Grafschafter Schulgeschichte

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NOH-50

Entwicklung des Schulwesens in Nordhorn

Volksschule Hestrup

1953 Volksschule; 1973 Grundschule; 1976 Auflösung der Schule

Zur Vorgeschichte
Die Schüler aus Hestrup besuchten seit jeher die Ev. Volksschule Brandlecht. Die Schulwege der Kinder waren bis zu 5 km lang und in einem schlechten Zustand. Mit der Besiedlung des Hestruper Feldes in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wuchs die Einwohnerzahl der Gemeinde. Konkrete Pläne für den Bau einer eigenen Schule gab es schon vor dem 2. Weltkrieg. 1938 stellte die Gemeinde einen Antrag auf Neubau einer Schule. Durch den Kriegsausbruch mussten die Schulbaupläne jedoch zurückgestellt werden. 1950 stellte die Gemeinde erneut den Antrag auf Errichtung einer Schule und Auflösung des Gesamtschulverbandes Brandlecht- Hestrup.

1953 - Die Volksschule Hestrup wird als einklassige Volksschule gegründet. Im Juli 1952 erfolgt die Grundsteinlegung der Schule und der Lehrerdienstwohnung. Da die Gebäude zum vorgesehenen Termin der Eröffnung der Schule Ostern 1953 noch nicht bezugsfertig sind, müssen die Schüler noch zwei Monate mit dem neu aufgestellten Klassenverband nach Brandlecht gehen. Es sind 59 Schüler der Jahrgänge 1 - 8. Sie werden dort vom vorgesehenen Schulleiter und Lehrer Jan Kortmann unterrichtet, zum Teil am Nachmittag. Durch Hand- und Spanndienste der Hestruper wird das Umfeld der neuen Schule in Hestrup zu einer "Schule im Grünen" gestaltet. Die offizielle Übergabe findet am 13.10.1953 statt, an der neben den offiziellen Vertretern eine große Teilnehmerschar aus der Gemeinde Hestrup teilnimmt (GN, 15.10.1953). Die Gesamtkosten einschließlich Schulmöbel belaufen sich auf 69000 DM.

1960 - Die Schule entwickelt sich schnell zu einem kulturellen Mittelpunkt des Dorfes, wozu auch die jährlichen Elternabende mit ihren vielfältigen musischen Darbietungen beitragen, an denen jeweils mehrere hundert Gäste aus Hestrup und Umgebung teilnehmen. Durch jährliche mehrtägige Schulfahrten lernen die Schüler Sehenswürdigkeiten in Norddeutschland und Holland kennen. Durch Spenden des Jagdpächters zur Weihnachtsfeier erhalten die Schüler jährlich ein gesondertes Weihnachtsgeschenk.

Die Anzahl der Schüler, die 1953 noch 59 betrug, ist im Jahre 1957 auf 35 abgesunken. Die Zahlen werden jedoch wieder ansteigen, da die Ausweisung von Baugebieten vorgesehen ist.

1962 - Die Schüler des bisherigen 8. Jahrgangs besuchen nach Einführung des 9. Schuljahres in Niedersachsen ab Ostern 1962 die Ernst-Moritz-Arndt-Schule in Nordhorn. Wegen des großen Arbeitskräftemangels wird die Einführung jedoch von großen Teilen der Landbevölkerung nicht begrüßt.

1964 - Es werden viele Gespräche zwischen den Landgemeinden über eine mögliche Zentralisierung der Schulen im ländlichen Raum geführt. Es kommt jedoch zu keiner Einigung, da jede Gemeinde versucht, die Mittelpunktschule an ihren Ort zu bekommen. Nach Aussage in der Schulchronik ist die Gemeinde Hestrup schulisch am schlechtesten gestellt. Während in den umliegenden Gemeinden mit fast gleicher Kinderzahl die Schulen 2 bzw. 1 1/2 Lehrkräfte haben, müssen in Hestrup Ostern 1965 56 Schüler von einer Lehrkraft unterrichtet werden. Die Gemeinde empfindet dies als ungerecht und versucht, wenigstens eine Lehrkraft mit halber Stundenzahl für das 1./2. Schuljahr zu bekommen. Durch freiwillige Spenden stehen 20000 DM für den Anbau eines 2. Klassenraumes zur Verfügung; ebensoviel hat die Gemeinde selbst an Rücklagen in der Gemeindekasse gebildet. Ziel der nds. Schulpolitik sei jedoch die Auflösung der "Zwergschulen". Deshalb lehnt die Schulbehörde das Vorhaben ab und drängt auf eine Abschulung des 7./8. Jahrgangs.

1965 - Der Schulleiter Jan Kortmann verlässt nach 12 Jahren die Schule und geht als Rektor zur Mittelpunktschule Gildehaus. Sein Nachfolger wird Günter Itterbeck, der bisher an der Ev. Volksschule Bentheim tätig war. Das 7. und 8. Schuljahr wird zur Ernst-Moritz-Arndt-Schule in Nordhorn abgeschult. Die Schüler werden zusammen mit den Brandlechter Schülern von einem Bus abgeholt und wieder zurückgebracht. Nach der Abschulung werden in Hestrup noch 42 Schüler der Jahrgänge 1 - 6 einklassig unterrichtet.

1967 - Hinter der Schule werden im Garten ein Schwimmbecken und ein Becken für Nichtschwimmer eingerichtet, so dass alle Schüler schwimmen lernen. Lehrer Itterbeck führt die jährlichen Elternabende fort, die Lehrer Kortmann eingeführt hat. An ihnen nehmen bei 412 Einwohnern in Hestrup immer etwa 400 Gäste teil. Die örtliche Presse berichtet hierüber ausführlich. Im Jahre 1967 werden die Schüler zu einer Jahresversammlung der Landfrauen mit 350 Teilnehmern eingeladen und stellen dort in einer Gastvorstellung ihr Können unter Beweis.

1969 - Wegen starker Schneeverwehungen fällt der Unterricht auf Weisung der Schulräte am 17. Februar 1969 aus. An den folgenden Tagen werden die meisten Schüler mit Treckern zur Schule gefahren.

1970 - Herr Itterbeck wechselt nach 5 Jahren in Hestrup als Rektor an die Mittelpunktschule Uelsen. Seine Nachfolgerin wird Frau Anneliese Blekker, die bisher Lehrerin in Brandlecht war.

1973 - Die 5. und 6. Schuljahrgänge werden nach Nordhorn abgeschult. Hestrup wird Grundschule.

1976 - Nach der Eingemeindung 1974 nach Nordhorn drängen der Schulausschuss der Stadt und die Schulbehörde auf Auflösung der einklassigen Grundschule Hestrup mit 39 Schülern. Die Eltern stimmen der Auflösung unter der Bedingung zu, dass alle Kinder mit dem Schulbus nach Brandlecht befördert werden. Frau Blekker geht ebenfalls nach Brandlecht. Mit einem Schulfest verabschieden sich die Schüler und Eltern von ihrer Schule. Nach den Worten von Bürgermeister Cornelius Gemmeker in einem Grußwort während diese Abschiedsfeier entspricht die Auflösung der Schule "dem Bildungsauftrag der Gegenwart. Die Arbeitswelt sowie das Leben insgesamt fordern heute von der Schule eine Intensivierung der Ausbildungsleistung, damit die Schüler von heute den Anforderungen von morgen gewachsen sind" (GN, 21.6.1976).

Mit Schuljahresende 1975/76 endet die 23jährige Geschichte der Volksschule Hestrup.

2011 - Treffen der Schüler und Lehrer von der Dorfschule Hestrup
Schüler der Hestruper Dorfschule aller Jahrgänge trafen sich zu einem Klassentreffen. Ebenfalls eingeladen waren die drei ehemaligen Lehrer. (Quellen: GN ,1.7.; GW, 6.7.2011).

Im GN-Journal am Wochenende vom 30.7.2011 werden "Erinnerungen wie aus einem alten Heimatfilm - spannende Geschichten aus längst vergangenen Zeiten" - dargestellt.

Quellen:
  • Schulchronik der Volksschule Hestrup, 1953 - 1976 (Aufbewahrung im Stadtarchiv Nordhorn)
  • Jan Kortmann, Auszüge aus der Schulchronik der Volksschule Hestrup, 1962
  • Jan Kortmann, Unsere Schule im Dorf - Chronik der Volksschule Hestrup 1953 - 1976. In: Dorfchronik Brandlecht/Hestrup, 1994, Seite 288
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