Grafschafter Schulgeschichte

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Sch-09

Entwicklung des Schulwesens in Schüttorf

Volksschule Suddendorf

1727 - Aus den Anfängen der Volksschule Suddendorf ist wenig überliefert. Aus dem Jahre 1727 wird berichtet, dass ein Mester B. Bult die Suddendorfer Kinder in Schevels Backhaus unterrichtet.  Hier wohnte er mit seiner Familie, nachdem er Marta Schevel geheiratet hatte.  Im Volksmund wird das Haus später stets "dat Mesterhus" genannt.

1756 - Der Schulmeister Bernd Buths wird am 29.4.1756 im Alter von 48 Jahren in Schüttorf begraben (Geburt 1707/08).

1800 - Die erste Volksschule wird eingerichtet. Es ist ein einfacher Fachwerkbau, der lediglich aus einem Raum besteht. Als Lehrer wird ein Rüggen aus Suddendorf erwähnt, der die Kinder nur in den Wintermonaten unterrichtet, da ihre Hilfe im Sommer auf den Feldern für die Bauern unentbehrlich ist.

1815 - Lehrer J. G. Ruse aus Wengsel ist an der Schule tätig. Er verdient 35 Reichstaler, 5 Groschen, 8 Pfennig.

1826 - Die Schule besuchen 32 schulpflichtige Kinder. Seit jeher kommen auch die Kinder aus dem westlichen Teil Samerns zur Suddendorfer Schule.

1837 - In einem Bericht an die Landdrostei in Osnabrück wird Lehrer Ruse noch einmal erwähnt. Später werden ohne Angabe von Jahreszahlen die Lehrer Kiwit aus Brandlecht, Maat aus Bakelde, Amt Neerlage und Schulte aus Quendorf genannt.

1844 - Im Jahre 1844 wird in Suddendorf ein Schulgebäude errichtet. Der Klassenraum ist 7 x 5 m groß. In ihm sind 10 fünfsitzige Bänke aufgestellt, die noch aus dem alten Schulgebäude stammen und in einem sehr schlechten Zustand sind. Zur Ausstattung gehören ferner ein Pult, ein Kohlenaufbewahrungskasten, ein großer und ein kleiner Schrank, zwei Wandtafeln mit Gestellen, eine Rechenmaschine, eine Wasserspritze und ein Ofen (im Winter). An der Nordseite befinden sich ein Spiel- und Turnplatz, im Westen der Abort, wo auch die Turngeräte untergebracht sind, und im Süden ein kleiner Garten. Das Schulgebäude wird bis 1901 benutzt.

Die Lehrer leben in dieser Zeit in recht ärmlichen Verhältnissen. Bis 1850 beziehen sie ein kleines Schulgeld von den Kindern und den Reihetisch, d.h. Kost und Logis bei den Bauern im vierteljährlichem Wechsel. 1878 liegt das Schulgeld für die ersten beiden Kinder bei je 16 Stüber, für das 3. Kind bei 8 Stüber, und ab dem 4. Kind ist kein Schulgeld mehr zu bezahlen. Ab 1888 wird das Schulgeld abgeschafft. Das Jahresgehalt wird gesetzlich geregelt und setzt sich aus Grundgehalt und Alterszulage zusammen, bleibt aber stets sehr bescheiden.

1889 - Zur Verbesserung der Lichtverhältnisse im Klassenraum werden die Fenster (bisher 3 im Süden und 1 im Norden) versetzt. Gleichzeitig wird der Fußboden erneuert. Im Klassenraum hängen (seit 1883) Reformationsbilder (Luthers Bibelübersetzung, Porträts von Zwingli und Calvin);1889 folgt dann als Geschenk das Bild von Kaiser Wilhelm I und 1892 das Bild von Kaiser Wilhelm II.

1891 - Bis 1891 wird auch nachmittags unterrichtet. Dann wird der Unterricht im Sommer vom Mai bis September in die Vormittagszeit von 6.30 bis 12.00 Uhr verlegt.  Der Geburtstag des Kaisers (27.1.) und das Sedanfest (2.9.) werden alljährlich festlich begangen.  Schulfrei gibt es zur Schüttorfer Kirmes und zum Schweinemarkt. Jährlich findet ein Ausflug zur Waldruh, zum Waldschlösschen oder auch zur Gaststätte "Zur Erholung" (beim Hotel Nickisch) statt.

1894 - Es wird mit dem Schreiben der Schulchronik begonnen. Von 1889 bis 1896 ist Herr Schievink aus Hoogstede an der Schule tätig. Die Schülerzahl schwankt zwischen 41 und 51. In Suddendorf wohnen 200 Einwohner, die hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig sind. Daneben gibt es zwei Steinbruchbetriebe und drei Ziegeleien.

1900 - Bis 1900 steigt die Einwohnerzahl auf 293, davon sind 266 evangelisch und 27 katholisch. Die Schule besuchen 79 Schüler, davon 25 aus Samern.

Eine Aufstellung der Schulleiter (1. Lehrer) und der Schülerzahlen erfolgt im Anhang.

1901 - Es wird ein neues Schulgebäude mit einer Lehrerwohnung errichtet. Die Kosten betragen 14 500 Mark.

1904 - Lehrer Kreth verlässt die Schule wegen der ungenügenden Besoldungsverhältnisse. Es folgt Lehrer Kwade aus Bathorn.

1908 - Der Schulverband Samern - Ohne - Suddendorf wird gegründet.

1911 - Es erfolgt der Anbau eines zweiten Klassenraumes. Eine zweite Lehrerstelle wird eingerichtet. Hierzu ist zu bemerken, dass die Schülerzahlen ab 1896 bis 1915 von 38 auf 109 ansteigen. Gründe hierfür sind besonders der Ausbau der Steinbruchbetriebe und der Ziegeleien, die eine stärkere Ansiedlung von Auswärtigen bewirken.

1915 - Da die zweite Lehrkraft in Samern vertreten muss, unterrichtet der Lehrer Kwade allein 119 Kinder. Die Kinder der oberen Jahrgänge müssen häufig für Erntearbeiten beurlaubt werden.

1922 - Wegen einer Grippe-Epidemie wird die Schule vom 11. bis 25. Januar geschlossen.

1923 - Elf unterernährte Kinder aus dem Ruhrgebiet, die zur "Erholung auf das Land verschickt" wurden, besuchen die Schule.

1924 - Die erste Schülerbücherei wird eingerichtet.

1927 - Suddendorf wird an das Stromnetz angeschlossen. Auch die Schule erhält die lang ersehnte Beleuchtung.

1928 - Die Wohnung des Ersten Lehrers wird um 3 Zimmer im Obergeschoss vergrößert.

1932 - Da die Schülerzahl auf 65 bis 75 abgesunken ist, wird die 2. Lehrerstelle wieder gestrichen.

1933 - 1945 - Auf Anordnung von Schulrat Portheine werden die Berichte aus der Zeit von 1933 bis 1945 aus der Schulchronik entfernt, so dass keine Angaben gemacht werden können.

1946 - Die Schule ist wieder zweizügig. Herr Dunkmann wird 1. Lehrer der Schule; Fräulein Wissmann (später: Frau Schüür) tritt ihren Dienst als 2. Lehrkraft an.

Das Schulhaus hat durch Artilleriebeschuss gelitten, auch durch die Unterbringung schulfremder Personen in den Klassenräumen. Der Klassenraum an der Nordseite wird repariert, das Dach notdürftig geflickt. Viele Lehr- und Lernmittel sind nach dem Einmarsch der alliierten Truppen abhanden gekommen. Durch die Flüchtlinge erhöht sich die Schülerzahl. Die Dienstwohnung der 2. Lehrkraft und 4 Räume der Wohnung des 1. Lehrers werden beschlagnahmt.

1947 - Tafeln und Hefte sind kaum zu beschaffen. Für jeweils 6 Kinder ist ein Lesebuch vorhanden. Handwerker für die am Schulhaus notwendigen Reparaturen sind nicht zu bekommen, da sie nur gegen Bezahlung in Lebensmitteln arbeiten.

1948 - Die Schule wird dreistellig. Die Schülerzahl steigt bis auf 141 Kinder an.

1950 - Im Norden und im Westen des Schulhofplatzes wird ein Windschutzgehölz angepflanzt.

1952 - Die Wohnung der 2. Lehrkraft wird zum dritten Klassenraum ausgebaut. Lehrer Dunkmann wird zum Hauptlehrer befördert.

1954 - Die Schule wird wieder zweistellig. Im Schuljahr 1955/56 besuchen nur noch 81 Schüler die Schule.

1956 - Hauptlehrer Dunkmann erkrankt am 20. Januar infolge des heftigen Frostes (morgens um 9 Uhr noch - 25 Grad) schwer. Frau Schüür muss ca. drei Wochen allein unterrichten, bevor Vertretung von außerhalb kommt. Am 1. Oktober tritt Herr Dunkmann in den Ruhestand.

1957 - Die Schulleiterstelle wird Herrn Wissel übertragen. Frau Schüür, die seit 1946 in Suddendorf tätig ist, wird beurlaubt und dann nach Bentheim versetzt. Bei der Besetzung der 2. Lehrerstelle tritt ein mehrfacher Wechsel auf.

1960 - Die Schüler besuchen die Freilichtbühne Bentheim. Auf dem Programm steht "Der Schatz im Silbersee". Der alljährlich anstehende große Ausflug geht zum Dümmersee.

1961 - Es wird mit dem Bau eines Toilettengebäudes begonnen. Die Schule erhält eine automatische Ölheizung.

1962 - Die Schüler des 9. Schuljahres werden nach Schüttorf umgeschult. Zum 1. April 1962 verlässt Herr Wissel die Schule. Nach Vertretung durch Herrn Lenski vom April bis Juni übernimmt Herr Jantzen die Schulleiterstelle. Die Schüler nehmen Bepflanzungen vor, säen Rasen, legen einen Schulgarten an und gestalten die Schulräume wohnlich.

1963 - Mit Unterstützung der Gemeinde werden zusätzliche Lehr- und Lernmittel angeschafft. Zwei Studenten der Pädagogischen Hochschule Osnabrück absolvieren erstmalig ihr sechswöchiges Landschulpraktikum.

1964 - Trotz anfänglicher Ablehnung der Eltern werden die Schuljahrgänge 7 und 8 Ostern 1964 nach Schüttorf abgeschult. Die für die Oberstufe angeschafften Lehrmittel liegen nun als totes Kapital in den Schränken.

1964 - Am 1. April tritt Herr Klaus Sturzebecher seinen Dienst als 2. Lehrkraft in Suddendorf an. Herr Jantzen unterrichtet den 2., 5. und 6. Jahrgang. Herr Sturzebecher übernimmt als Junglehrer den 1., 3. und 4. Jahrgang (46 Kinder in einem Klassenraum) und erteilt in beiden Gruppen den evangelischen Religionsunterricht. Nach seiner 2. Lehrerprüfung am 8. März 1966 setzte Herr Sturzebecher ab April 1966 sein Studium fort und war von 1975 bis 2005 als Professor für Pädagogische Psychologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster u. a. in der Lehrerausbildung tätig.

1966 - Die Schüler des 5.und 6.Schuljahrgangs werden nach Schüttorf abgeschult. Die Schule Suddendorf behält nur die Jahrgänge 1 bis 4 und wird somit  eine reine Grundschule. Am 1. Mai 1966 tritt Frau Jantzen ihren Dienst als 2. Lehrkraft in Suddendorf an und übernimmt die kombinierte Klasse 1/2, Herr Jantzen die Klasse 3/4.

1968 - Herr Jantzen verlässt am 27. August 1968 die Schule Suddendorf und geht zur Realschule Bad Bentheim. Frau Jantzen übernimmt die Schulleitung.

1975 - Da die Schülerzahl auf 80 Kinder angestiegen ist, wird eine 3. Lehrkraft eingestellt.

1978 - Der Unterricht in Suddendorf wird langsam abgebaut. Das 1. Schuljahr wird in Schüttorf  eingeschult. Bedingungen der Eltern waren, dass alle Schüler zur Süsteresch-Schule kommen und das Transportproblem  angemessen gelöst wird. Ein Jahr später folgt der 2. Schuljahrgang zur Süsteresch-Schule.

1979 - 1979/80 ist das letzte Schuljahr der Grundschule Suddendorf. Unterrichtet werden lediglich 22 Schüler des 4. Schuljahres von Frau Jantzen. Die Schüler wechseln dann zum 1. 8. 1980 zur Orientierungsstufe Schüttorf, wohin auch Frau Jantzen versetzt wird  4)

Anhang
Schulleiter der Volksschule Suddendorf
1889 - 1896:   Herr Schievink (aus Hoogstede)
1896 - 1897:   Herr J. Wiegmink (aus Schüttorf)
1897 - 1904:   Herr Kreth (aus Diepenau/ Hannover)
1904 - 1921:   Herr Kwade (aus Bathorn)
1921 - 1945:   Herr Snoek (aus Holt und Haar), Herr Ahrend, Herr Hasenkamp
1946 - Januar 1956: Herr Dunkmann
Januar 1956 - März 1957 : Frau Erika Schüür (Vertretung) 1)
1957 - März 1962: Herr Wissel
April 1962 - Juni 1962 Herr Hellmut Lenski (Vertretung) 1)
Juli 1962 - 1968: Herr Jantzen
1968 - 1980:   Frau Jantzen    
Schülerzahlen der Volksschule Suddendorf
1887 - 1895:   Zahl schwankt zwischen 41 und 51
1896 - 1915:   Stetiger Anstieg von 38 auf 109
1916 - 1924:   Abfall von 109 auf 65
1925 - 1932:   Zwischen 65 und 75
1933 - 1937:   Um 80 schwankend
1938 - 1945:   Keine Angaben in der Chronik
1946 - 1952:   Zwischen 133 und 141
1953:             104
1954 - 1962:   Zwischen 83 und 92.
Die weiteren Schülerzahlen liegen nicht vor.

Quellen:
    Schulchronik der Volksschule Suddendorf, Fundstelle: Stadtarchiv Schüttorf  (1)
    H. Lenski, Auszüge aus der Schulchronik, 1962 (2)
    Ernst Schrörlücke und Norbert H. Siekmeyer; Spuren der Zeit, Suddendorfer Chronik in Bilder und Geschichten, Abschnitt: Suddendorfer Volksschulen (3)
    Auskünfte der ehemaligen Hauptlehrerin der Volksschule Suddendorf, Frau Marianne Jantzen (4)

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