Entwicklung des Schulwesens in Bad Bentheim
Volksschule Bardel
- 1709 Nebenschullehrer; 1849 Schulbau; 1967 Grundschule; 1976 Auflösung
1709 - Nach Tagebuchaufzeichnungen eines anonymen Schreibers aus Bardel aus den Jahren 1709 bis 1740 wirkte damals ein Nebenschullehrer in Bardel (siehe: Voort, Seite 187).
1826 - Der Oberkirchenrat spricht sich dafür aus, "die bisherige Einteilung der hiesigen Schulbezirke (als) den örtlichen Bedürfnissen am meisten entsprechend" beizubehalten. Neben der Hauptschule in Gildehaus sollen die vier vorhandenen Nebenschulen in den Bauernschaften Sieringhoek, Bardel, Waldseite und Holt und Haar bestehen bleiben. Am 8. März findet eine vom Gesetzgeber angeordnete Prüfung der Nebenschullehrer statt. In Bardel ist Herm de Leewe (de Leve) seit acht Jahren als Lehrer tätig. Er ist 29 Jahre alt. Er legt die Prüfung mit Erfolg ab. Sein Vorgänger bis 1818 soll ein Lehrer Krabbe gewesen sein (siehe: Voort, Seite 189).
1827 - Nach einer Aussage von Herm de Leve (siehe: Voort, Seite 189) beträgt die Zahl der schulpflichtigen Kinder im Durchschnitt 35. Das Schulgeld beträgt jährlich 14 gute Groschen. Einschließlich Zulagen beträgt der jährliche Verdienst des Lehrers 43 Reichsthaler 22 gute Groschen.
1848 - Nach 30-jähriger Tätigkeit in Bardel stirbt Herm de Leve mit 51 Jahren. Sein Nachfolger wird Lehrer J. Holtschulte.
1849 - Wann die erste Schule in Bardel erbaut wurde, lässt sich nicht mehr ermitteln. Es ist auch nicht bekannt, wo sie stand. Es soll ein Fachwerkhaus gewesen sein. 1849 wird dann eine neue einklassige Schule gebaut, die in der Mitte der Bauernschaft ihren Platz hat. Nach der Schulchronik müssen die Kinder wöchentlich einen Mariengroschen oder einen Stüber für den Unterricht bezahlen. Der Lehrer Holtschulte erhält 80 Gulden Gehalt jährlich, dazu 1 1/2 Müdde Roggen. Er wird von den Bauern am Reihetisch verpflegt. Unterricht wird nur im Winter gehalten.
1857 - Am 9. November 1857 wird J. Holtschulte von B. Koonert abgelöst, der bis 1873 in Bardel tätig ist.
1864 - In der Nähe der Schule wird ein Lehrerhaus gebaut. Es wird mehrfach erweitert und 1902 für einen verheirateten Lehrer umgebaut.
1874 - H. H Aarnink wird Lehrer in Bardel. Auf seinen Wunsch übernimmt sein Sohn Albert 1897 die Stelle, der bis 1906 in Bardel tätig ist, um dann nach Waldseite versetzt zu werden.
1894 - Die Schule in Bardel war immer einklassig. Ab 1894 werden die Schülerzahlen regelmäßig aufgezeichnet. Meistens liegen sie zwischen 30 und 50 Schülern.
1902 - Es wird ein Obstgarten bei der Schule angelegt. Die letzten drei Jahrgänge werden regelmäßig im Veredeln und in der Pflege der Obstbäume unterwiesen. Jedes Kind erhält im Jahr vier Obstbaumstämmchen, die es veredeln und pflegen muss und bei der Schulentlassung als Eigentum erhält.
1906 - Der Lehrer Albert Otto, der bisher in Berge-Scheerhorn tätig war, wird nach Bardel versetzt. Hier bleibt er über 42 Jahre und tritt am 31. Dezember 1948 in den Ruhestand. Vom März 1916 bis Mai 1917 ist Lehrer Otto eingezogen. Wegen einer Verwundung wird er aus dem Militärdienst entlassen und übernimmt wieder die Schulstelle.
1908 - Die Schulchronik berichtet von Schulfeiern, die vaterländische Feiern und Erinnerungsfeiern kirchlicher Art zum Inhalt haben. Ab 1908 werden auch regelmäßig Ganztagsausflüge in die nähere und weitere Umgebung durchgeführt.
1920 - Am Pfingsttag wird in der Schule eingebrochen. Außer einigen Lehrmitteln wird auch die Schulgeige mitgenommen. Die Täter werden nicht ermittelt.
1945 - Nach dem 2. Weltkrieg wird zunächst ein Teil des Gemeindegebietes, nämlich das Gebiet zwischen der Landstraße Gildehaus - Gronau und der holländischen Grenze geräumt. Die Bewohner dieses Gebietes finden Unterkunft bei anderen Bauern oder siedeln nach Gildehaus über. Bald treten dann aber wieder normale Verhältnisse ein; die Sperre wird aufgehoben. Lange Zeit aber muss man für die Benutzung der Landstraße nach Gronau einen Sonderausweis der Militärregierung besitzen. Am 3.9.1945 beginnt zunächst der Unterricht für die Grundschule, Ende Oktober dann auch für die oberen Jahrgänge.
1946 - Die Schülerzahl steigt auf 75, für kurze Zeit im Dezember 1946 auf 117 an. Anfang Januar 1947 wird dann im Kloster Bardel eine Lagerschule eingerichtet (siehe: Lagerschule!).
1949 - Am 1. Januar 1949 übernimmt als Nachfolger von Albert Otto Bernhard Wüppen die Schulstelle. Da die Dienstwohnung noch vom pensionierten Lehrer und seiner Familie bewohnt wird, lässt er sich wieder nach Uelsen zurückversetzen. Ab April 1949 wird Friedrich Otto Lehrer in Bardel.
1954 - Im Jahre 1949 wird erstmals der Neubau einer Schule in Erwägung gezogen, da die alte Schule in keiner Weise mehr den Anforderungen entspricht. Es wird auch eine neue Lehrerwohnung geplant. Wegen finanzieller Schwierigkeiten müssen diese Pläne jedoch wieder aufgegeben werden. Zwei Jahre später werden die Pläne erneut aufgegriffen, aber erst 1953 gelingt es, die finanzielle Grundlage für den Plan zu schaffen. Die Gemeinde leiht 25.000 Mark bei der Kreissparkasse, außerdem helfen der Landkreis und die Regierung. 1954 können endlich die Lehrerwohnung und die neue Schule bezogen werden.
Volksschule Bardel 1953 - Bild: Landkreis Grafschaft Bentheim
Klassenraum der Volksschule Bardel 1953 - Bild: Landkreis Grafschaft Bentheim
Die Nebengebäude (Aborte, Fahrradunterstand, Geräteraum) sind erst 1956 fertig. Die Schulumgrünung nach den Plänen von Schulrat Portheine erfolgt 1957.
1962 - Die Schüler werden nach Klasse 8 in das 9. Schuljahr nach Gildehaus umgeschult. Lehrer Friedrich Otto wird pensioniert. Sein Nachfolger wird Lehrer Rust, der vorher an der Schule Echteler tätig war.
1967 - Die Oberstufe wird nach Gildehaus abgeschult. Die Schule Bardel wird reine Grundschule.
1976 - Die Grundschule Bardel wird zum 31.7.1976 aufgelöst. Die Schüler besuchen die Schule in Gildehaus. Lehrer Rust lässt sich nach Bad Bentheim versetzen.
Quellen:
Friedrich Otto, Auszüge aus der Schulchronik der Volksschule Bardel, 1962
Heinrich Voort, 700 Jahre Gildehaus 1292 - 1992, VVV Gildehaus e.V., 1992, Seite 186