Grafschafter Schulgeschichte

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NOH-45

Entwicklung des Schulwesens in Nordhorn

Volksschule Frensdorferhaar

1810 Bauerschaftsschule (erste Erwähnung); 1965 Auflösung

Die Schule Frensdorferhaar ist als Bauerschaftsschule für die Einwohner Frensdorfs auf der Haar entstanden. Von der Stadt Nordhorn wurde sie als unberechtigtes Konkurrenzunternehmen bekämpft. Es ist nicht bekannt, ab wann in Frensdorferhaar Unterricht gehalten wurde.

1810 - Nach dem Lehrerverzeichnis von 1810/11 unterrichtet hier Berend Schütma, der 46 Jahre alt ist. 1824 - 1824 wird ein J. Tükker als Lehrer genannt, der 12 Schüler unterrichtet.

1836 - In Frensdorferhaar ist Harm Kl. Rammelkamp als Lehrer tätig. Er ist 24 Jahre alt. Ab 1833 war er schon Gehilfe an der Schule. Die Gemeinde zahlt ihm ein Jahresgehalt von 14 Reichstalern und gewährt ihm den sogenannten freien Mittagstisch. Er unterrichtet 14 Schulkinder. Aus der Kasse des Geistlichen Rentamtes werden ihm 10 Gulden gezahlt. Er bleibt bis 1841 (Quelle: Protokoll des Nordhorner Kirchenrates).

1837 - Im Jahre 1837 wird das erste Schulgebäude mit einem Klassenraum errichtet. Es liegt zwischen den Höfen Rammelkamp und Greven (jenseits des Kanals, heute auf holländischen Gebiet). Zu beiden Seiten gibt es Fenster. Der Fußboden besteht anfangs aus hartgestampfter Erde; später ist er mit Steinen ausgelegt. Die Schule ist einklassig und hat eine Schülerzahl von 18 Kindern. Die am weitesten wohnenden Kinder sind 20 Minuten von der Schule entfernt. Die Schule Frensdorferhaar wird vom Schulverband Frensdorf getrennt und bildet jetzt einen eigenen Schulbezirk.

1841 - Lehrer Rammelkamp geht nach Bookholt. Sein Nachfolger wird Ewert Hoegen, der Sohn des Lehrers Hoegen an der Frensdorfer Schule. Er ist erst 17 Jahre alt. Vor seinem Dienstantritt war er schon bei Lehrer Rammelkamp als Gehilfe tätig. Ihm wird die Auflage erteilt, sich von Herrn Zwitzers, Stadtschule, unterweisen zu lassen. 1842 geht er nach Hohenkörben, wo er 16 Jahre verbleibt.

1842 - Von 1842 bis 1870 ist der Lehrer Lampen, gebürtig aus Frensdorferhaar, an der Schule tätig. Sein Einkommen besteht zunächst aus dem Schulgeld der Kinder und dem Reihetisch, d.h. freie Kost und Wohnung bei den Bauern. Seit etwa 1850 wird ein festes Gehalt festgelegt, zunächst 270 Mark jährlich, wofür der Reihetisch aufhört. 1873 beträgt das Gehalt dann 150 Taler, seit 1876 660 Mark; es steigt dann weiter an.

1870 - Lehrer an der Schule sind von 1870 bis 1893: Quade, Schnieders, Schmidt, Schmidt, Glindkamp, Klünder, Pohlmann, Kleine Löchte (aus Frensdorferhaar, 1.10.1891 - 1.10.1893), Claus. Bis auf Kleine Löchte haben die Lehrer die Neuenhauser Präparande, später ein Seminar besucht.

1885 - Anlässlich einer vom Oberkirchenrat durchgeführten Visitation wird festgestellt, dass der besonders bei Mädchen immer wieder zu beobachtende Kopfgrind durchweg auf die Kopfmützchen zurückzuführen sei und man es höheren Ortes aus gesundheitlichen Gründen für ratsam erachte, diese Kopfbedeckungen langsam verschwinden zu lassen (GN, 23.3.1950)

1894 - Da das erste Schulgebäude verfallen ist, wird eine neue Schule mit einem Klassenraum an einem neuen Standort gebaut.

1895 - Lehrer Beckmann erhält vom Ortsschulinspektor Pastor Hold die "Anweisung zur Anlegung und Führung der Schulchroniken im Regierungsbezirk Osnabrück" zur Einheftung vor dem Titelblatt der Chronik. In den Heften I und II geht er kurz auf die damalige Geschichte der Schulgemeinde und der Schule bis zum Jahre 1895 ein. Danach enthalten beide Hefte Abschriften von Verfügungen der Schulbehörden von 1880 bis 1893 (in Heft I) und weiter bis 1906 (in Heft II), außerdem die Abrechnung der Ein- und Ausgaben der Schule Frensdorferhaar für das Haushaltsjahr 1905/06. Für die Zeit von 1907 bis 1939 liegt eine Schulchronik vor, die als Band II gekennzeichnet ist. Band III der Schulchronik beginnt am 1. Februar 1947.

1907 - An die Stelle von Lehrer Körner kommt der Lehrer Everding an die Schule in Frensdorferhaar. Es ist nicht angegeben, wann Lehrer Körner nach Frensdorferhaar gekommen ist. Lehrer Everding beginnt mit dem Schreiben der Schulchronik II. Er war vorher eineinhalb Jahre in Nordhorn tätig und unterrichtete dort 85 Kinder in einer Klasse. Hier sind es 25 Kinder, die jedoch in mehreren Abteilungen unterrichtet werden müssen.

1908 - Seit dem 1. April gehört Frensdorferhaar zum Schulverband Nordhorn. Die bisherigen Schulvorstandsmitglieder von Frensdorferhaar werden ihrer Ämter entbunden. Die Geldmittel fließen jetzt reichlicher, so dass mehr Anschaffungen getätigt werden können.

1909 - Zum 30. September wird Lehrer Everding nach Bentheim versetzt. Sein Nachfolger ist Lehrer Bremeyer. Die Schule besuchen 17 Knaben und 13 Mädchen, zusammen 30 Kinder. Die Weihnachtsfeier wird von vielen Erwachsenen besucht.

1911 - Lehrer Bremeyer wird Ostern nach Altendorf versetzt. Aufgrund von Streitigkeiten wegen der Mietentschädigung wird der ehemalige Hauptlehrer Hilbink von der Altendorfer Schule nach Frensdorferhaar versetzt. Die Lehrerwohnung wird renoviert. Lehrer Hilbink beschwert sich beim Minister über seine Zwangsversetzung. Der Minister verfügt, dass der Lehrer wieder an die Altendorfer Schule zu versetzen ist. Nach den Herbstferien kehrt Lehrer Bremeyer wieder zurück.

Lehrer Hilbink schreibt, dass die Schüler hier bedeutend bildungsfähiger seien als die Kinder aus dem Stadtgebiet. Von den 31 Kindern sind 15 Bauernkinder aus Frensdorferhaar und 3 Zollbeamtenkinder, 8 kommen aus Brandlechterhaar und 5 von den Höfen der benachbarten holländischen Grenzbauern, diese 13 zahlen Fremdenschulgeld.

1911 wird die 3. Sportstunde eingeführt. Der Schulverband schafft zahlreiche Sportgeräte an. Am 30. September wird in der Schule des 100-jährien Geburtstages der Kaiserin Auguste gedacht. Mit der Geburtstagsfeier des Kaisers wird die Feier des 125. Todestages von Friedrich II. verbunden. Die Weihnachtsfeier wird wieder von zahlreichen Bewohnern besucht; für die auszuteilenden Sachen hatten die älteren Kinder in der Gemeinde gesammelt.

1914 - 1918 - Lehrer Ernst Bremeyer stellt in der Schulchronik ausführlich die Gründe dar, die zum 1. Weltkrieg führten und berichtet über die Situation am Grenzübergang und in der Stadt. Außerdem werden der weitere Kriegsverlauf dargestellt und ein Überblick über die wirtschaftlichen Verhältnisse während des Krieges gegeben. Es wird über die gefallenen und verwundeten Soldaten aus Frensdorferhaar berichtet. Der Unterrichtsbetrieb wird in Frensdorferhaar durch die kriegerischen Ereignisse nur wenig beeinträchtigt. Die Schülerzahlen liegen etwa gleichbleibend bei etwas über dreißig.

1919 - Der bisherige Kreisschulinspektor Konsistorialrat Stockmann verabschiedet sich in einer Lehrerkonferenz in Bentheim. Er gibt in einer längeren Rede "seiner warmen Liebe für Lehrer und Schule Ausdruck und bedauert mit Wehmut, dass er gegen seinen Willen so von der Schule getrennt werde". Die Kinder errichten für den letzten aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrenden Soldaten einen Ehrenbogen und feiern seine Ankunft in Frensdorferhaar.

1920 - Wegen der vorgesehenen Wahl der Elternbeiräte findet im Dezember 1919 eine Elternversammlung statt, in der die Angelegenheit besprochen wird. Bei der Wahl im März 1920 werden nur 7 Stimmen abgegeben. Bei der ersten Sitzung des Beirates nehmen von den 5 gewählten Mitgliedern nur 2 teil. Ab März 1920 wird die Schulaufsicht zunächst nebenamtlich von Rektor Südhof, Rektor der Frensdorfer Schule, wahrgenommen, der dann von Kreisschulrat Valentin abgelöst wird. Im Juni fällt der Unterricht an einem Tag aus, weil der Lehrer an der "freien Kreiskonferenz" in Veldhausen teilnimmt.

1921 - Kreisschulrat Valentin besucht die Schule und hat dazu die Kinder am Nachmittag von 1 bis 5 Uhr eingeladen. Neben den gewöhnlichen Ausflügen innerhalb des Stadtgebietes und bis Frenswegen und Brandlecht wird im Juni ein längerer Ausflug nach Bentheim gemacht, wo das Schloss, das Bad und das Museum besichtigt werden. Auch in den kommenden Jahren werden Wanderfahrten mit dem Bus zurückgelegt. Der Lehrer berichtet ausführlich von der beginnenden Teuerung und deren Auswirkungen auf Frensdorferhaar. Er gibt dabei auch die Preisentwicklung für die einzelnen Waren an.

1923 - Aus dem Ruhrgebiet kommen im Sommer acht Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren nach Frensdorferhaar und werden bei Bauern untergebracht. Sie besuchen hier die Schule. Auch in den folgenden Jahren kommen immer wieder Kinder aus dem Ruhrgebiet nach Frensdorferhaar.

1926 - Der Ort und die Schule erhalten elektrisches Licht. Es können jetzt auch elektrische Geräte für den Unterricht angeschafft werden. Erstmalig besucht die Klasse die Freilichtbühne in Bentheim, wo "Wilhelm Tell" aufgeführt wird. Die Fahrt nach Bentheim erfolgt mit dem Zug.

1927 - Am 17. Februar wird eine Schulfeier zum 100. Todestag von Pestalozzi veranstaltet. Die Schülerzahl steigt auf 34, nachdem sie 1925 auf 21 abgesunken war.

1929 - Wegen der großen Kälte im Februar fängt der Unterricht jeweils eine Stunde später an. Laut Zeitungsbericht war es seit 100 Jahren nicht mehr so kalt. Es treten zahlreiche Grippeerkrankungen auf. Ein Schüler stirbt und wird von allen Schülern zur Beerdigung begleitet.

1932 - Durch eine Notverordnung der Regierung werden alle Lehrer, die bis zum 1. Oktober 1931 das 62. Lebensjahr erreicht haben, in den Ruhestand versetzt. Hiervon ist auch Lehrer Bremeyer betroffen, der 22 1/2 Jahre in Frensdorferhaar tätig war. An der Abschiedsfeier nehmen der Schulrat Dr. Stuhlmacher, der Bürgermeister Henn und alle Familienväter der Schulgemeinde teil. Lehrer Bremeyer zieht nach Hameln. Sein Nachfolger wird Lehrer Mittelberg. Da die Schülerzahl auf 40 angestiegen ist, wird es im Klassenraum eng. Die Schränke müssen im Vorraum untergebracht werden.

1933 - Zur Ernennung des Reichskanzlers Adolf Hitler heißt es in der Schulchronik: "Die Schule feierte freudig die bedeutenden Tage und Abschnitte der nationalen Erhebung mit. Als Schulfahnen gelten jetzt die neuen Reichsfarben schwarz - weiß - rot und die Hakenkreuzfahne. Am 21. März nehmen einige Schüler in Begleitung des Lehrers an der festlichen Feier anlässlich der Eröffnung des Reichstages teil". Und weiter heißt es u.a.: "Das Schulleben des Halbjahres stand noch ganz im Zeichen der Revolution. Wir haben häufig bei besonderen Anlässen geflaggt, Radio gehört, Schulfeiern veranstaltet und uns an Umzügen beteiligt. Es macht sich überall in den neuen Bestimmungen und Richtlinien, die bisher erschienen sind, der Geist des neuen Deutschland stark bemerkbar". Das neue Schuljahr beginnt erst am 1. Mai 1933; die Osterferien dauern somit vier Wochen. Die Schule besuchen 28 Knaben und 18 Mädchen, zusammen 46 Kinder. Der Klassenraum ist überfüllt. In manchen Bänken sitzen 5 Kinder.

1934 - Neuartig im Schulbetrieb ist die Einführung des "Staatsjugendtages". Die Oberstufe hat am Sonnabend keinen eigentlichen Fachunterricht wie bisher, sondern zwei Stunden staatsbürgerliche Erziehung und Leibesübungen (Wehrsport). Im nationalpolitischen Unterricht sollen die Kinder vor allem in die Idee des Nationalsozialismus eingeführt werden. Es finden Vorträge des Lehrers zu folgenden Themen statt:
  • Gedankengut des Nationalsozialismus
  • Der neue Staat
  • Der Führer und führende Männer des neuen Staates
  • Stände im neuen Staat
  • Soziale Einrichtungen im 3. Reich
  • Die NSV (Nationalsozialistische Volksfürsorge)
  • Das Winterhilfswerk
  • Der heldische Gedanke
  • dazu: Lieder, Gedichte und Schriftsteller der Bewegung. In Leibesübungen sind Märsche, Wehrturnen und Geländesport die Themen.
1935 - Es wird ein Schulgarten angelegt, in dem vor allem Gemüse und Obst angebaut werden soll, damit die Kinder später ihre Eltern zum Anbau von Gemüse und Obst anhalten. Zwei Studenten der Lehrerakademie Dortmund (Bartels, Gemmeker) leisten hier ein Praktikum ab. Der Student Gemmeker absolviert hier 1936 sein Landschulpraktikum. Er ist später Schulleiter der Roggenkampschule und Bürgermeister von Nordhorn.

1936 - Lehrer Mittelberg nimmt an einer achtwöchigen Wehrübung teil. Er wird von Uelsen aus vertreten. 1937 erfolgt eine weitere Einberufung zu einer militärischen Übung.

1938 - Zum 1. April 1938 wird der Lehrer Mittelberg nach Lötzen in Ostpreußen versetzt. An der Schule in Frensdorferhaar wird Vertretungsunterricht erteilt. Es wird ein Lehrer Schmalstieg erwähnt, der dann zum Heeresdienst einberufen wird.

1939 - Ab 28. August 1939 unterrichtet an der Schule Lehrer Heinrich von der Dietrich-Eckart-Schule (heute: Marienschule). Lehrer Heinrich macht einige Angaben in der Schulchronik.

Vom 30. August bis 11. September 1939 fällt der Unterricht aus. Es erfolgt lediglich die Bemerkung. "Aufruf des Luftschutzes". Nach den Herbstferien haben die Schüler der Ober- und Mittelstufe die Gelegenheit, die Trümmer des bei Lohne abgeschossenen englischen Flugzeuges in Augenschein zu nehmen.

Am 21. November 1939 findet in Neuenhaus ein Lehrgang für Seidenraupenzucht statt. Kommentar in der Schulchronik: "Auch die Frensdorferhaarschule wird sich in den Dienst der Landesverteidigung einreihen und vorerst 500 Maulbeerpflanzen setzen". (Erläuterung: Die Seidenraupen fressen Maulbeerblätter. Die Seide aus den Kokons der Seidenraupen soll für die Herstellung von Fallschirmen verwendet werden.)

Während in Nordhorn die Schulen wegen der enormen Kälte und des Mangels an Kohlen für fünf Wochen geschlossen werden, findet in Frensdorferhaar der Unterricht statt, da die Schule im Herbst genügend Kohlen erhalten hat. Der Lehrer muss bei einer Kälte von bis zu -24 Grad und Schneeverwehungen bis zu einem Meter Höhe täglich den Weg von Nordhorn aus mit dem Fahrrad zurücklegen. Die Schüler bleiben an manchen Tagen bis zur Hälfte zu Hause.

Großen Eindruck auf die Schüler macht der Pflichtfilm "Feldzug durch Polen". Mit diesen Angaben endet die Schulchronik II, die 1907 begonnen wurde

1940 - 1946 - Über die Zeit von 1940 bis 1946 liegen keine Informationen vor. In der Schulchronik II sind lediglich die Schülerzahlen zum Stichtag 1. September (Schuljahrsbeginn) vor: 1940: 36, 1941: 44, 1942: 51, 1943: 60, 1944: 62, 1945: Kein Unterricht, Sperrgebiet, 1946: 50. Die Gründe für den Anstieg der Schülerzahlen sind nicht angegeben.

1947 - Zum 1. Februar 1947 wird Eberhard Liese, der vorher von 1936 bis 1943 in Emlichheim-Weusten tätig war, nach Kriegsdienst und englischer Gefangenschaft auf eigenen Wunsch Lehrer in Frensdorferhaar.

Er beschreibt die Schule folgendermaßen: Ein kleiner Klassenraum (6,20 x 5,80 qm= ca 36 qm), schlechter Anstrich, ohne Schmuck, schadhafter Fußboden, kahle Fenster, kein Sonnenschutz, keine Lampe, ein behelfsmäßiger Ofen, keine Lehr- und Lernmittel, 12 wacklige, häßliche viersitzige Bänke, darin 49 Schüler. Vor der Klasse (Südseite) ein 2 m breiter Flur mit einigen Kleiderhaken und einem vollständig ausgetretenen Fußboden aus Ziegelsteinen, durch eine Bretterwand vom Flur abgetrennt ein winziger Lehrmittelraum mit 2 sozusagen leeren Schränken. Die Haustür weist breite Fugen auf und ist stark angefault, so dass die Türgehänge nur noch kurze Zeit halten werden.

Die Dienstwohnung ist in der Zeit der Evakuierung der Sperrzone völlig ausgeschlachtet worden: Es fehlt fast die gesamte Elektroinstallation, es fehlen Türen, Fensterscheiben, wichtige Teile der Pumpe und des Aborts. Innen- und Außenanstrich sind sehr erneuerungsbedürftig. Der Garten ist verwahrlost, da er einige Jahre nicht bestellt wurde. Er weist einige Löcher auf, dort wo offenbar Obstbäume standen. Das ganze Schulgrundstück entbehrt jeglicher Einfriedigung, wenn man die dürftige Ligusterhecke vor der Dienstwohnung nicht als solche bezeichnen will.

Ostern 1947 steigt die Schülerzahl auf 54, im Herbst 1947 auf 70. Dies ist eine Folge des Bezugs der Zollhäuser an der Grenze und der beginnenden Besiedlung der Blanke. Die Schule wird in die Schulspeisung einbezogen, die mit dem Milchwagen in zwei Milchkannen von der Marienschule angeliefert wird. Die schulische Situation ist durch Raumnot und Schulbuchnot gekennzeichnet. Ebenso fehlt Schreibmaterial. Der Klassenraum wird im Selbsthilfeverfahren frisch gestrichen. Mit Hilfe der Firma Povel werden Fenstervorhänge beschafft.

1948 - Ein Versuch mit der Ganzheitsmethode im Erstleseunterricht zeitigt befriedigende Ergebnisse und soll fortgesetzt werden. Die Schulspeisung, an der etwa 40 Kinder teilnehmen, wird in der Küche der Dienstwohnung zubereitet, da der Transport von der Marienschule Schwierigkeiten bereitet. Der Milchwagen fährt nicht mehr, weil die Zahl der Kühe auf den Höfen rapide gesunken ist. Nach der Währungsreform stehen wieder Schreibmaterialien zur Verfügung. Am Schulgebäude werden die notwendigsten Reparaturen durchgeführt.

1949 - Die Zahl der Schüler steigt über 100 an, da Kinder aus dem Neubaugebiet Blanke vermehrt die Schule in Frensdorferhaar besuchen. Zum 1.2.1949 wird die 2. Lehrerstelle besetzt. Da nur ein Klassenraum vorhanden ist, muss für die Hälfte der Schüler Nachmittagsunterricht bis 18 Uhr erteilt werden. In den Sommermonaten wird dann ein zweiter Klassenraum angebaut, der nach den Herbstferien bezogen werden kann. Daneben ist ein kleiner Lehrmittelraum entstanden. Die Klassenräume werden mit Tischen und Stühlen neuzeitlich ausgestaltet. Die Kosten für die ganze bauliche Erweiterung betragen rund 25 000 Mark.

Kurz vor Jahresende werden am Gildehauser Weg weitere 4 Steinbaracken erstellt, in die Familien einziehen, die erst im Laufe des Jahres aus den Ostgebieten vertrieben wurden. Die Kinder, die jetzt dazugekommen sind, sind infolgedessen haben große Lernrückstände) und stellen für den Unterricht eine große Belastung dar. 13-14-jährige Kinder sind kaum in der Lage, auch nur ein deutsches Wort richtig zu schreiben. Manche Kinder sind durch die große Not, durch das Leben in Ruinen und Gemeinschaftsunterkünften und durch die Flucht "sittlich in negativer Richtung nachhaltig beeinflusst" .

1950 - Zur Schulentlassung 1950 findet ein Elternabend statt, zu dem die ganze Gemeinde erschienen ist und über den in den Grafschafter Nachrichten vom 23.3.1950 ausführlich berichtet wird. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Schule Frensdorferhaar, beginnend mit dem ersten Bau der Schule 1837.

Im Schuljahr 1950/51 besuchen 122 Schüler die Schule. Es ist die höchste Schülerzahl, die die Schule je erreichte. Die meisten Schüler kommen aus der Blanke. Im Herbst wird deshalb ein dritter Lehrer zugewiesen. Es erfolgt wieder Nachmittagsunterricht. Mit einer Erweiterung der Schule ist nicht zu rechnen, da in der Blanke Schulgebäude errichtet werden. Deshalb wird auch der Schulleiter nicht Hauptlehrer.

1952 - Der Rat der Stadt Nordhorn beschließt, den Schulbezirk der Frensdorferhaar-Schule zu reduzieren. Er umfasst jetzt nur noch den Stadtteil Frensdorferhaar beiderseits des Kanals. Damit wird die Schule auf Dauer einklassig. Die Kinder aus der Blanke werden zur Ev. Blankeschule umgeschult. Die Schülerzahl sinkt auf 62..

1954 - Ab Ostern 1954 besuchen 42 Kinder die Schule. Sie ist wieder einklassig. Der 1949 erbaute Klassenraum steht leer und wird zur Stillbeschäftigung der Schüler genutzt.

1955 - 1956 - Die Schülerzahl sinkt Ostern 1955 auf 22. Die Abgänge erfolgen, weil die Schüler eine voll ausgebaute Schule besuchen wollen oder zu weiterführenden Schule übergehen. Lehrer Eberhard Liese wird zum 1.7.1955 zur Ev. Blankeschule versetzt. Er ist über das Schicksal der Frensdorferhaar-Schule, an der er 8 1/2 Jahre tätig war, enttäuscht. Die Lehrerstelle übernimmt seine Ehefrau. Während einer Elternversammlung im Dezember 1955 wird den Eltern mitgeteilt, dass die Schule aufgelöst werden soll. Dies stößt bei ihnen auf heftigen Widerstand und einstimmige Ablehnung. Trotzdem beschließt der Rat der Stadt am 15.12.1955 die Auflösung der Schule ab Ostern 1956. Dies führt am
17.12.1955 zu einem eintägigen Schulstreik. Im Januar 1956 hebt der Rat der Stadt deshalb seinen Beschluss auf, so dass die Schule bestehen bleibt (GN, 20.12.1955 und 27.1.1956).

1957 - Frau Liese legt ihre 2. Lehrerprüfung ab und wird an die Ev. Blankeschule abgeordnet. Die Familie Liese zieht in ein eigenes Haus, so dass die Dienstwohnung frei wird. Nach den Pfingstferien 1957 tritt Arno Piechorowski seinen Dienst an der Schule an und zieht in die Dienstwohnung ein. Die Schule wird von 25 Schülern der Schuljahrgänge 1- 8 besucht.

1958 - Im Januar 1958 schlägt der Verwaltungsausschuss mit 5 : 3 Stimmen erneut die Schließung der Schule zum 1.4.1958 vor. Aufgrund von erneuten Elternprotesten lehnt der Rat der Stadt am 3.2.1958 jedoch die Schließung mit 24:2 Stimmen ab. Für den Erhalt der Schule setzt sich besonders Ratsherr Eberhard Liese ein (GN, 4.2.1958; Emsländische Rundschau, 4.2.1958; GT, 5.2.1958). Ab Ostern 1958 erhält die Oberstufe fakultativ 2 Wochenstunden Niederländischunterricht. Der Lehrer arbeitet im Epochalunterricht. Das bedeutet, dass die gesamten Fach- und Muttersprachstunden einem Fach und einem Stoffgebiet gewidmet werden, z.B. Geschichte, Sachthema: "Der Nationalsozialismus und die Juden". So wird jedem Fach eine Woche gewidmet: Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Naturlehre. Das ermöglicht den Kindern intensiveres Eindringen in den Stoff und erleichtert die Organisation an der "Einklassigen". Der Versuch des Lehrers, mit den Kindern eine mehrtägige Fahrt in den Harz zu unternehmen, scheitert am Widerstand der Bauern. Sie stimmen in einer Elternversammlung dagegen und die meisten anderen Eltern schließen sich an.

1962 - Das 9. Schuljahr wird eingeführt. Die 2 Schüler aus Frensdorferhaar besuchen die Ernst-Moritz-Arndt-Schule und werden nach einem Jahr als Klassenbeste entlassen.

1964 - Ostern 1964 lässt sich der Lehrer Arno Piechorowski aus privaten Gründen nach Baden-Württemberg versetzen. Damit wird die Auflösung der Frensdorferhaar-Schule akut. Die Klassenstufen 5 -8 werden zur Frensdorfer Schule oder zur Ev. Blankeschule abgeschult. Die Grundschule bleibt vorerst noch in Frensdorferhaar, weil die benachbarte Südblankeschule noch nicht vollständig ausgebaut ist. Lehrerin in Frensdorferhaar wird Frau Elke Ranft, die 14 Schüler der Klassenstufen 1 - 3 unterrichtet. Die Schüler des 4. Schuljahres besuchen die Frensdorfer Schule.

1965 - Die Lehrerin Elke Ranft wird in den Bezirk Lüneburg versetzt, weil sie heiratet. Die Schule wird ab Ostern 1965 vom Rektor der Frensdorfer Schule mit verwaltet, aus deren Kollegium eine Lehrerin bis zum 15.10.1965 die 5 Schüler des 2. und 3. Schuljahres in Frensdorferhaar unterrichtet. Für das 1. Schuljahr wurden keine Schüler eingeschult. Danach werden die 5 Schüler zur Frensdorfer Schule umgeschult. Die Stadt Nordhorn übernimmt die Omnibusfahrtkosten (GN, 9.11.1965). Damit endet die Geschichte der Frensdorferhaar-Schule. Die Kinder aus Frensdorferhaar besuchen heute Schulen in der Blanke.

Quellen:
  • Schulchronik der Volksschule Frensdorferhaar, Hefte 1 und 2 (1895 - 1906), Band II (1907 - 1939) und Band 3 (1947 - 1965),
  • Arno Piechorowski, Auszüge aus der Schulchronik der Volksschule Frensdorferhaar, 1962 ,
  • Protokollaussagen des Kirchenrates Nordhorn, von Gerhard Plasger zur Verfügung gestellt, Daten im Text angegeben,
  • Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben.
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