Grafschafter Schulgeschichte

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Platen

1950 - 2013

Er hat Maßstäbe gesetzt - Zum Tode des Schulmannes Heinz-Peter Platen

Heinz-Peter Platen, der langjährige stellvertretende Direktor des Lise-Meitner-Gymnasiums, ist am 26. Januar im 63. Lebensjahr seiner schweren Erkrankung erlegen, die ihn schon im Jahre 2009 gezwungen hatte, vorzeitig aus dem Dienst auszuscheiden. Er hat sein ganzes berufliches Leben im Dienste des Landes Niedersachsen in Neuenhaus verbracht und hat dort seit den siebziger Jahren sowohl die schulische Landschaft mitgestaltet wie auch im bildungs- und kulturpolitischen Bereich der Stadt und des Landes sichtbare Spuren hinterlassen.

Neben seiner aktiven Rolle bei den Auseinandersetzungen um die Würdigung des aus Neuenhaus stammenden Widerstandskämpfers Oberst Staehle zählt dazu aus heutiger Sicht besonders die Gründung des Kunstvereins der Grafschaft Bentheim mit Sitz in Neuenhaus. Die Initiative zu dieser Gründung und zum  Aufbau des Ausstellungshauses in der Neuenhauser Hauptstraße hat er maßgeblich mitgetragen. Er war der Gründungsvorsitzende des Vereins, der ihn wegen seiner Verdienste zum ersten und bislang einzigen Ehrenvorsitzenden ernannt hat. Das 20-jährige Jubiläum des Vereins in diesem Jahr mitzuerleben ist ihm durch seinen allzu frühen Tod nun nicht mehr vergönnt.

In Geldern am Niederrhein geboren und aufgewachsen, entschied er sich nach dem Studium der Geschichtswissenschaften und Politik in Münster gegen eine ihm mögliche Hochschullaufbahn. Stattdessen trat er als Studienreferendar in den niedersächsischen Landesdienst ein. Nach dem Referendariat in Osnabrück kam er an die KGS nach Neuenhaus. Schulrat Heinz Ragnitz händigte ihm damals die Einstellungsurkunde aus. Ihm und seiner Frau Sibylle hat die Entscheidung für Neuenhaus, wo sie auch ihren Wohnsitz nahmen, nie leid getan. Die Arbeit mit Schülern in einer einstmals bildungsfernen Region hat Heinz Peter Platen immer als eine besonders dankbare Aufgabe empfunden. Und bald bot ihm die Schule und die dahinter stehende Bildungspolitik auch die Möglichkeit, über die Grenzen des Unterrichts hinaus sein Wissen und seinen präzise arbeitenden Sachverstand für andere Aufgaben einzusetzen.

Im Lande Niedersachsen erkannte man schnell, was man an ihm hatte. Vom Kultusminister dazu berufen, gestaltete er in Kommissionen verschiedener Art die großen und kleinen Veränderungen der gymnasialen Oberstufe und der didaktischen Grundlagen des Geschichtsunterrichts mit. Lange Jahre hat er den Vorsitz der niedersächsischen Rahmenrichtlinienkommission für den gymnasialen Geschichtsunterrichts auch in der Abiturprüfung innegehabt. Seine Tätigkeit hier war von großem Einfluss auf den Geschichtsunterricht in Niedersachsen und trug dazu bei, dieses Fach aus seiner Verankerung in einem primär materialdidaktischen Denken zu lösen und dem Methoden- Bewusstsein für das historische Lernen die ihm angemessene Bedeutung zu geben. Auch als Autor des Schroedel-Schulbuchverlags war er erfolgreich. Ein Werk zur römischen Geschichte für den Oberstufenunterricht fand besondere Anerkennung und Verbreitung.

In Neuenhaus hat es in und neben der Schule viele Aufgaben und Projekte gegeben, bei denen er mitgetan, seine Bildung und seine Fähigkeit zum Management eingebracht hat. Im Jahre 1986 wurde er zum stellvertretenden Schulleiter des Lise-Meitner-Gymnasiums (das damals noch nicht so hieß) befördert. Die Stundenpläne, die zu erstellen zu seinem Aufgabenbereich gehörte, waren Legende, weil sie nicht nur absolut pannen- und fehlerfrei waren und nicht nur die persönlichen Interessen der in die Schule eingebundenen Gruppen von Schülern, Eltern und Lehrern berücksichtigten, sondern eine hohe pädagogische Qualität hatten: An erster Stelle rangierten immer möglichst gute Bedingungen des Lehrens und Lernens. Im Zweifelsfall gab das den Ausschlag.

Seinen Kollegen war er in vielen großen und kleinen Angelegenheiten ein solidarischer und fairer Partner; seinen Schülern ein freundlich zugewandter, überaus kompetenter und in seinen Zensuren gerechter, nicht kleinlicher Lehrer. In Neuenhaus und der Grafschaft Bentheim wird er in Erinnerung bleiben als einer, der Maßstäbe gesetzt hat.

Gerhard Herrenbrück, im Februar 2013
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