Grafschafter Schulgeschichte

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NOH-55

Entwicklung des Schulwesens in Nordhorn

Freiherr-vom-Stein-Orientierungsstufe

1979 Errichtung der OS; 2004 Auflösung der OS

Die Diskusion um Einführung der Orientierungsstufe (OS) in Nordhorn wird beschrieben unter Einführung-OS .

1979 - Zum 1.8.1979 wird die Freiherr-vom-Stein-Orientierungsstufe (FSO) in Gebäuden der Freiherr-vom-Stein-Realschule errichtet und beginnt mit dem 5. Schuljahrgang.

Ihr stehen die ursprüngliche Waldschule mit 2 Klassenräumen, der Werkraum mit Maschinen- und Materialraum, Lehrerzimmer und Verwaltung, zwei Pavillongebäude mit je 4 Klassenräumen sowie Klassen- und Fachräume im Erdgeschoss des Seitenflügels der Freiherr-vom-Stein-Realschule zur Verfügung.

Schulleiter der OS wird Herr Hans Kalus, der vorher an der Realschule tätig war. Der Unterricht beginnt mit 175 Schülern in 6 Klassen der Jahrgangsstufe 5. Konrektor der Schule wird Heinz Hemmers.

Das Bild zeigt im Vordergrund die 1856 erbaute "Frensdorfer Schule" (später: Waldschule), dahinter der 1897 erbaute zweite Klassenraum - beide Räume in der OS der Werkraum mit Materialraum -, im Hintergrund der 1903 erbaute zweistöckige Neubau - in der OS das Hauptgebäude mit 2 Klassenräumen, Lehrerzimmer und Verwaltung. - Bild: Archiv Ragnitz

1984 - Die Laienspiel-Arbeitsgemeinschaft der FSO spielt kurz vor Weihnachten für die Bewohner des Altenheims Krokusstraße. Das Programm umfasst Lieder, Gedichte, Spielszenen und ein Laienspiel "Drei kleine Nikoläuse".

1985 - Die Laienspiel-AG beteiligt sich am Jugendtheater-Wettbewerb der Städtischen Bühnen in Münster mit insgesamt 95 Gruppen aus Nordrhein- Westfalen und erreicht in der Altersstufe I der Jüngsten einen 2. Platz unter 35 teilnehmenden Theatergruppen (Westf. Nachrichten, 8.6.1985). "Im Land der bunten Farben" finden Katharina und Anna, nachdem sie einen Hexenspuk bestanden, den Perlenschatz aus geheimnisvollem Erbe. Die Moral von der Geschichte ist der Verzicht der beiden Mädchen, ihn aus dem Paradies der leuchtenden Farben und der kleinen graziösen Figurantinnen zu entführen.

Das Stück wird auch beim ersten Nordhorner Schülertheatertreffen aufgeführt, an dem außerdem Theatergruppen von zwei Realschulen, einer weiteren OS und von Ehemaligen einer OS teilnehmen (GN, 6.7.1985).

Im Rahmen einer Projektwoche bildet der Besuch des seit 1981 amtierenden Bürgermeisters Wilhelm Horstmeyer und seiner beiden Vorgänger Wilhelm Buddenberg (1964 - 1972) und Cornelius Gemmeker (1972 - 1981) einen besonderen Höhepunkt. Eberhard Liese (1960 - 1964) ist leider verreist. Es entsteht ein reges Gespräch zwischen Schülern und den drei Politikern. Die 11- bis 13-jährigen Schüler diskutieren und stellen viele Fragen und zeigen keine Scheu "vor großen Tieren". Mit den interessantesten und auffälligsten Einzelerlebnissen aus ihrer jeweiligen Bürgermeisterzeit endet der fast zweistündige Bürgermeisterbesuch.

Im Rahmen der Aktion "Patenschaft für Tiere" übernimmt die Klasse 6 e die Patenschaft für eine Zwergziege. Die Schüler haben nach einem Klassenfest Geld übrig behalten und stellen es dem Tierpark zur Verfügung. Die Aktion wurde anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Landkreises Grafschaft Bentheim ins Leben gerufen (GN, 12.9.1985).

1986 - Der bekannte Kinderbuchautor Achim Bröger ist für zwei Tage am 27. und 28. August 1986 in der Schule und führt Autorenlesungen in allen Klassen während des Unterrichts durch. Der 1944 geborene Schriftsteller hat bisher Hörspiele, Drehbücher für Fernsehfilme, Theaterstücke und eine Vielzahl von Kinder- und Jugendbüchern geschrieben.
Als weitere Autoren werden in den folgenden Jahren Jürgen Banscherus, Heikedine Körting, Klaus Hetzel, Rüdiger Siebert, Ellen Thiemann und Dietlof Reiche in die Schule eingeladen.

1987 - Die Schüler nehmen begeistert an den von der Schule angebotenen Arbeitsgemeinschaften teil. Als Beispiel erfolgt eine Aufzählung der AG-Themen im 2. Halbjahr des Schuljahres 1986/87:
  • Let´s act: Wir lesen englische Geschichten und spielen Theater und Sketsche in engl. Sprache
  • Forscher und Entdecker erkunden fremde Erdteile
  • Ballspiel- AG (Handball, Volleyball, kleine Ballspiele)
  • Stricken, Knüpfen, Färben
  • Schach für Anfänger und Fortgeschrittene,
  • Musik-AG
  • Laienspiel-AG
  • Tennis für Anfänger,
  • Baskettball-AG
  • Vom Freischwimmer zum Jugendschwimmer
  • AG für Leseratten (Weltraumfahrt und Science fiction in Buch und Film)
  • Eislaufen
  • AG für alle, die gern lesen und Abenteuer mögen: Daniel Defoe "Robinson Crusoe"
  • Tanzen
  • Wir nähen Puppen und Kuscheltiere
  • Wir kochen kleine Gerichte und backen Kuchen, die schmecken
  • Flugmodellbau
1989 - Im Arbeitsprogramm der Laienspiel-AG wird vorgesehen, bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler, die in Nordhorn im KTS auftreten, zu einem Gespräch in die Arbeitsgemeinschaft zu bitten. Im Laufe der Jahre kommen Marion Kracht, Cordula Trantow, Anja Kruse, Thekla Carola Wied, Frau Solf, Karin Dor, Doris Kunstmann, Alexander May usw.

Mit dem Gewinn der Niedersachsenmeisterschaft im Fußball in ihrer Altersgruppe schließt die Jungen-Fußballmannschaft der FSO den Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" ab (Grafschafter Express, 2.8.1989).

1992 - Rektor Hans Kalus tritt in den Ruhestand (GN, 13.6.1992). Sein Nachfolger Helmut Ruschulte wird am 24.9.1992 in sein Amt eingeführt und erhält die Ernennungsurkunde zum Rektor. Er war vorher an der Frensdorfer Schule tätig. (GN, 25.9.1992).

1993 - Im Zuge der Überlegungen und Planungen zur Einführung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) in Nordhorn wird auch die Innenstadt mit der FSR und FSO als Standort geprüft. Dies führt zu massiven Elternprotesten und -demonstrationen. Die Einführung einer IGS erfolgt in Nordhorn nicht.

1995 - Die FSR, die FSO und die Waldschule, denen für den Sportunterricht nur die einteilige Turnhalle der FSR und die Kreissporthalle an der Wilhelm-Raabe-Straße zur Verfügung stehen, beantragen beim Schulträger den Bau einer Turnhalle neben der geplanten Außensportanlage auf dem Hoffschen Gelände. Dieses Anliegen wird jedoch abgelehnt, so dass die FSO-Schüler zum Sportunterricht weiterhin den 700 m weiten Weg zur Kreissporthalle zurücklegen müssen. Der Rat der Stadt hat aus finanziellen Gründen nur die Wahl zwischen dem Bau einer Turnhalle und der Erweiterung der Kreissporthalle. Die Mehrheit des Rates spricht sich für die Erweiterung der Kreissporthalle wegen der übergeordneten Bedeutung des Euregiums als Spielort der HSG Nordhorn aus. Die Orientierungsstufe besuchen im Schuljahr 1995/96 314 Schüler in 13 Klassen.

1996 - Die Schüler der FSO starten eine große Spendenaktion für Straßenkinder in Brasilien. Insgesamt gehen Spenden in Höhe von 2100 DM ein, die der Schülersprecher dem Franziskaner-Pater Beda überreicht.

Jedes Jahr sind Schüler der FSO als Helfer dabei, wenn Pater Beda aus Bardel seine Altkleider- und Altpapiersammlungen in der Grafschaft Bentheim durchführt.

Am 6. September 1996 wird an der Schulstraße (hinter dem Hoffschen Hof) der neue Sportplatz offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die Außensportanlage bietet eine Rasenfläche von 50 x 60 m, vier Laufbahnen á 250 m sowie eine Fläche für Handball, Basketball und Volleyball. Von schulischer Seite wird während der Einweihungsfeier bedauert, dass der Bau einer Turnhalle aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden konnte (GW, 11.9.1996).

In den Jahren 1990 bis 1996, in 7 Jahren, gingen 1105 Schüler aus den 6. Klassen der FSO in die weiterführenden Schulen über, davon 20 % in die Hauptschulen, 42 % in die Realschulen und 38 % in das Gymnasium. In den vier Orientierungsstufen der Stadt Nordhorn waren es 3645 Schüler, davon gingen 33 % in die Hauptschulen, 43 % in die Realschulen und 24 % in das Gymnasium über. Der Übergang zum Gymnasium liegt demnach an der FSO mit 42 % gegenüber 24 % in Nordhorn über dem Durchschnitt, an den Hauptschulen mit 20 % gegenüber 33 % unter dem Durchschnitt (nach eigenen Berechnungen).

1998 - Zwischen dem Schulgebäude und dem Werkraum wird ein Zwischenbau als Werklager und im Dachgeschoss über dem Werkraum ein Computerraum ausgebaut.

1999 - Beim Schulschach-Finale des Bereichs Emsland- Grafschaft Bentheim im Euregium in Nordhorn erringt die FSO in der Wettkampfgruppe W IV (Mädchen bis Klasse 6) den 1. Platz (GN, 12.2.1999).

2000 - Die FSO war in den 90er Jahren die erfolgreichste Grafschafter Schule im Sportabzeichen-Wettbewerb. Jährlich wird die Schule mit den meisten absolvierten Sportabzeichen und dem prozentual zu den Schülerzahlen besten Ergebnis mit jeweils einem Wanderpokal ausgezeichnet. Die Schule, die über zehn Jahre am konstantesten abgeschnitten hat, darf am Ende des Jahrzehnts die Trophäe behalten. Die FSO erhält den Pokal in beiden Wertungen (GN, 20.12.2000).

Auch schon in den 80er Jahren erhielt die FSO beide Wanderpokale, da die Schule bei den meisten Verleihungen und auch bei dem prozentual besten Ergebnis am erfolgreichsten war (GN, 4.7.1990).

2002 - Die Weltumradler Axel Brümmer und Peter Glöckner sind Gäste der Schule und berichten diesmal in einer Dia-Reportage über eine Faltboot-Expedition "Von den Anden zum Atlantik". Die beiden Thüringer waren bereits vor vier Jahren mit einer Dia-Reportage über ihre Weltumradlung zu Gast in der Schule.

Die Schüler der Klasse 6d führen unter dem Motto "Schüler helfen Schülern" eine Spendenaktion durch, um eine hochwassergeschädigte Schule in Sachsen, das Gymnasium Heidenau, zu unterstützen. Das Geld wird Schülern zur Verfügung gestellt, die durch das Hochwasser ihre Schulsachen vollständig verloren haben. Durch den Verkauf von selbstgebackenem Kuchen, Waffeln und Getränken in den Pausen sind mehr als 2200 € zusammengekommen. Dieses Beispiel führt dazu, dass auch in anderen Schulen Spendenaktionen durchgeführt werden (GN, 22.8.2002).

Die Schule beteiligt sich an einem Modellversuch zur Förderung Hochbegabter, an dem außerdem die Waldschule, die Grundschule Blumensiedlung und das Gymnasium beteiligt sind. Ziel des Nordhorner Förderkonzeptes ist es, "besonders begabte Schüler und Schülerinnen zu erkennen, sensibel für diese Kinder zu werden und diese durchgängig von der Vorschule über die Grundschule und die OS bis hin zu weiterführenden Schulen zu begleiten, angemessen zu fördern und damit ihre Schullaufbahn zu sichern und zu optimieren" (GN, 19.6.2002).

Die Schülerzahl hat sich auf 330 erhöht, die ebenfalls in 13 Klassen unterrichtet werden. In einigen Jahren wird die Schülerzahl aufgrund des Geburtenrückgangs absinken.

2004 - Mit Ablauf des Schuljahres 2003/04 wird die Freiherr-vom-Stein-Orientierungsstufe nach 25 Jahren - wie alle Orientierungsstufen in Niedersachsen - aufgelöst. Vor Auflösung der OS verfasst die Schule noch eine Jubiläumsschrift und gestaltet eine umfangreiche, eindrucksvolle Ausstellung über die Arbeit der Schule in den 25 Jahren ihres Bestehens. Auf großen Schautafeln werden in Schrift und Bild u.a. folgende Schwerpunkte der Geschichte dargestellt:
  • Besondere Aktionen der Schule
  • Arbeitsgemeinschaften in der Schule,
  • Die Laienspiel-AG und ihre besonderen Gäste
  • Sportliche Erfolge der Schülermannschaften
  • Kinderbuchautoren in der Schule
  • Eine besondere Partnerschaft: Pater Beda und seine brasilianischen Freunde
  • Gäste und Besucher im Unterricht der Schule
Die Lehrer der Schule sind auch jetzt noch von der OS-Arbeit überzeugt. "Die geringe Größe, die Überschaubarkeit und die Eigenständigkeit waren die Vorteile", sagt Rektor Ruschulte. "Dass die OS auch noch nach einem Vierteljahrhundert zu Veränderungen bereit war, bewies sie vor zwei Jahren. Im November 2002 ließen Lehrer, Schüler und Eltern der allseits bekannten Forderung nach sozialem Lernen an der Schule Taten folgen. Sie unterzeichneten eine freiwillige Vereinbarung zwischen den Beteiligten der Schulgemeinschaft, mit der sie sich zur Einhaltung bestimmter Regeln des Zusammenlebens verpflichteten. Plötzlich war die OS wieder modern".

Die Schüler gehen künftig schon nach der Grundschule in die Hauptschule, die Realschule und das Gymnasium über. Dorthin werden auch die Lehrer versetzt. Aus dem Berufsleben verabschiedet werden
  • Rektor Helmut Ruschulte, der die Schule seit 1992 leitete,
  • Konrektor Heinz Hemmers, der 1979 vom ersten Tage dabei war und
  • Lehrer und Personalrat Willi Koop, der 1980 an die Schule kam
(GN, 26.6. und 1.7.2004).

Quellen:
  • Auskünfte von Rektor Helmut Ruschulte und Konrektor Heinz Hemmers
  • Jubiläumsschrift und Ausstellung der Schule zum 25-jährigen Bestehen
  • Zeitungsartikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben
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