Grafschafter Schulgeschichte

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NOH-78

Entwicklung des Schulwesens in Nordhorn

Ein zweites Gymnasium in Nordhorn

Im Jahre 2006 beginnt die Diskussion um die Errichtung eines zweiten Gymnasiums in Nordhorn. Zur Vorgeschichte ist auszuführen, dass der Kreistag schon vor 38 Jahren (siehe Gymnasium, 1966 - 1970; auch GN, 26.5.2006) am 16.9.1968 beschlossen hat, in Nordhorn ein zweites Gymnasium zu bauen. Im Mai 1970 wird jedoch die Baumaßnahme mit der Begründung nicht weiter verfolgt, weil die Schülerzahlen rückläufig seien und in Niedersachsen eine klare Schulkonzeption fehle. Schon bald beginnen dann die Diskussionen um die Einführung der Orientierungsstufe in Niedersachsen.

Ein weiterer Vorstoß für ein zweites Gymnasium erfolgt Anfang 2004 durch den Kirchenkreistag des lutherischen Kirchenkreises Emsland/Grafschaft Bentheim, das in gemeinsamer Trägerschaft mit der reformierten Kirche geführt werden soll. Dies wird trotz der bestehenden Unwägbarkeiten auch vom damaligen Oberkreisdirektor Brüggemann grundsätzlich begrüßt, weil ein evangelisches Gymnasium als Angebotsschule eine Bereicherung für die Grafschaft wäre (GN, 6.2. und 7.2.2004). In einer Sondersynode befasst sich die reformierte Kirche mit dem Thema. Während von einigen Gemeinden die Beteiligung an einer Schulträgerschaft begrüßt wird, stehen andere dem Vorhaben wegen der angespannten Finanzlage eher skeptisch gegenüber. Eine verbindliche Abstimmung ist nicht vorgesehen (GN, 5.3.2004). Nach Aussagen der lutherischen Landeskirche sollen ab Januar 2005 Verhandlungen mit dem Kultusministerium, dem Landkreis und der Stadt Nordhorn aufgenommen werden (GN, 4.12.2004). Diese führen jedoch zunächst zu keinem Ergebnis, da das Nordhorner Gymnasium nach Auffassung des Landkreises auf Wunsch des Gymnasiums als einziges Gymnasium in Nordhorn mit allen Bildungsschwerpunkten erhalten bleiben soll. Nach Auflösung der Orientierungsstufen im Jahre 2004 entscheidet dann der Landkreis, zwei Schuljahrgänge in eine Außenstelle auf dem NINO-Gelände auszugliedern.

Angesichts der explodierenden Schülerzahlen im Gymnasium Nordhorn kommt es im Frühjahr 2006 zu einem Umdenken. Die Klassen 5 bis 8 sind inzwischen siebenzügig, die Klassen 9 und 10 sechszügig. Die Schülerzahlen sind in den letzten beiden Jahren von 900 auf knapp 1600 gestiegen, das Lehrerkollegium ist in der gleichen Zeit von 70 auf 115 aufgestockt worden.

In einer Schulausschusssitzung des Landkreises am 23.3.2006 berichtet Studiendirektor Lübke als Gast über die Situation am Gymnasium. Die organisatorischen Grenzen des Schulbetriebes seien erreicht. Das jetzige System sei nicht weiter tragbar, zumal mit weiter steigenden Schülerzahlen zu rechnen sei. Zumindest für den Sekundar-I-Bereich wünsche sich die Schulleitung ein zweites Gymnasium, wofür sich die Außenstelle des Gymnasiums als Standort anbiete (GN, 28.3, 29.3. und 1.4.2006).

Die Verwaltung des Landkreises spricht sich dagegen in der Schulausschusssitzung am 23.5.2006 gegen ein weiteres Gymnasium in staatlicher Trägerschaft aus. Aufgrund der ab Schuljahr 2013/14 wieder sinkenden Schülerzahlen befürchtet die Verwaltung leerstehende Räume im Stammgebäude. Sie stellt ein Konzept für den Ausbau des bestehenden Gymnasiums vor, falls die lutherische Landeskirche nicht ein für den Landkreis attraktives Angebot zur Übernahme der Schulträgerschaft für ein Evangelisches Gymnasium unterbreite. Dann müsse die Angelegenheit neu beraten werden. Die SPD-Fraktion spricht sich dagegen klar für die Einrichtung eines zweiten Gymnasiums aus, dessen Einzugsgebiet die ganze Grafschaft umfassen sollte. Für den Fall, dass es kein Evangelisches Gymnasium gibt, bleibt die CDU-Fraktion bei dem Vorschlag für nur ein Gymnasium und die Einrichtung je einer zusätzlichen Klasse im Missionsgymnasium Bardel (GN, 18., 19. und 20 5., zahlreiche weitere Zeitungsartikel und Leserbriefe).

Ende Mai 2006 nehmen die lutherische Landeskirche und der Kirchenkreis Verhandlungen mit der Kreisverwaltung über die Errichtung eines Evangelischen Gymnasiums in Nordhorn auf, die sich über mehrere Monate hinziehen (GN, 1.6, 16.6. 2006). Der Kreistag beschließt dann Ende Juli mit der CDU-/FDP-Mehrheit, dass der Landkreis kein zweites Gymnasium einrichtet und auf Verhandlungen mit der lutherischen Kirche über die Trägerschaft für ein weiteres Gymnasium setzt. Sollte es zu keiner Einigung kommen, so soll der Standort des Gymnasiums am Stadtring ausgebaut werden. Zudem soll dann mit dem Missionsgymnasium in Bardel über die Einrichtung einer weiteren Klasse für Nordhorner Schüler verhandelt werden (GN, 1.7.2006).
Zur Raumfrage für das Ev. Gymnasium sieht die Kreisverwaltung vier Varianten:

Das Ev. Gymnasium bezieht die Außenstelle bei der Volkshochschule.

Das Ev. Gymnasium zieht nach Baumaßnahmen zusätzlich in das Gymnasium am Stadtring ein. Eine gemeinsame Fachraumbenutzung wäre möglich.

Das Ev. Gymnasium wird bei der VHS mit einer Außenstelle in der Frensdorfer Schule eingerichtet.

Das Ev. Gymnasium wird in der Frensdorfer Schule eingerichtet (GN, 21.7.2006).

Die Stadt Nordhorn würde sich bereit erklären, die Frensdorfer Schule dem Landkreis in einem Mietvertrag unentgeltlich für ein zweites Gymnasium zur Verfügung zu stellen (GN, 1.7. und 18.7.2006).

Da es zwischen dem Landkreis und der Ev.luth. Landeskirche noch unterschiedliche Positionen gibt, ziehen sich die Verhandlungen in die Länge. In der örtlichen Presse werden in zahlreichen Leserbriefen die unterschiedlichen Stellungnahmen veröffentlicht. Im Dezember 2006 wird ein Förderverein gegründet, der ein Evangelisches Gymnasium in Nordhorn unterstützen will. Die im Rat vertretenen Parteien sprechen sich für ein weiteres Gymnasium aus. Ende Dezember 2006 stehen die Verhandlungen mit der Lutherischen Landeskirche jedoch fast vor dem Aus.

In einer Veranstaltung der Lutherischen Kirche Anfang Januar 2007 im Kloster Frenswegen, an der mehr als 200 Zuhörer teilnehmen, geben alle betroffenen Stellen ihre Stellungnahmen ab. Sie sind gekennzeichnet durch beschwörende Appelle, die Diskussion nicht in erster Linie unter ökonomischen Aspekten zu führen.

In eindringlichen Schilderungen wird auf die beengte Situation am Gymnasium und auf die umfassenden Kooperationsangebote seitens der Stadt Nordhorn hingewiesen. Der Landrat äußert weiterhin finanzielle Bedenken. Die Landeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track drängt auf eine baldige Entscheidung. Es gäbe mehrere weitere Bewerber im Lande für ein Ev. Gymnasium (GN, 9.1. und 11.1.; GW, 17.01.2007).

Für den Fall, dass in Kürze kein akzeptables Angebot zur Schaffung eines kirchlichen Gymnasiums vorliege, soll nach einem einstimmigen Beschluss des Kreistages am 1. März 2007 zum Schuljahr 2008/09 ein weiteres Gymnasium in Trägerschaft des Landkreises gegründet werden. Damit wird der alte Beschluss vom Juli 2006 aufgehoben (GN, 3.3.2007).

Am 13. April legt der Landkreis der Luth. Landeskirche ein Angebot für eine vertragliche Regelung vor, das folgende Eckpunkte enthält:
- Die Räume der jetzigen Außenstelle auf dem NINO-Gelände, die mit einem Kostenaufwand von ca. 3 Mill. € im Jahre 2004 errichtet wurden, werden der Luth. Landeskirche für die Dauer der Nutzung als Gymnasium mietfrei überlassen.
- Der Landkreis errichtet die weiteren Unterrichts- und Funktionsräume auf dem NINO- Gelände und stellt diese der Luth. Landeskirche für die Dauer der Nutzung als Gymnasium mietfrei zu Verfügung. Hierbei entstehen dem Landkreis Kosten in Höhe von rd. 5,5 Mill. € zzgl. Grunderwerbskosten.
- Der Landkreis trägt alle Kosten für die Unterhaltung von Dach und Fach der genannten Immobilien. Für die laufende Unterhaltung ist die Ev. Landeskirche als Mieter verantwortlich.
- Die Erstausstattung mit Mobiliar übernimmt der Landkreis. Die Kosten für Ersatzbeschaffung trägt die Luth. Landeskirche.
- Der Landkreis zahlt der Luth. Landeskirche einen Festbetragszuschuss zu den Betriebskosten von 200 € pro Jahr für jeden Schüler aus der Grafschaft.
- Die Unterrichtsräume stehen der VHS kostenlos für eine Nutzung zur Verfügung.
- Die inhaltlichen Schwerpunkte des Gymnasiums sind mit dem Landkreis und mit dem Gymnasium Nordhorn abzustimmen.

Eine Turnhalle kann erst zu einem späteren Zeitpunkt gebaut werden, so dass der Sportunterricht zunächst ausgelagert werden muss. Hiergegen wendet sich die SPD, die den sofortigen Bau einer Sporthalle einschließlich einer Freisportanlage fordert.
(Quellen: Vorlage des Landkreises zur Schulausschusssitzung am 2.5.2007; GN, 17.4. und 4.5.; GW, 25.4.; GN, 12.7.2007)

Das Land Niedersachsen und die hannoversche Landeskirche haben sich über die Gründung von vier neuen evangelischen Schulen geeinigt. Gemeinsam mit Kultusminister Busemann unterzeichnet die Landesbischöfin Margot Käßmann eine Vereinbarung über die Übernahme von Schulen in Wolfsburg (zweisprachige Grundschule), Osnabrück (Schulzentrum mit Gymnasium, Realschule und Hauptschule in einem sozialen Brennpunkt: Eversburg), Gifhorn und Nordhorn (Neugründungen von Gymnasien) in evangelischer Trägerschaft. Für diese vier Schulen soll nicht das übliche Privatschulrecht gelten, sondern das besondere Recht, wie es für die katholischen "Konkordatsschulen" gilt. Bei denen handelt es sich um zusammengefasste Haupt- und Realschulen an 13 Standorten, die 1974 und in denen folgenden Jahren aus öffentlichen Schulen hervorgegangen sind.

Das Besondere dieses Privatschultypes, den es nur in Niedersachsen gibt, liegt darin, dass u.a. die vollen Personalkosten vom Land erstattet werden und dass Lehrkräfte des Landes unter Fortzahlung der Dienstbezüge dorthin beurlaubt werden können. Die staatliche Finanzhilfe ist von Anfang an vorgesehen, während üblicherweise Privatschulen die staatlichen Zuschüsse erst nach Ablauf von drei Jahren nach der Genehmigung erhalten. Die zwischen dem Land und der Landeskirche getroffene Vereinbarung bedarf noch der Zustimmung des Landtages (Pressemitteilung des Kultusministeriums vom 16.5.2007; GN, 18.5.2007; E&W Niedersachsen 5/2007 und 6-7/2007). Der Niedersächsische Landtag stimmt der Gesetzesänderung mit den Stimmen der CDU und der FDP bei Enthaltung der SPD und Ablehnung der Grünen am 11.7.2007 zu (GN, 12.7.2007).

Nach dem Schulübernahmevertrag zwischen dem Landkreis und der Ev. Landeskirche ist als Unterrichtsbeginn der 1. August 2008 vorgesehen. Das Gymnasium soll dreizügig sein und mit den Klassen 5, 7 und 10 beginnen (GN, 30.5.2007).
Am 21. Juni beschließt der Kreistag einstimmig den Bau und die Einrichtung eines zweiten Gymnasiums in der Kreisstadt Nordhorn unter der Trägerschaft der Evangelisch-lutherischen Kirche. Mit dieser Entscheidung geht eine lange - zum Teil sehr kontroverse - Debatte zu Ende (GN, 22.6.2007).

In einem Interview nimmt Frau Dr. Gäfken-Strack, Schuldezernentin der Ev.luth. Landeskirche Hannover, zum Konzept des Ev.Gymnasiums Stellung. Geplant wird eine offene, teilweise gebundene Ganztagsschule. Die Schule erhält ein evangelisches Profil. Wahrscheinlich ist ein musischer Schwerpunkt mit Einrichtung einer Musikklasse ab Klasse 5. Neben Englisch und Französisch soll von Anfang an auch Latein angeboten werden. Wenn es einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt geben sollte, werden ethische Fragen einen breiten Raum einnehmen. Ein Erziehungsziel ist es, Schüler zu befähigen, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang ein diakonisches Praktikum anstelle eine Industriepraktiums. Favorisiert wird ein Start 2008 mit den Klassen 5 bis 8 (GN, 29.6.2007).

Wegen des Standortes des Gymnasiums und der noch nicht geplanten Sportflächen zwischen den Nordhorner Parteien. (u.a. GN, 29.6.2007).

Am 29. August 2007 unterschreiben der Präsident des Lutherischen Landeskirchenamtes, Dr. Eckhart von Vietinghoff, und Landrat Friedrich Kethorn den Vertrag, mit dem die lutherische Kirche die Trägerschaft über ein zweites Gymnasium in Nordhorn übernimmt. An der Vertragsunterzeichnung nimmt der Staatssekretär im Kultusministerium, Hartmut Saager, teil (GN, 30.8.2007; GW, 5.9.2007).

Für die Errichtung des Ev. Gymnasiums schafft die Landeskirche eine Planungsgruppe mit 15 Teilnehmern, die vom Schulleiter des Ev. Gymnasium "Andreanum" in Hildesheim, Herrn Hartmut Schulz, geleitet wird. Ihr gehören Gymnasiallehrer aus der Region, Pastoren, Eltern- und Schülervertreter und ein Vertreter des Landkreises an. Die Planungsgruppe hat die Aufgabe, ein Konzept für die Schule bezüglich der inhaltlichen Gestaltung der Fächer, der Profilierung fachlicher Schwerpunkte und der Beschreibung des evangelischen Profils zu erstellen. Gleichzeitig soll aus der Gruppe heraus und mit Unterstützung der Gruppe das Gründungskollegium gefunden werden. Grundlage für die Arbeit der Planungsgruppe sind erste inhaltliche Überlegungen der Landeskirche vom 3.9.2007, u.a.:

Ab Schuljahrgang 5 sollen eine "Musikklasse" (Musik als Hauptfach), eine "Latein-plus-Klasse" (Latein bereits ab Klasse 5) und eine "Forscher-Klasse" eingerichtet werden.

Alternativ zu Latein und Französisch als 3. Fremdsprache ab Klasse 7 wird ein Wahlpflichtfach Mathematik-Naturwissenschaften angeboten. Für Niederländisch als 3. Fremdsprache wird eine Kooperation mit dem Gymnasium Nordhorn angestrebt. Spanisch wird ab Klasse 10 angeboten.

Ab Klasse 7 soll ein bilingualer Sachfachunterricht in englischer Sprache angeboten werden.

Das evangelische Profil soll deutlich werden werden durch Einrichtung eines Raumes der Stille, regelmäßige Andachten und Morgenkreise, ein verbindliches diakonisches Praktikum in Klasse 10, durch Ev. Religion als Prüfungsfach im Abitur, durch die Verankerung sozialen und diakonischen Lernens und Handelns als Kernaufgabe der Schule und durch die Einrichtung eines Förder- und Beratungsystems.

Es soll ein offenes Ganztagsangebot gemacht werden.

Zur Berufsorientierung sind Berufsorientierungsseminare und studienbezogene Praktika denkbar. Eine Kooperation mit einer Universität (Münster) ist anzustreben.

(GN, 4.10.2007; Die Brücke, Martin-Luther-Kirchengemeinde, 10-11, 2007, Seite 19;)

Mehr als 300 Eltern, Lehrer und auch Schüler informieren sich am 13. November 2007 in der Kreuzkirche Nordhorn über den Stand der Planungen, über die Frau Dr. Gäfken-Track und Hartmut Schulz ausführlich berichten. Sie stellen die Eckpunkte des geplanten Schulkonzeptes vor, das später von Lehrern, Schülern und Eltern fortentwickelt werden soll. Außerdem geben sie Auskünfte zur Anmeldung, zu den Aufnahmekriterien, zum Schulgeld und beantworten vielfältige Fragen. Außerdem wird ein Flyer mit den wichtigsten Fragen verteilt (GN, 15.11.2007, dazu Kommentar vom 17.11.2007;

Von der CDU/BfB-Kreistagsgruppe wird am 5.10.2007 die Behandlung des Tagesordnungspunktes "Inhaltliche Ausrichtung des ev. Gymnasiums - Abstimmung mit dem weiterem gymnasialen Angebot in der Grafschaft" im Kreisausschuss und im Schulausschuss des Landkreises beantragt. Hierzu wird der Schulamtsdirektor a. D. Heinz Ragnitz gebeten, die Schwerpunktsetzungen der Gymnasien herauszuarbeiten und mit den einzelnen Schulleitungen abzugleichen. Die Ergebnisse fasst er in einem Kurzbericht zusammen. Die Kreisausschusssitzung findet am 13. November, die Schulausschusssitzung am 26. November 2007 statt. An der Schulausschusssitzung nimmt auch Frau Gäfken-Track teil. Sie und Herr Landrat Kethorn berichten über den derzeitigen Stand der Entwicklung.

Auf einer Klausurtagung im Michaeliskloster Hildesheim konkretisiert die Planungsgruppe die wesentlichen Punkte des Schulkonzeptes weiter. Kern der Hildesheimer Beschlüsse sind der organisatorische Aufbau eines Ganztagskonzeptes und die Formulierung der besonderen pädagogischen Schwerpunkte einer Schule aus evangelischem Geist. Das Evangelische Gymnasium wird seine Chancen durch Schulgottesdienste und gemeinsame Versammlungen nutzen, um dem Schul- und Kirchenjahr einen festlichen Rahmen zu geben. Es wird seinen Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten bieten, Andachten selbst zu gestalten und unterschiedliche religiöse Ausdrucksformen praktisch zu erfahren.

Es legt Wert auf Unterbrechungen und Ruhepunkte im Schulalltag, z.B. wöchentliche Morgenkreise und Klassenstunden, in denen die Lerngruppen zueinander finden können. Aus ihrem Selbstverständnis als Schulgemeinde und ihrem diakonischen Auftrag heraus fördert das Evangelische Gymnasium eine Gemeinschaft der Lernenden und Lehrenden, in der sich jeder Einzelne mit seinen Stärken und Schwächen aufgehoben und aufgefangen fühlen kann. Deshalb wird es vom Anfang in der 5. Klasse an zwei verbindliche gemeinsame Nachmittage geben, die vor allem Arbeitsgemeinschaften, zum Beispiel Theater, Schulgarten sowie Sport und Spiel, gewidmet sein sollen. In den Klassen 5 und 6 gehört zur Stärkung der Klassengemeinschaft auch das gemeinsame Mittagessen in der Schulmensa.

Anstelle der Hausaufgaben treten gemeinsame Freiarbeits- und Übungsstunden, in denen der Lernstoff nach den individuellen Bedürfnissen gefestigt und vertieft wird. In den höheren Jahrgängen werden die langen Tage dann nach und nach durch den sich ausweitenden Pflichtunterricht gefüllt. Auch an den beiden „kurzen“ Tagen (der Freitagnachmittag bleibt generell frei), stehen bei Bedarf Hausaufgabenhilfen und freiwillige Aktivitäten als Angebote am Nachmittag zur Verfügung. Ein weiteres Hilfsangebot über den üblichen Förderunterricht hinaus sind Differenzierungsstunden in den Kernfächern, in denen die Klassen nach individuellen Stärken und Schwächen geteilt und gefördert werden. Kinder mit Rechtschreibproblemen kommen hier ebenso zum Zuge wie Schnellleser. Der Unterricht wird fast durchgehend in 90-Minuten-Einheiten organisiert, denn die Kinder am Evangelischen Gymnasium sollen in Ruhe lernen und arbeiten können. Neben der Konzentration auf eine überschaubare Zahl von Fächern am Tag wird damit Raum für offenere Unterrichtsformen und für die Selbsttätigkeit von Schülerinnen und Schülern geschaffen; nicht zuletzt reduziert sich bei weniger Fächern am Tag die Zahl der Bücher im Schulranzen. Für die besonderen Profile ab der Klasse 5 (Latein-plus, Forscherklasse, Musikzweig) sind die Zeiteinheiten in den Stundenplan integriert, sie werden bewusst nicht hinten „angehängt“.
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