1945 - Der Beschießung des Ortes, die den Einmarsch der alliierten Truppen Ostern 1945 begleitet, fällt das Schulgebäude hinter dem Rathaus zum Opfer. Sämtliche Lehrmittel der Schule, die hier aufbewahrt waren, werden vernichtet. Die Wiederaufnahme des Schulbetriebes am 25.10.1945 wird durch das Fehlen von Büchern und Schreibmaterial sowie die Beschränkung auf vier Klassenräume stark behindert, da für 450 Schüler Unterricht erteilt werden muss. Beginn und Ende des Schuljahres fallen wie früher auf den 1. April.
1949 - Der Wiederaufbau der Schule hinter dem Rathaus wird wegen der fehlenden Materialien (Zement, Dachziegel) immer wieder verzögert. Die beiden Räume sind erst Ende 1948 und Anfang 1949 bezugsfertig. Da die Schülerzahl bis 1949 auf 535 angewachsen ist, wird bei der Regierung die achte Lehrerstelle beantragt und auch eingerichtet.
1953-1954 - Zu Beginn des Schuljahres 1953/54 müssen 10 Klassen in sechs Räumen unterrichtet werden, so dass Nachmittagsunterricht erforderlich ist. Am 25. Juni 1953 wird der Grundstein für eine dreiklassige Schule (daneben 2 Gruppenräume, Lehrerzimmer, Schulleiterzimmer) auf dem jetzigen Schulgrundstück westlich des Rathauses gelegt, die dann im November 1954 eingeweiht wird.
Volksschule Gildehaus 1954 - Bild: Landkreis Grafschaft Bentheim
Rektor Kraibeck tritt Ostern 1953 mit 65 Jahren in den Ruhestand, führt aber bis zur Ernennung seines Nachfolgers die Schulleitergeschäfte weiter. Dies wird ab 1.1.1954 der Mittelschullehrer August Ahrend. Da die Schülerzahl im Herbst 1953 auf 323 zurückgegangen ist, wird die 9. Lehrerstelle, die 1951 eingerichtet worden war, von der Regierung wieder eingezogen.
1955 - Im Herbst 1955 wird die Turnhalle eingeweiht. Es ist der erste Neubau eines allein für den Schulsport bestimmten Gebäudes in der Grafschaft nach dem Kriege. Da die Schülerzahl ab 1954 unter 300 abgesunken ist, wird auch die achte Lehrerstelle eingezogen.
Blick über die Anlagen vor dem Schulgebäude bis zur quer gelagerten Turnhalle im Hintergrunde. (Quelle: T. Portheine, Wie die Nachkriegsforderung nach allseitiger Schulumgrünung bei Grafschafter Schulen verwirklicht wurde, Jahrbuch 1959, Seite 121.)
Klassenraum mit einem Durchblick zum Gruppenraum im Jahre 1957 - Bild: Landkreis Grafschaft Bentheim
1959 - Die Schülerzahl steigt wieder auf 320. Da der Lehrermangel in Niedersachsen jedoch anhält, kann die erforderliche 8. Lehrerstelle nicht besetzt werden.
1962 - Der Schulerweiterungsbau, der 1960 begonnen wurde, wird in zwei Bauabschnitten zum 1. April 1962 fertiggestellt. Die Schule verfügt jetzt über 10 moderne Unterrichtsräume.
Schulerweiterung Volksschule Gildehaus 1962 - Bild: Landkreis Grafschaft Bentheim
Das Gebäude der Postschule wird verkauft; die Rathausschule wird ebenfalls nicht mehr benötigt. Ab Ostern 1962 wird das 9. Schuljahr eingeführt. Es wird eine Klasse mit 39 Kindern (24 Mädchen, 15 Jungen) gebildet. 23 Kinder kommen aus Gildehaus, die übrigen aus den Nachbargemeinden. Acht Kinder werden zur Sonderschule Schüttorf überwiesen.
1963 - Südlich der Schule wird der mit großem Aufwand gebaute Sportplatz eingeweiht. Die Schule erhält offiziell den Namen "Öffentliche Volksschule für Schüler aller Bekenntnisse in Gildehaus". Sie wird von 443 Schülern besucht, von denen 406 evangelisch und 33 katholisch sind.
1964 - Ostern 1964 wird die Schule "Mittelpunktschule in verkürzter Form". Die 7. und 8. Schuljahrgänge aus Sieringhoek und Waldseite werden nach Gildehaus umgeschult. In Gildehaus ergeben sich Probleme hinsichtlich der Raum- und Lehrerfrage. Nach Ansicht des Schulzweckverbandes kann nur die Erweiterung der Gildehauser Schule die Raumnot beheben (Tagespost, 14.2.1964 und 11.3.1964; GN, März u. April 1964).
1965 - Rektor Ahrend wird in den Ruhestand versetzt. Sein Nachfolger wird Jan Kortmann, der vorher Schulleiter der einklassigen Volksschule in Hestrup war (GN, 2.4.1965). Es wird die Förderstufe zunächst als Schulversuch eingeführt, in der der Unterricht in den 5. und 6. Schuljahren in Kern- und Kursunterricht gegliedert wird. Dafür entfällt der Probeunterricht, der 1955 eingeführt worden ist. Die Schüler haben die Möglichkeit, bei entsprechenden Leistungen in die Klasse 7 der weiterführenden Schulen überzugehen.
1968 - Durch die Förderstufe ist weiterer Raummangel eingetreten, so dass ab 1966 Erweiterungsbauten in zwei Bauabschnitten beschlossen werden. Außerdem wird der Umbau der Lehrerdienstwohnungen am Neuen Weg zu einem zweigeschossigen Gebäude geplant (GN, 26.3., 23.4 und 24.7.1966). Nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaus 1968 verfügt die Schule über 24 Unterrichtsräume (GN, 7.3.1968). Die Bilder zeigen den Schulneubau und den Treppenaufgang zum Lehrerzimmer.
Mittelpunktschule Gildehaus 1968 - Bild: Landkreis Grafschaft Bentheim
Treppenhaus in der Mittelpunktschule Gildehaus 1968 - Bild: Landkreis Grafschaft Bentheim
1970 - Rektor Kortmann übernimmt am 1. Dezember 1969 die Leitung der Realschule Neuenhaus. Sein Nachfolger wird ab Juni 1970 Heinz Ragnitz, der davor Studienleiter an der Pädagogischen Hochschule in Osnabrück war.
Ab November 1970 beginnt ein Schulversuch mit drei Vorklassen, in denen 76 fünfjährige Kinder auf schulisches Lernen vorbereitet werden (GN, 5.2.1970). Ausweichräume werden im Gemeindehaus und im Kindergarten gefunden.
1971 - Die Schule erhält einen Schulassistenten, der in der Schule Verwaltungsaufgaben übernimmt, die technischen Geräte betreut und Aufsichtsfunktionen ausübt. 80 % der Schüler der Klasse 9 b erfüllen die Bedingungen des Deutschen Sportabzeichens. Damit liegt die Klasse an der Spitze in Niedersachsen.
1972 - Das Förderangebot der Schule wird im Grundschulbereich um die Gruppe der Schüler mit Lese-Rechtschreibschwäche (Legasthenie) erweitert. Im Mathematikunterricht der Grundschule finden Elemente der Mengenlehre Eingang. Es werden 4 Vorklassen gebildet, die weiterhin bis zur Fertigstellung einer Baumaßnahme mit 4 Klassenräumen im Gemeindehaus und im Kindergarten untergebracht werden müssen.
In einer Befragung des Elternrates zum Thema Orientierungstufe sprechen sich 99 Prozent der Bevölkerung aus dem Einzugsbereich der Volksschule Gildehaus für die Einrichtung einer Orientierungsstufe auch in Gildehaus aus (GN, 22.7.1972). In einer Resolution spricht sich auch der Rat der Gemeinde Gildehaus einstimmig dafür aus, dass die Landesregierung und die zuständigen Verwaltungsinstanzen die Einrichtung einer Orientierungsstufe in Gildehaus ermöglichen (GN, 28.7.1972). Die Einzelheiten sind in einem Einzelbericht "Eine Orientierungsstufe für Gildehaus" ausgeführt.
1973 - Am Nordhang des Mühlenberges entsteht eine neue dreiteilige Sporthalle. Außerdem wird der Bau eines Lehrschwimmbeckens in Angriff genommen. Nach Auflösung der Grundschule Waldseite besuchen alle Kinder aus der Gemeinde die Schule Gildehaus.
1974 - Am 1. März 1974 wird Gildehaus ein Stadtteil von Bentheim. Die Stadt Bad Bentheim wird Schulträger der Schulen in der erweiterten Stadt. Aufgrund des neuen Schulgesetzes erhalten die bisherigen Volksschulen den Namen "Grund- und Hauptschulen".
Ebenfalls zum 1. März 1974 wird der Rektor Ragnitz Schulrat in Leer/ Ostfriesland. Wegen einer Beförderungssperre verzögert sich die Wiederbesetzung der Schulleiterstelle, so dass Konrektor Fritz Ostermann zweieinhalb Jahre kommissarisch die Schulleitergeschäfte wahrnehmen muss.
1975 - Mit Ablauf des Schuljahres 1974/75 wird die Schule Holt und Haar aufgelöst. Die Schüler werden nach Gildehaus umgeschult.
1976 - Im August 1976 wird Wilhelm Goebel, bisher Lehrer in Wilsum, als Rektor der Grund- und Hauptschule Gildehaus eingeführt (GN, 27.8.1976). Die Grundschüler aus Bardel besuchen ab 1.8.1976 die Schule in Gildehaus. Die Grundschule Bardel wird aufgehoben.
1977 - Die Grundschulen in Sieringhoek und Achterberg werden mit Ablauf des Schuljahres 1976/77 aufgelöst. Die Grundschüler besuchen ab 1.8.1977 die Schule in Gildehaus. Damit sind alle kleinen Landschulen des Gildehauser Bezirks aufgehoben. Der Schulbezirk der Grund- und Hauptschule Gildehaus umfasst damit den Einzugsbereich der früheren Gemeinde Gildehaus und der jetzigen Ortsteile Achterberg, Bardel, Hagelshoek, Holt und Haar, Sieringhoek, Waldseite und Westenberg (GN, 19.6.1977).
1979 - In Bad Bentheim wird die Orientierungsstufe eingeführt. Das Bestreben, in Gildehaus die Orientierungsstufe einzuführen, blieb ohne Erfolg. Gildehaus verliert die Schuljahrgänge 5 und 6. Die Schülerzahl sinkt von 730 im Schuljahr 1977/78 auf 605 im Schuljahr 1979/80.
1983 - An der Grund- und Hauptschule Gildehaus wird die "10. Klasse an der Hauptschule" eingeführt. Einzugsbereich ist die ganze Stadt Bentheim (GN, 6.10.1982).
1984 - Nachdem der Nds. Kultusminister die vom Rat der Stadt Bad Bentheim beschlossene Auflösung der Vorklassen zum 1.8.1983 nach Diskussionen vor Ort nicht zugestimmt hat, erfolgt diese zum Schuljahresende 1983/84 (GN, 17.12.1982 und 2.6.1983). Dafür erhält Gildehaus einen Schulkindergarten, in den vom Schulbesuch zurückgestellte Kinder aus der Stadt Bad Bentheim eingewiesen werden können (GN, 11.5.1984).
1988 - 12 Schüler der Hauptschule Gildehaus erforschen im Rahmen einer Geschichts-Arbeitsgemeinschaft das Schicksal des 1944 im KZ Neuengamme gestorbenen Nazi-Gegners Heinrich Kloppers aus Gildehaus. In einem Schülerwettbewerb des Nds. Landtages zur politischen Bildung gewinnen die Schüler für diese Arbeit den 1. Preis, der ihnen im Plenarsaal des Landtags durch den Landtagspräsidenten überreicht wird (GN, 11.2. und 4.3.1989).
1990 - Die Grund- und Hauptschule wird von 270 Grundschülern und 100 Hauptschülern , zusammen 370 Schülern besucht. Die Gestaltung der Freianlagen führt mehrere Jahre zu Diskussionen. Ab 1987 erfolgen die Asphaltierung des Schulhofes, der Bau von Spielgeräten und Fahrradständern, die Gestaltung eines Forums für Veranstaltungen im Freien und die Bepflanzung des Schulgrundstücks, die schon 1973 durch die Anlage eines Grünstreifens als Lärmschutz zum Neuen Weg begonnen wurde (GN, 9.3. 1988). Im Juni 1990 werden diese Maßnahmen abgeschlossen .
1991 - In der Schule wird von den Eltern darüber beraten, ob die Schüler in einen Streik treten. Ursache ist ein permanenter Lehrermangel an der Schule. In den Grundschulklassen fehlen vier bis sechs Unterrichtsstunden pro Woche, in den Hauptschulklassen zwei bis drei Stunden. Der Lehrerbestand habe sich von 28 hauptamtlichen Lehrkräften 1985 auf 23 reduziert, obwohl die Schülerzahl gleich geblieben sei (GN, 1.2. und 9.2.1991). Nach einem Gespräch des Schulelternrates mit dem Nds. Kultusminister Wernstedt erhält Gildehaus eine "Feuerwehrlehrkraft" (GN, 1.3.1991).
1992 - Im Rahmen der 700-Jahr-Feier von Gildehaus präsentieren Schüler der 9. Klassen Themen aus der Ortsgeschichte, die sie im Rahmen eines Projektes erarbeitet haben. Dazu haben sie Ausgrabungen vorgenommen, alte Gildehauser befragt und in Archiven geblättert. Es sind folgende Themen, die an einem Tag der Offenen Tür vorgestellt und von den Schülern erläutert werden: "Kohlen- und Steinhandel" - "Mühlen in Gildehaus" - "Jüdische Bürger in Gildehaus" - "Gemeindereform 1974" - "Wird Gildehaus benachteiligt?" - "Der Bundesbahnhof in Waldseite" - "Wer war Ernst Buermeyer?" - "Jugend im Weltkrieg" - "Die Burg von Gildehaus" - "Ur- und Frühgeschichte/G-Ötzi" - "Häuser und Straßen in Gildehaus/ Neuer Weg" - "Schulen in Gildehaus" - "Alltagsleben im 3. Reich" - "Das Gebäude der evangelich-reformierten Kirche" (GN, 8.8. und 11.9.1992). Der Elternrat fürchtet um den Bestand der Hauptschule, da viele Schüler mit Hauptschulempfehlung nach der Orientierungsstufe zur Realschule angemeldet werden. Der 7. Schuljahrgang hat nicht die erforderliche Klassenstärke erreicht. Durch die beabsichtigte Einrichtung einer IGS in Nordhorn werden weitere Abwanderungen befürchtet (GN, 5.11.1992),
1995 - In einem Gutachten zur Entwicklung und zum Raumbedarf der Schulen in Bad Bentheim wird empfohlen, die beiden Hauptschulen an ihren Standorten in Bad Bentheim und in Gildehaus zu belassen und sie nicht in Gildehaus zu vereinigen, da hierdurch Raumprobleme, aber auch verstärkt Disziplinprobleme auftreten würden (GN, 24.5.1995).
Die Eltern aus dem Elternverein der Grundschule Gildehaus haben in einer umfangreichen Aktion attraktive Pausenangebote für die Kinder geschaffen, Der Raum für die "Aktive Pause" enthält eine umfangreiche Sammlung unterschiedlicher Spielgeräte. Die Organisation übernehmen die Schüler der 4. Klassen (GN, 7.12.1995).
1997 - Nach 21 Jahren wird Rektor Hans-Wilhelm Goebel zum Schuljahresende 1996/97 in den Ruhestand verabschiedet (GN, 5.9.1998). Konrektor Fritz Niemeyer übernimmt die kommissarische Schulleitung bis zu seiner Einsetzung als Rektor der Schule im September 1998 (GN, 5.9.1998).
Quellen:
August Ahrend, Auszüge aus der Schulchronik der Volksschule Gildehaus, 1962
Heinrich Voort, 700 Jahre Gildehaus 1292 - 1992, VVV Gildehaus e.V., 1992, Seite 158
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben