreuzfeuer teilweise heftiger Angriffe, gegen die er sich entschieden zur Wehr setzen muss. Die Eltern sehen nicht ein, dass die Reform der Oberstufe zu Lasten der Schüler der Mittelstufe verwirklicht wird (GN, 15.5.1975).

28 Lehrer emsländischer Gymnasien mit der Fakultas Sport treffen sich in Nordhorn zu einer ganztägigen Bezirksarbeitstagung, zu der ihr Leiter, Studienrat Andresen vom Nordhorner Gymnasium eingeladen hatte. Heftig wird von den Teilnehmern der Arbeitstagung der Einstellungsstopp für Gymnastiklehrerinnen in Niedersachsen und die Nichtverlängerung befristeter Angestelltenverträge kritisiert. Dies sei kein Mittel, die an vielen Schulen immer noch bestehende Schulsportmisere zu beheben (GN, 24.5.1975).

Im Emsland protestieren die Eltern von Gymnasialschülern mit der Schulenthaltung ihrer Kinder "gegen den unverantwortlichen Unterrichtsausfall" an den niedersächsischen Gymnasien. In Nordhorn folgen die Eltern dem Aufruf des Verbandes der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens zum Schulboykott nicht. Der Elterratsvorstand vertritt die Ansicht, dass der von ihm eingeschlagene Weg - in Gesprächen mit den Landtagsabgeordneten Buddenberg und Arens seine Anliegen vorzutragen - zu größerem Erfolg führt als Protestaktionen, die den Unterrichtsausfall noch vergrößern (GN, 25. und 26. 9. 1975).

1977 - Als erste Grafschafter Schule versucht das Gymnasium Nordhorn, die Schüler in den großen Pausen sowie in den Freistunden sportlich zu beschäftigen: Seit Beginn des neuen Schuljahres wird auf dem Schulhof "Minitennis" gespielt. Für Matches in der Pause stehen 21 Felder zur Verfügung. Studienrat Engelhardt, der die Idee mit dem "Minitennis" hatte, freut sich über den unerwarteten Anklang, den die ungewöhnliche Pausenbeschäftigung bisher gefunden hat. Er verfolgt nicht nur das Ziel, die Schüler sportlich zu beschäftigen: "Wir wollen versuchen, die überlaufene Raucherecke zu lichten" (GN, 16.8.1977).

Unter Leitung der Studiendirektoren Bernd Durstewitz und Lebrecht Forke entsteht das "Amateur-Theater der Volkshochschule Nordhorn". Die meisten Mitwirkenden sind Schüler des Gymnasiums. Von 1978 bis 1992 werden viele anspruchsvolle Stücke eingeübt und im Konzert- und Theatersaal mehrfach aufgeführt.

1978 - Oberstudiendirektor Otto Mikin geht nach 22 Amtsjahren in Pension. Bei seiner Verabschiedung mit einer Liste von 15 Rednern entsteht das Bild eines Schulmannes und Menschen, der sich nach den Worten des Nordhorner Bürgermeisters Gemmeker ein Denkmal setzte, in eingeweihten Kreisen "Mikineum" genannt. Zum Abschluss spricht Herr Mikin den Wunsch aus: Bei allen Reformen bitte an den Menschen denken, an denen sie erprobt werden sollen! (GN, 26.7.1978)

Herr Oberstudiendirektor i.R. Otto Mikin stirbt am 18. Februar 2007 in Nordhorn.

Sein Nachfolger wird Oberstudiendirektor Karl-Ludwig Galle aus Uelzen, der genau eine Woche nach Verabschiedung von Herrn Mikin in sein Amt eingeführt wird (GN, 2.8.1978).

Quellen:
Winfried Zander, Geschichte des Gymnasiums Nordhorn 1925 - 2000. In: Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Gymnasiums Nordhorn, Nordhorn 2000
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben

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