Grafschafter Schulgeschichte

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Ue-22

Entwicklung des Schulwesens in Uelsen

Das Schicksal des Hauptlehrers Jan Albert Blekker

von Nonno de Vries (Auszug aus einem Vortrag vom 23. Oktober 2007)

Jan Albert Blekker stammte aus Uelsen. Ab 1907 war er zunächst Lehrer an der einklassigen Volksschule in Ratzel. Dort lernte er eine Holländerin aus Hardenberg kennen und heiratete sie. Nach zwischenzeitlicher Tätigkeit in Hoogstede wurde er 1919 Hauptlehrer der Volksschule Uelsen.

Im Laufe der zwanziger Jahre trat er sehr früh in die NSDAP ein. Dafür erhielt er von der damaligen preußischen SPD-Regierung ein Disziplinarverfahren und wurde strafversetzt ins Moor nach Georgsdorf. Er war jedoch unbelehrbar und gründete in Georgsdorf sogleich eine Ortsgruppe der NSDAP. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde Jan Albert Blekker Hauptlehrer in Veldhausen. Dort löste er sich vom Nationalsozialismus und trat ebenso konsequent, wie er in die Partei eingetreten war, wieder aus der Partei aus.

Als er feststellte, dass die deutschen Soldaten der holländischen Zivilbevölkerung viele Wertsachen abgenommen hatten, regte er sich auf und sagte dies auch in aller Öffentlichkeit. Er wurde angezeigt und anschließend in einem Strafverfahren wegen "Wehrkraftzersetzung" zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. (Anmerkung: Weitere Nachforschungen haben inzwischen ergeben, dass die vom Gericht verhängte Strafe sich auf einen kürzeren Zeitraum bezog. Die im Vortrag angegebene Zeit von eineinhalb Jahren schließt die von keinem Gericht beschlossene Inhaftierung im KZ Sachsenhausen ein.)

Jan Albert Blekker sah die Grafschaft nie wieder. Wenige Tage nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus in Hannover erhielt seine Familie die Nachricht, er sei im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin an Lungenentzündung gestorben.

Quelle: Nonno de Vries, "Erinnerungen an Hohenkörben", Bentheimer Jahrbuch 2009 (Auszug, Seiten 268 - 269)
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