Grafschafter Schulgeschichte

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Ue-23

Entwicklung des Schulwesens in Uelsen

100 Jahre Schule in Uelsen

(Vortrag von Heinz Ragnitz am 20. Oktober 1995 anlässlich des 100. Geburtstages des ältesten zur Zeit noch genutzten Schulgebäudes in Uelsen)

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es ist noch nicht lange her, da hatte ich Gelegenheit, alle Schulen im Bereich der Samtgemeinde Uelsen zu besuchen. Das sind die Grundschulen in Uelsen, Itterbeck und Wilsum, die Orientierungsstufe, die Hauptschule und die Realschule in Uelsen. Besonders beeindruckend ist das Schulzentrum in Uelsen, das eine gewaltige Ausdehnung von der Höcklenkamper Straße im Westen, über den Eschweg in der Mitte bis zum Hardinger Weg im Osten hat.

Die Schulleiter zeigten mir ihre Schulen und nannten die Besonderheiten. Die Grundschule Uelsen besuchen 350 Schüler. Es gibt 15 Klassen und eine Schulkindergartengruppe. In mehreren Klassen werden einzelne behinderte Kinder gemeinsam mit nichtbehinderten Schülern unterrichtet. Die Schule hat 16 Klassenräume. Stolz zeigte mir der Schulleiter den neuesten Anbau mit zwei Klassenräumen und einem Gruppenraum. Zwei Schulhöfe, eine Turnhalle, eine Pausenhalle und ein großzügig gestalteter Verwaltungstrakt mit dem Lehrerzimmer stehen der Schule zur Nutzung zur Verfügung. Die Aula wird gemeinsam mit anderen Schulen als Feierraum genutzt. Die Orientierungsstufe ist in einem eigenen Gebäude untergebracht. Sie wird von 343 Schülern der Schuljahrgänge 5 und 6 aus dem Samtgemeindebereich besucht. Es sind 11 Klassen, davon 2 Kleinlerngruppen, eingerichtet. Die Schule hat 12 Klassenräume, zusätzlich 2 Kursräume, die als Mehrzweckräume verwendet werden. In der Hauptschule befinden sich 198 Schüler.

Vor drei Jahren wurden hier die 10. Klassen eingerichtet. Hierdurch bedingt ist ein Anstieg bis auf 11 Klassen zu erwarten. Die Schule besitzt nur 9 Klassenräume. Eine Klasse muß schon jetzt ausgelagert werden. Die Realschule schließlich hat 171 Schüler in 8 Klassen. Mit 9 Klassenräumen ist die Schule ausreichend mit Räumen ausgestattet. Im Schulzentrum stehen genügend Fachräume zur Verfügung. Besonders gut sind die Naturwissenschaften und der Werkbereich versorgt. Für den Sportbereich im Sekundarbereich I steht eine dreiteilige Sporthalle zur Verfügung.

Die Gespräche, die ich mit den Schulleitern führte, bezogen sich auf die Gegenwart. Es wurden Probleme angesprochen, die die augenblickliche Situation erschweren, und Möglichkeiten erörtert, wie eine Verbesserung erreicht werden kann. Die Vergangenheit war dabei nur soweit von Bedeutung, als in vergangener Zeit Fehler gemacht wurden, die negative Auswirkungen auf die heutige Zeit haben.

Die heutige Feierstunde hat eine andere Zielsetzung. Die Schule in Uelsen feiert Geburtstag. In der Einladung heißt es, dass das älteste zur Zeit noch genutzte Schulgebäude 100 Jahre alt wird. Dieses Ereignis ist Anlass für mich, einen Blick zurück in die Schulgeschichte von Uelsen zu werfen. Nur wenn man die geschichtliche Entwicklung kennt, kann man nachvollziehen, wie die heutige Schule geworden ist und welche Verbesserungen eingetreten sind. Nur dann kann man auch die heutigen Schulprobleme besser begreifen.

Das Jahr 1895 ist nicht das Gründungsjahr der Schule Uelsen. Schule in Uelsen hat es vorher schon gegeben. Der Unterricht fand im alten Rathaus statt, das nach der Jahreszahl an der Frontseite 1650 erbaut wurde. Wie es in alten Schriften heißt, hat es im Rathaus früher oben und unten nur je einen Raum gegeben. In beiden Räumen wurde Schulunterricht erteilt. Die Schule ist nach der Reformation als sogenannte Kirchspielschule entstanden. Solche Kirchspielschulen gab es in der Grafschaft Bentheim auch in Emlichheim, Veldhausen, Wilsum, Gildehaus, Brandlecht und Ohne. Hauptbestandteile des Unterrichts waren zunächst Religionsunterricht und der Kirchengesang. Später wurde er ergänzt durch die weltlichen Elementargegenstände des Lesens, Schreibens und zum Teil auch des Rechnens. Als Besonderheit für die Niedergrafschaft ist dabei festzustellen, dass bis in das 19. Jahrhundert hinein Niederländisch Unterrichtssprache in den Schulen wurde, wie es auch Kirchen- und Amtssprache der Verwaltungen war. In den Kirchspielschulen war es üblich, dass das Amt des Lehrers mit dem Dienst des Küsters oder des Organisten verbunden war. Die Lehrer waren meist nachgeborene Bauernsöhne, Schäfer oder auch Handwerker. Sie hatten, wenn sie sich um eine vakante Stelle bewarben, in einer Prüfung vor dem Ortsgeistlichen nachzuweisen, dass sie über die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten für das Amt des Schulmeisters („Meesters“) verfügten. Eine besondere Ausbildung brauchten sie nicht.

Entscheidende Wendungen im Ansehen und in der Bedeutung der Schulen und der Lehrer brachten zwei Bestimmungen:

    die Bekanntmachung der Königlichen Landdrostei zu Osnabrück, die Verbesserung des niederen Schulwesens in der Grafschaft Bentheim betreffend, und

    die „Allgemeinen Bestimmungen von 1872“, die vom Kultusminister Falk des Landes Preußen erlassen wurden.

Diese Bestimmungen wirkten sich allmählich aus und führten zu Verbesserungen in allen Bereichen des Schulwesens:

    Die Lehrer erhielten eine Ausbildung, zunächst ab 1850 in der Präparande des Oberschulinspektors Fokke in Neuenhaus, später in den Lehrerseminaren in Osnabrück und Aurich. So schrieb der damalige Kreisschulinspektor Pastor Visch aus Wilsum: „Es war ein großer Fehler beim Schulehalten, dass der Lehrer beständig in seinem Schulmeisterstuhl sitzen blieb, während die Schüler jedes Mal, um ihre Lektionen herzusagen, sich nach dem Stuhl des Lehrers begeben mussten. Dies verursachte einen ständigen Lärm durch Hin- und Herlaufen, umso mehr, da die meisten Schüler Holzschuhe tragen. Das Aufhängen von Tafeln hat vielfachen Nutzen. Alle Schüler können mit einem Augenblicke den Buchstaben, das Wort oder die Nummer sehen und lernen. Dies ist die gemächliche Art zu buchstabieren, rechtschreiben zu lernen.“ An anderer Stelle hieß es: „ Der Lehrer soll vor allem darauf bedacht sein,

    1. den Verstand der Lernenden zu entwickeln, sie nicht mechanisch zu unterrichten, sondern alles, was sie lernen, begreiflich zu machen und ihre Beurteilungskraft zu stärken,

    2. die Sittlichkeit und Gefühle von Ehrbarkeit und Gottesfurcht in ihnen zu erwecken und zu befördern, sie vornehmlich zu Gottes- und Menschenliebe zu ermahnen, ihnen das Schändliche der Laster und dagegen die Schönheit und den Nutzen der Tugend mit den stärksten Farben abzumalen.“

    Allmählich setzte sich Deutsch als Unterrichtssprache auch in der Niedergrafschaft durch.

    Das spärliche Einkommen der Lehrer, das größtenteils von der Anzahl der Schüler und dem von den Eltern zu zahlenden Schulgeld abhing, wurde allmählich durch feste Beträge abgelöst. Dem Lehrer wurde ein Grundgehalt - wenn auch sehr gering - garantiert.

Ab 1886 wurden die Schulen der Königlichen Regierung in Osnabrück unterstellt. Die geistliche Schulaufsicht blieb auch weiterhin - bis nach dem 1. Weltkrieg - bestehen. Kreisschulinspektor für die Niedergrafschaft wurde Pastor Nyhuis aus Hoogstede-Arkel, Ortsschulinspektor für das Kirchspiel Uelsen Pastor Cappenberg, nach seinem Tode Pastor Schulte. Die Entwicklung der Schule in Uelsen wurde in besonderem Maße durch den Lehrer Körner bestimmt, der 1879 die 1. Lehrerstelle übernahm und gleichzeitig Organist der Reformierten Kirche war. Er hatte zunächst die Präparande in Neuenhaus und anschließend das Lehrerseminar in Osnabrück besucht. In Uelsen begann er mit dem Führen der Schulchronik, in der er ein recht anschauliches Bild über die Gemeinde und die Geschichte der Schule gab. Es ist das Verdienst von Herrn Rektor i.R. Heinrich Eberhardt, Wilsum, die Schulchroniken aus dem Bereich der Samtgemeinde Uelsen und darüber hinaus aus anderen Orten der Niedergrafschaft aufgearbeitet und veröffentlicht zu haben.

Die äußeren schulischen Bedingungen waren in Uelsen - wie auch an vielen anderen Orten - nicht optimal. Besonders hatte der Unterricht darunter zu leiden, dass die beiden Klassenräume im Rathaus zu klein waren, um alle Schüler gleichzeitig aufzunehmen. Der Unterricht wurde in 3 Klassen mit 2 Lehrern erteilt. Zu Beginn des Jahres 1894 betrug die Schülerzahl 146, in der 1. (obersten) Klasse 59, in der 2. Klasse 39 und in der 3. Klasse 48 Schüler.

So wurde immer wieder von einem Schulneubau gesprochen. Zunächst wurde eine ganz am Ostende Uelsens weit abgelegene, an einem ungesunden, feuchten mit Dunghaufen und Schlammgräben versehene Stelle für den Neubau vorgesehen. Man scheint auch die Absicht gehabt zu haben, das Rathaus niederzureißen und an dieser Stelle die Schule zu errichten.

Schließlich kaufte der Schulvorstand ein „geeignetes Grundstück südlich von Uelsen gegenüber der Altreformierten Kirche.“ Der Plan, eine dreiklassige Schule zu errichten, musste aufgegeben werden, weil durch den Wegzug vieler Uelsener Familien, vor allem wegen der starken Ausweitung der Textilindustrie in Nordhorn und Schüttorf, die Einwohnerzahl stark gesunken war. Während vorher 1200 Einwohner gezählt wurden, betrug die Zahl bei der letzten Zählung 806. Man baute deshalb nur eine zweiklassige Schule mit einer Wohnung für einen alleinstehenden Lehrer. Die Kosten für den Schulbau betrugen 9575 Mark. Das Auffahren des Spielplatzes wurde durch die Fuhrwerksbesitzer der Schulgemeinde kostenlos erledigt. Gleichzeitig wurden Ahorn-, Kastanien- und Ulmenbäume gepflanzt.

Die beiden am 22. Oktober 1895 feierlich übergebenen Klassenräume kann man als den Beginn des heutigen Schulzentrums in Uelsen betrachten. In beiden Räumen werden heute noch Grundschüler unterrichtet. Die Schule mit den beiden Klassenräumen wurde jedoch bald zu klein. 1906 war die Schülerzahl von 140 auf 229 angestiegen. Deshalb entschloss man sich, einen dritten Klassenraum anzubauen. Die Schule wurde vierklassig mit durchschnittlich 50 - 60 Schülern pro Klasse und hatte 3 Lehrer. Die Wertschätzung des Volksschulunterrichts hatte stark zugenommen. Während der Schulbesuch früher im Frühling, Sommer und Herbst als notwendiges Übel angesehen wurde, war er jetzt regelmäßiger und der Lernbetrieb wesentlich reger als früher.

Nach 37 Jahren als Schulleiter in Uelsen wurde Herr Kröner 1916 pensioniert. Als sein Nachfolger wurde Hauptlehrer Blekkker aus Hoogstede gewählt, der bis 1930 in Uelsen blieb und dann nach Georgsdorf versetzt wurde. In den Notzeiten des 1. Weltkrieges war häufig nur ein Lehrer in Uelsen tätig. 1925 wurde die Haushaltungsschule in Uelsen errichtet. Ab 1926 besuchten die Mädchen des 8. Schuljahrganges den Haushaltungsunterricht in dieser Schule. Für den Plan, in Uelsen eine Begabtenklasse einzurichten, gab es nicht genügend Interessenten.

1930 wurde Hauptlehrer Behrens Schulleiter in Uelsen. Da die Schülerzahl auf 250 anstieg, mußte wieder gebaut werden. Der Schulerweiterungsbau umfaßte zwei neue Klassenräume, ein Konferenz-, ein Lehrmittel- und ein Lehrerzimmer. Das Gebäude diente vorerst auch als Berufsschule. Über die Schule in Uelsen in der Zeit des Nationalsozialismus ist wenig überliefert. Während des 2. Weltkrieges konnte der Unterricht über große Zeitabschnitte nur notdürftig von 3 Lehrkräften erteilt werden.

Zum Kriegsende wurde die Schule geschlossen. Beim Truppeneinmarsch wurde fast das ganze Lehrmaterial der Schule vernichtet. Nach Wiederaufnahme des Unterrichts besuchten 322 Schüler die Schule, darunter viele Flüchtlingskinder. Ihre Unterbringung bereitete der Gemeindeverwaltung große Schwierigkeiten. Die Unterbringung der Lehrkräfte war ebenfalls schwierig. 1950 konnte endlich der schon vor dem Kriege geplante Neubau von Lehrerwohnungen in Angriff genommen werden.

Die weitere schulische Entwicklung zum Schulzentrum Uelsen begann 1955 mit einem Erweiterungsbau. Nach fast zweijähriger Bauzeit erfolgte 1957 die Einweihung. Herr Behrens, der 1951 zum Rektor befördert und 1956 pensioniert wurde, schrieb hierzu: „Bürgermeister Heinrich Aalderink und der Gemeinderat sind davon überzeugt, daß Gelder, für die Schulung und Charakterbildung der Kinder ausgegeben, die reichsten Zinsen bringen. Die Schule in der neuen Gestalt soll eine Stätte freien Geistesschaffens sein, wofür ein langdauernder Friede die Voraussetzung geben möge.“

Der Schule standen jetzt 8 Klassenräume zur Verfügung. Die meisten glaubten, dass das für viele Jahre reichen würde. Doch schon bei der Übergabe der Klassenräume wurden von maßgeblicher Seite schulische Entwicklungsperspektiven für Uelsen aufgezeigt, die später durch eine allgemeine Zentralisierung des Schulwesens im ländlichen Raum bestätigt wurden.

Als Nachfolger von Herrn Behrens wurde Herr Wüppen zum Rektor der Schule ernannt. Schon bald kündigte sich die Einführung des 9. Schuljahres an. Die Volksschule Uelsen sollte Mittelpunktschule für die Schüler der 9. Schuljahre aus Höcklenkamp, Hardingen, Halle, Getelo, Egge, Itterbeck und Gölenkamp werden. Dazu brauchte man nach den Berechnungen 15 Klassenräume. Nach dem Erwerb von Grundstücken am Eschweg und an der Höcklenkamper Straße glaubte man, dass auf lange Sicht genügend Baugelände für Schul- und Turnhallenbauten zur Verfügung stehe. Die Einführung des 9. Schuljahres erfolgte 1962. Gleichzeitig wurde der Schulneubau und der Turnhallenbau beschlossen. Im Januar 1965 erfolgte die offizielle Übergabe. Erstmalig standen auch Naturlehre und Werkräume zur Verfügung. Die Schule hatte jetzt 465 Schüler in 14 Klassen.

Mit Beginn des Schuljahres 1966 richtete die Schule Uelsen die erste Förderstufe in der Niedergrafschaft ein. Sie war ein Vorläufer der heutigen Orientierungsstufe. Englisch wurde Pflichtfremdsprache. Es erfolgte eine Fachleistungsdifferenzierung in Mathematik und Englisch. Zwei Jahre später wurde dann die Hauptschule umstrukturiert. Neben Englisch wurde Arbeitslehre als neues Fach eingeführt.

Mehrere Landschulen schulten nach und nach die Schüler der Oberstufe nach Uelsen um. Dadurch stieg die Schülerzahl immer mehr an. 1967 waren es bereits 586 Schüler. Raumnot machte sich wieder stark bemerkbar. Ein Erweiterungsbau wurde wieder einmal dringend erforderlich. Es wurden gebaut: ein neuer Klassentrakt, eine Lehrküche und nach langen Verhandlungen auch dieser Fest- und Feierraum. Im September 1968 konnten die Klassenräume bezogen werden. Einige Monate später war die Lehrküche fertig. Der Bodenraum über der Küche wurde zum neuen Schulleiterzimmer ausgebaut.

1970 trat Herr Rektor Wüppen in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Herr Günter Itterbeck. Das Schuljahr 1970/71 stand im Zeichen wichtiger schulpolitischer Entscheidungen: Nach dem Niedersächsischen Schulgesetz sollten alle Schulen, in denen nicht jahrgangsweise unterrichtet wurde, aufgelöst werden. Außerdem wurde die Einführung der Orientierungsstufe in Niedersachsen vorgesehen. Herr Schulrat Linge setzte sich dafür ein, dass ihre Einführung in der Niedergrafschaft 1973 erfolgte. Die Standorte sollten Neuenhaus, Uelsen und Emlichheim sein. Ab Klasse 7 sollte dann in Uelsen die Realschule errichtet werden. Diese Aussichten lösten bei der Gemeinde und der Schule zahlreiche Aktivitäten aus. Grundstücks- und Standortfragen mußten geklärt werden; erste Baupläne wurden diskutiert.

Über das Schuljahr 1972/73 lesen wir in der Uelser Schulchronik u.a.: „Dieses Schuljahr erhielt seine Prägung durch die im engen Zusammenhang mit Fragen der Gemeindereform stehende Schulpolitik. Nach Vorstellungen der Landesplaner und herrschenden politischen Kräfte soll die bisherige Samtgemeinde Uelsen - seit 1970 ein freier Zusammenschluss der Gemeinden Getelo, Gölenkamp, Halle, Haftenkamp, Hardingen, Höcklenkamp, Lemke, Itterbeck, Wielen und Uelsen - aufgelöst werden.

An ihre Stelle soll ab 1.4.1974 die um die Gemeinde Wilsum erweiterte „Samtgemeinde neuen Rechtes“ mit Verwaltungsspitze in Uelsen treten. ... Diese Entscheidung hatte für Uelsen weiterreichende schulpolitische Konsequenzen: Das Schülerpotential der kommenden Samtgemeinde reichte aus, um Uelsen zu einem zentralen Ort - zu einem Sekundarstufen-I-Zentrum - zu erheben. Ohne die Schüler der Mittelpunktschule Wilsum wäre das nicht möglich gewesen, es wäre nicht zur Bildung eines Sekundarstufen-Zentrums gekommen.“

Die Einführung der Orientierungsstufe in Uelsen erfolgte zum 1.8.1973. Die Leitung wurde Herrn Rektor Eberhardt - bislang Leiter der Mittelpunktschule Wilsum - übertragen. In Anpassung an die neue Situation wurde Ende 1973 mit dem Bau des 12-klassigen Orientierungsstufengebäudes begonnen. Die feierliche Übergabe erfolgte am 3. Mai 1974. Dies führte auch zu einer klaren Trennung der Kollegien.

Im selben Jahr erfolgte auch die Einrichtung eines Schulkindergartens bei der Grundschule. Hier werden alle schulpflichtigen Kinder, die noch nicht die erforderliche körperliche, geistige oder soziale Reife haben, vor ihrer Einschulung individuell gefördert.

Im Herbst 1974 wurde mit dem Neubau des so genannten „Technischen Traktes“ begonnen, in dem die Erstellung von 10 Fach- und 7 Klassenräumen vorgesehen waren. In diesem Trakt sollte die zum 1.8.1975 entstehende Realschule untergebracht werden. Bereits 1976 konnten dort die ersten Realschulklassen einziehen. Am 2. Dezember 1977 fand die feierliche Übergabe statt.

Aber es standen noch weitere Baumaßnahmen bevor. Die 1962 erbaute Turnhalle reichte für alle Schulen nicht mehr aus. Die neue Sporthalle erhielt die Abmessungen 45 x 24 Meter, so daß der gleichzeitige Unterricht von drei Sportgruppen möglich wurde. Die kleine Turnhalle steht seitdem nur noch der Grundschule zur Verfügung. Inzwischen war die Realschule auf  8 Klassen angestiegen, so dass die Klassenräume im Technischen Trakt nicht mehr ausreichten. Auch hier zeigte sich der Samtgemeinderat mit seinem Samtgemeindebürgermeister Elbert an der Spitze von einer Schulfreudigkeit, die wohl einmalig ist, indem vier weitere Klassen für die Realschule angebaut und weitere Fachräume ausgebaut wurden. Schließlich musste noch eine bauliche Abgrenzung zwischen Grund- und Hauptschule vorgenommen werden.

Seit 1978 befinden sich im Schulzentrum Uelsen vier selbständige Schulen. Schulleiter der Grundschule ist Rektor Hans-Joachim Meyer, der Hauptschule Rektor Ulrich Heermeyer. Herr Eberhardt als Schulleiter der Orientierungsstufe trat im Januar 1983 in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Rektor Ewald Lamann. Seit seinem Wechsel zur Realschule leitet Rektor Manfred Jabusch die Schule. Schulleiter der Realschule wurde Realschulrektor Günter Itterbeck. Seit seinem Wechsel zur KGS Neuenhaus ist Realschulrektor Lamann sein Nachfolger.

In den letzten Jahren wurde noch ein Ausbau der Grundschule erforderlich. Es wurden die fehlenden Verwaltungsräume und das Lehrerzimmer ausgebaut. Aufgrund der Erhöhung der Schülerzahlen erfolgte in jüngster Zeit der Anbau um zwei weitere Klassenräume. Besondere Klagen werden von der Hauptschule geäußert, in der ebenfalls Klassen- und Verwaltungsräume fehlen. Hierüber muss jedoch in Zukunft entschieden werden.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der 100. Geburtstag dieses Schulzentrums war für mich Anlass, in großen Zügen Rückschau zu halten auf die Entwicklung des Schulwesens in Uelsen. Aus der kleinen Volksschule, die vor 100 Jahren auf diesem Gelände erbaut wurde, ist ein verzweigtes Schulsystem entstanden, in dem täglich fast 1.000 Schüler von pädagogisch versierten Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden. Ihnen werden heute die Zielsetzungen unserer Zeit vermittelt, die weit über die Zielsetzungen der Schule vor 100 Jahren hinausgehen.

Der Schulträger hat gewaltige finanzielle Anstrengungen unternommen, um die Schulen in Uelsen auf den heutigen Stand zu bringen. 1895 gab es in Uelsen 2 Klassenräume. Heute, 100 Jahre später, sind es in den 4 Schulen:
48 Klassenräume, 15 Fachräume, 2 Turn- und Sporthallen, zahlreiche Vorbereitungs-, Lehrmittel- und Verwaltungsräume.

Ich möchte dem Schulträger und allen, die zu dieser gewaltigen Entwicklung beigetragen haben, herzlich danken.

Ich wünsche allen, die in diesen Gebäuden arbeiten, dass sie sich in ihnen wohl fühlen. Den jetzigen und künftigen Schülern wünsche ich besonders, das sie stets das lernen, was sie für ihre künftige Lebens- und Berufsgestaltung brauchen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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