Entwicklung des Schulwesens in Bad Bentheim
Volksschule Achterberg
- 1891 Volksschule; 1968 Grundschule; 1977 Auflösung
1891 - Bis 1891 besuchten die Kinder aus den Gemeinden Achterberg und Westenberg die Volksschule in Gildehaus. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts ist jedoch eine Schule in einem Kotten in Achterberg belegt, in der ein Schäfer unterrichtete (siehe: Voort; Seite 187). 1891 wird eine einklassige Schule mit Lehrerwohnung in Achterberg gebaut. Nach Genehmigung durch die Regierung bilden beide Gemeinden eine Schulgemeinde. Lehrer der Schule wird ab 1.11.1891 Johann Kosters, der vorher in Itterbeck tätig war.
1901 - Zum ersten Mal wird in der Schule die "Fortbildungsschule" eröffnet. In den Wintermonaten erhalten die älteren Schüler die Möglichkeit, sich abends in Deutsch und Rechnen weiterzubilden. Die Zahl der Schüler ist auf 70 angestiegen. Sieben Kinder sind katholisch. Sie gehören eigentlich zum Schulbezirk der katholischen Schule in Bentheim, wo auch der katholische Religionsunterricht stattfindet.
1919 - Herr Kosters wird nach 29 Jahren Schuldienst in Achterberg zum 15.5.1919 pensioniert. Sein Nachfolger wird ab 1.8.1919 Gerhard Gravemäter, der gebürtig aus Westenberg kommt und bisher in Hammerbeck bei Bremen als Lehrer tätig war. Er erhält jährlich 750 Mark, davon trägt der Staat ein Drittel als widerrufliche Beihilfe.
1921 - Die Schule wird mit 75 Schülern zweizügig. Am 1.10.1921 tritt Heinrich Bohlmann als 2. Lehrer seinen Dienst in Achterberg an.
1935 - Nachdem der Schulplatz im Herbst 1932 (nach anderen Angaben 1934) vergrößert worden war, wird 1935 ein zweiter Klassenraum angebaut. 1928 fand der Plan bei der Abstimmung im Schulvorstand keine Mehrheit. Das Bild zeigt die Volksschule Achterberg.
1945 - Beim Einmarsch der alliierten Truppen am 2. April 1945 richtet der Einschlag einer Panzergranate in beiden Klassenräumen schwere Zerstörungen an. Der Schaden beziffert sich auf 2.900 Reichsmark. Da Arbeitskräfte und Baumaterialien knapp sind, holen die beiden Lehrer Material auf Handwagen heran, so dass Ende Juli mit den Reparaturarbeiten begonnen werden kann. Ende August werden die Fensterrahmen eingesetzt, wobei die Oberlichter zugenagelt werden, da keine Glasscheiben aufgetrieben werden können.
Am 10. September ist der erste Klassenraum so weit wieder hergestellt, dass darin der Unterricht für die Grundschüler wieder aufgenommen werden kann. In den übrigen Schulen des Kreises begann er für die Grundschulkinder schon am 29. August. Am 25. Oktober beginnt er auch wieder für die oberen Jahrgänge. Die Grundschule besuchen - bedingt durch den Zuzug von 100 Flüchtlingen und Vertriebenen - 42 Schüler, die Oberstufe ab Oktober 29 Schüler, zusammen 71 Schüler.
Herr Grävemäter tritt am 30.9.1945 nach 46 Jahren Schuldienst, davon 26 Jahre in seiner Heimatgemeinde Achterberg, in den Ruhestand. Er stirbt im Januar 1960 im Alter von 82 Jahren. Sein Nachfolger als Schulleiter wird Heinrich Bohlmann, der schon seit 1921 an der Schule unterrichtet.
Das zweite Klassenzimmer wird ab Dezember bis März 1946 von einer Familie bewohnt, die aus der Sperrzone zu Holland hin ausgewiesen wurde. Dazu wird der Raum behelfsmäßig ausgebaut.
1946 - Die Mehrheit der Elternschaft entscheidet sich für die Umwandlung der Schule in eine evangelische Bekenntnisschule, wie sie es bis 1938 war.
1947 - In Achterberg wird ab 1. Januar die 2. Lehrerstelle besetzt. Der Unterricht kann jedoch nicht in beiden Klassenräumen erteilt werden, weil Brennmaterial nicht ausreichend zur Verfügung steht. Bei der großen Kälte im Januar und Februar und den undichten Fenstern liegt die Raumtemperatur in dem einen Klassenraum nie über zehn Grad. Den Kindern der Flüchtlinge fehlt es außerdem an warmer Kleidung und Schuhzeug, so dass sie teilweisezu Hause bleiben müssen. Wegen des Unterrichtsausfalls infolge der Kälte wird das Schuljahr um einen Monat bis zum 30. April verlängert.
In den Sommerferien wird in Achterberg ein Ferienlager für Duisburger Kinder durchgeführt. 11 Bauern nehmen für 3 Wochen ein Großstadtkind auf. Die Mädchen schlafen in der Schule auf Stroh. In den nächsten zwei Jahren werden erholungsbedürftige 12- bis 14-jährige Mädchen aus Osnabrück aufgenommen.
1948 - Im Schuljahr 1948/49 besuchen 107 Kinder die Schule. Die schulischen Rahmenbedingungen normalisieren sich zusehends. Im Mai erfolgt erstmalig die Wahl der Elternvertretungen. Zur Gesamtelternversammlung erscheinen 61 Eltern. Im September findet das erste Jugendsportfest der Landschulen aus dem Kirchspiel Gildehaus aus Achterberg, Bardel, der Flüchtlingsschule Bardel, Holt und Haar, Sieringhoek und Waldseite auf dem Sportplatz der Flüchtlingsschule Bardel statt.
1949 - Vier Jahre nach dem Kriege findet erstmalig eine Wanderung zum Isterberg statt. Es folgen weitere Klassenfahrten, so u.a. nach Burgsteinfurt, 1951 nach Holland, zur Porta Westfalia oder ins Sauerland.
1960 - Der 1. Lehrer Heinrich Bohlmann stirbt. Sein Nachfolger wird Gerrit-Jan Genzink, vorher Lehrer in Esche.
1962 - Die Regelschulzeit wird von 8 auf 9 Jahre erhöht. Die Schüler werden für dieses Schuljahr nach Gildehaus abgeschult.
1966 - Die geforderte Abschulung auch der Schuljahrgänge 5 - 8 nach Gildehaus wird vom Schulvorstand abgelehnt, da der vom dortigen Schulträger geforderte Gastschulbeitrag von 100 DM pro Jahr und Schüler als nicht finanzierbar angesehen wird.
1968 - Durch Verordnung des Regierungspräsidenten in Osnabrück vom 3. Juli 1968 wird der Zusammenschluss des Schulzweckverbandes Gildehaus - Hagelshoek und der Gemeinden Achterberg und Westenberg zu einem gemeinsamen Schulträger für die Volksschuloberstufen verfügt. Damit besuchen nach den Sommerferien nur noch die Klassen 1 - 4 die Schule in Achterberg mit ihren 33 Kindern. Die Schule ist eine reine Grundschule. Nach der Pensionierung des Lehrers Gerrit-Jan Genzink wird der Unterricht durch Lehrer aus Gildehaus aufrecht erhalten.
1974 - Nach Eingemeindung wird die Stadt Bentheim neuer Schulträger. Der Schulzweckverband Achterberg-Westenberg löst sich auf.
1977 - Die Schule wird auf Beschluss des Stadtrates von Bentheim aufgelöst. Die Grundschüler werden ebenfalls nach Gildehaus umgeschult (GN, 10.6.1977). Nach Auflösung der beiden letzten Schulen in Achterberg und Sieringhoek ist die Ära der Landschulen im Gildehauser Bereich zu Ende.
Quellen:
Gerrit-Jan Genzink, Auszüge aus der Schulchronik der Volksschule Achterberg, 1962
Heinrich Voort, 700 Jahre Gildehaus 1292 - 1992, VVV Gildehaus e.V., 1992, Seite 186
Hartmut Abel, Die Achterberger Schule, ein Spiegelbild der Nachkriegszeit, Der Grafschafter 2005, Seite 5 ff.
Hartmut Abel, Die Volksschulen Achterberg-Westenberg und Holt und Haar. Ein Rückblick auf die Zeit ab 1945 bis zu ihrer Auflösung, erscheint im Herbst 2005
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben