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Ue-17

Entwicklung des Schulwesens in Uelsen

Volksschule Getelomoor

Im Bereich der Schulgemeinde Getelomoor wurde das erste Wohnhaus 1876 gebaut. Bis zum Jahre 1894 stieg die Einwohnerzahl auf 109 Personen. Das Gebiet war ehemals die Gemarkung Getelo, die in den Jahren 1867 bis 1879 an die einzelnen Bauern entsprechend der Erbgerechtigkeit verteilt wurde. Es erfolgt die Ansiedlung von 2. Söhnen, Köttern und Heuerleuten.

1893 - Aus Staatsmitteln wird in Getelomoor eine eigene Schule erbaut, weil die Gemeinde leistungsunfähig ist. Vorher mussten die Kinder nach Getelo oder Egge zur Schule gehen. Der Schulweg betrug zu beiden Schulen eine Stunde. Da die Wege zu weit und im Winter unpassierbar waren, erfolgte fast kein Schulbesuch. Im Sommer wurden die Kinder zur Arbeit in der Landwirtschaft benötigt. Im Winter 1883 richtete man in Getelomoor eine so genannte Winterschule ein. Ein einfacher Bauer, der im Lesen und im Schreiben einige Fertigkeiten hatte, erteilte den Kindern in einer dürftig eingerichteten Wohnstube etwa 4 Monate lang Unterricht. Die kleine Vergütung für den Lehrer wurde von den Neubauern zusammengebracht.

Für den Bau der neuen Schule und zum Ankauf von 10 Morgen Ländereien stellt die Regierung die Finanzmittel zur Verfügung. Die Gemeinde muss beim Bau Handlanger stellen. Die Kosten betragen 12 000 Mark. Der erste Lehrer in Getelomoor heißt Kösters. Er verdient im Jahr 750 Mark, daneben hat er freie Wohnung und die Dienstländereien. Die anfängliche Schülerzahl beträgt 40, 25 Knaben und 15 Mädchen. Da die Kinder vorher in ihrer Schulbildung o.ä. zu weit zurückgeblieben sind, müssen sie den ganzen Tag zur Schule gehen.

1896 - Die Schule bekommt einen bedeutenden Zuwachs an Schülern. Da der Klassenraum in Egge zu klein ist, werden 17 Schüler aus Itterbecker-Moor und -Doose nach Getelomoor umgeschult.

1897 - Im März 1897 wird der 100. Geburtstag des Kaisers Wilhelm IV. als Nationalfest gefeiert, dies auch in der festlich geschmückten Schule mit Liedern und einem längeren Vortrag des Lehrers über das Leben des "Heldenkaisers". Durch das neue Lehrerbesoldungsgesetz vom 3. April 1897 wird die unterschiedliche Besoldung der Lehrer an Kirchspielschulen und Nebenschulen aufgehoben. Die neue Besoldung beträgt im Jahr 900 Mark. Endlich sind die Lehrer in den Nebenschulen nicht mehr auf das Wohl und Wehe der Bauern angewiesen, die bis dahin letztlich über ihr Gehalt zu bestimmen hatten.

1898 - Lehrer Kösters wird am 1. Oktober 1898 nach Holt und Haar versetzt. An seine Stelle tritt Lehrer Schürmann. Er scheint wegen seiner Strenge nicht sehr beliebt zu sein. Da er öfters zum Militär eingezogen wird, fällt der Unterricht - zur Freude der Kinder - immer wieder aus.

1901 - An die Stelle von Lehrer Schürmann, der nach Neuenkirchen, Kreis Melle versetzt wird, tritt Lehrer Stagge, der am 15. April 1901 von Ortsschulinspektor Pastor Schulte in sein Amt eingeführt wird. Über Lehrer Stagge schreibt Ludwig Sager die Erzählung "De man met dat growwe gesicht", die einen tiefen Einblick in die damaligen Verhältnisse "int Getelevenne" gibt, wie der Lehrer sie angetroffen hat (Heimatkalender 1932, abgedruckt bei: Heinrich Eberhardt, a.a.O., Seiten 162 - 165).

1903 - Nachfolger von Lehrer Stagge wird Lehrer Körner. Die Schule besuchen 48 Kinder. In der Schulchronik wird über Ausflüge, an denen die ganze Elternschaft beteiligt ist, über Elternabende und Schulfeiern berichtet.

1906/1913 - An die Schule wird im April 1906 Ludwig Sager, der bekannte Heimatdichter, versetzt. Er berichtet begeistert über einen Schulausflug nach Bentheim (siehe: Eberhardt, a.a.O., Seiten 166 - 168). Er wird dann im Oktober 1906 an die Kirchspielschule Uelsen versetzt. Ihm folgen Lehrer Drees (1906 - 1909), Lehrer Hake (1909), Lehrer Lieke (1909 - 1913) und Lehrer Dröge. Die Kinderzahl steigt 1906 auf 71 Kinder, so dass die Zahl der Bänke nicht mehr ausreicht. Aber erst im November 1913 wird berichtet, dass nunmehr Halbtagsunterricht eingeführt werden muss. Eine Notiz zeigt die Verhältnisse in der Moorschule in den Wintertagen: "Der Ofen der Schule wurde auf Antrag des Lehrers in die Mitte der Klasse gesetzt, denn während der kalten Tage im Januar stieg die Temperatur des Klassenzimmers nie über 8 Grad Celsius, so dass die Kinder ständig über Kälte klagten und manchmal nicht imstande waren, schriftliche Arbeiten anzufertigen".

1914/1916 - Bei Kriegsausbruch wird Lehrer Dröge sofort zum Kriegsdienst eingezogen. Die Lehrer der umliegenden Schulen erteilen Vertretungsunterricht. Nach einer schweren Verwundung tritt Lehrer Dröge seinen Dienst an der Schule im Mai 1916 wieder an. Über die nachfolgenden Kriegsjahre enthält die Schulchronik wenig.

1919 - Lehrer Dröge wird in den Kreis Bersenbrück versetzt. Auf  Lehrer Wippermann folgt bald der Schulamtsbewerber Bock aus Neuenhaus.

1921 - Auf Antrag der Lehrers werden an den Hauptwegen der Gemeinde wegen der sehr schlechten Wegverhältnisse Fuß- und Radwege angelegt, indem Pfähle an den Weg gesetzt werden, um das Befahren dieser Wege mit Wagen zu verhindern.

1922 - Da die Schülerzahl konstant bei 70 Kindern liegt und die Schule überfüllt ist, drängt die Regierung auf die Besetzung einer 2. Lehrerstelle. Trotz der Einverständnisse vieler Einwohner aus Getelomoor lehnt der Gemeinderat von Getelo ab. Der Vorsteher Beckmann aus Getelo erklärt, "daß durch die höhere Bildung die Lust zum Ausmisten des Stalles genommen würde. Das beste Beispiel sei die landwirtschaftliche Winterschule in Neuenhaus (von den Neuenhäusern "Kollrabenschoole" genannt). Zigarettenrauchen, Biertrinken, belegte Butterbrotessen sei wohl der Hauptgewinn des Besuchs dieser Schule". Außerdem sei das Steuerverhältnis von Getelo : Getelomoor = 14 : 1, so dass Getelo die ganzen Kosten zu tragen habe.

1925 - Ostern 1925 kommt Lehrer Müller nach Getelomoor. Aus dem Gesangverein wird unter seiner Leitung ein gemischter Chor. In der Schule wird das Musische sehr stark in den Vordergrund gerückt. Theateraufführungen, Weihnachtsfeiern unter Beteiligung des Chores bringen viel Abwechslung in das entlegene Getelomoor.

1927 - Die Schülerzahl steigt weit über das zulässige Maß. Deshalb beschließt der Schulvorstand, 12 Kinder aus Itterbecker-Moor auszuschulen. In einer Sitzung, die von der Bezirksregierung einberufen wird, einigt man sich schließlich, eine 2. Lehrerstelle einzurichten und die Kinder in Getelomoor zu belassen. Über die Kosten müssen sogar die Gerichte bemüht werden. Die Entscheidung fällt zugunsten der Itterbecker aus. Die 2. Lehrerstelle in Getelomoor wird besetzt.

1928 - Im Oktober 1928 kommt der Lehrer Rudolf Baatz aus Melle nach Getelomoor. In der Schulchronik berichtet er, wie er und seine Frau von Getelo aus mit Pferdewagen nach Getelomoor eingeholt werden (siehe: Eberhardt, a.a.O., Seite 173).

1929 - In den Osterferien erhält die Schule einen neuen Fußboden. Ein neuer Ofen wird in die Wand gebaut. Dazu kommt noch ein neuer Anstrich. Gleichzeitig erhält der Lehrer einen Torfschuppen. Die Anschaffung eines Radioapparates wird vom Schulvorstand abgelehnt. Lehrer Baatz meint dazu: "Gewisse Kreise scheinen Angst vor der Aufklärung des Volks zu haben."

1930/1931 - Lehrer Baatz wird nach Ramsloh, Kreis Melle, versetzt. Dafür kommt der Schulamtsbewerber Rudolf Vorwerk freiwillig nach Getelomoor. Er hofft, hier 5 Jahre zu bleiben. Es kommt aber anders. Am 8. September 1931 erscheint eine neue Notverordnung der Preußischen Regierung. Durch sie werden 7.000 Lehrerstellen eingezogen. Die entlassenen Lehrer werden "Fortbildungszuschußempfänger" (Fz). Beide Lehrer aus Getelomoor werden entlassen. Die 2. Lehrerstelle wird gestrichen. Lehrer Vorwerk bleibt in Getelomoor und unterrichtet weiter privat, ebenfalls an der Mittelschule Neuenhaus.

1933/1945 - Aus der Schulchronik sind 4 Seiten herausgeschnitten. Vermerk: "Auf Anordnung mußten die Jahre 1933 - 1945 aus der Chronik herausgeschnitten werden". Nach der Besetzung durch die alliierten Truppen beginnt der Unterricht wieder am 29. September 1945, zunächst nur für die Unterstufe. Frau M. Arlt, die als Schulamtsbewerberin hier seit April 1943 tätig war, wird im Oktober nach Nordhorn versetzt. Am 1.11.1945 wird dem Flüchtlingslehrer Hans Lindner die Schulstelle übertragen. Bis zum Jahresende muss er jedoch an 3 Tagen der Woche in Getelo unterrichten.

1950 - Nach einem Vermerk in der Chronik wurde diese vom 18.8.1946 bis 1.4.1950 nicht geführt. Anfang 1950 kehrt Lehrer Stech aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Nach einem mehrwöchigen Erholungsurlaub wird ihm zum 1.4.1950 die Lehrerstelle in Getelomoor nach seiner 7-jährigen Abwesenheit wieder übertragen. Die Schülerzahl ist auf 82 Kinder angestiegen. Der Unterricht dauert von 8 - 14 Uhr. Lehrer Stech geht zunächst daran, das  Schulgelände und das Schulgebäude, die während seiner Abwesenheit sehr vernachlässigt worden waren, wieder in Ordnung zu bringen. Das vor der Schule stehende Denkmal wird überholt, der Schulgarten wieder eingerichtet und notdürftig eingefriedet.

Der Musikunterricht erfährt durch ihn eine wesentliche Belebung und Förderung. Es wird ein Schulorchester gegründet, bestehend aus Mandolinen und Gitarren. Mehr als 20 Kinder nehmen an dem freiwilligen Musikunterricht am Nachmittag teil. Schon zu Weihnachten können die Kinder erste Proben ihres Könnens ablegen. Die Weihnachtsfeier wird auf der Diele des Bauern Hindrik Wolf durchgeführt, da die Raumverhältnisse in der Schule nicht ausreichen. Auch selbst hier erweist sich der Raum als zu klein, so dass ein großer Teil der Besucher umkehren muss.

1951 - Am 10. November 1951 wird Lehrer Stech nach Uelsen versetzt. An seine Stelle tritt Lehrer Förster.

1957/1958 - Lehrer Förster wird am 1. Mai 1957 nach Getelo versetzt. Sein Nachfolger ist Lehrer Jobst-Hinrich Prütz (später Sonderschulrektor in Emlichheim). Gleichzeitig wird die 2. Lehrerstelle wieder eingerichtet. Wegen des fehlenden 2. Klassenraumes muss Schichtunterricht abgehalten werden. Im Mai 1958 übernimmt Lehrer Martin Schröer nach Vertretung ab Januar in Hardingen seine Dienstgeschäfte als 2. Lehrer in Getelomoor. Nach der Versetzung von Herrn Prütz nach Emlichheim wird er Schulleiter.

1960 - Nach Fertigstellung des Neubaus in Getelo im Laufe des Jahres 1959 geht mit Beginn des Schuljahres 1960/61 die Oberstufe der Schule Getelomoor nach Getelo. In Getelomoor verbleibt nur die Grundschule.

1964 - Es werden auch die Grundschuljahrgänge nach Getelo umgeschult. Zwischen Getelomoor und Getelo wird ein Bus der Bentheimer Eisenbahn eingesetzt. Nach 71 Jahren endet damit die Geschichte der Volksschule Getelomoor.

2010 - Wiedersehen in der Dorfschule Geteloermoor
Sechs Frauen und fünf Männer der Entlassjahrgänge 1959 und 1960 der ehemaligen Volksschule Getelomoor trafen sich zu einem Wiedersehen. Eine Diaschau frischte die Erinnerungen an alte Zeiten wieder auf und es wurde eifrig über die Namen der Gesichter auf den Schwarz-Weiß-Bildern diskutiert. Aus Neuenkirchen-Vörden war der ehemalige Klassenlehrer Jobst-Hinrich Prütz angereist. Unter Prütz lernten alle schwimmen. Unvergessen waren die außergewöhnlichen Unterrichtsideen ihres Klassenlehrers. Im Winter bauten die Kinder schon mal einen Schnee-Iglu, der dann als "Klassenraum" diente (GN, 21.5.2010).

Quellen:
    Herr Förster, Auszüge aus der Schulchronik, Getelo 1962
    Heinrich Eberhardt, Schule, Land und Leute der Samtgemeinde Uelsen im Spiegel der Schulchroniken, 1985; Nr. 4.2. 2. Getelomoor, Seiten 155 - 179

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