Volksschule Neuenhaus, gestorben im August 1893 - Nachruf von Kreisschulinspektor Pastor Nyhuis, Arkel, während der Kreislehrerversammlung am 16. November 1893
Der Tod des Lehrers Borggreve hat uns alle gewiss tief ergriffen. Der Verstorbene zeichnete sich bei guten Kenntnissen durch Pflichttreue, Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit aus. Er war ein guter Kollege, ein treuer Freund und allseits geehrt und geachtet. Ein schreckliches Leiden, der Krebs in der Backe, befiel ihn. Er unterzog sich einer Operation, wobei die eine Kinnlade abgenommen wurde. Damit war dem Übel aber leider noch nicht abgeholfen; es wucherte weiter und griff ihm das Gehirn an. Wenige Tage vor seinem Tode besuchte ich ihn. Er sah etwas verwirrt und zerstreut aus und klagte mir sein körperliches und geistiges Elend.
Er, der wohl zu den Treusten im Dienste unter uns gehört, klagte über seine Untreue und darüber, dass er nicht den einigen Trost im Leben und im Sterben fassen könne. Auf den geistigen Zuspruch meinerseits wurde er etwas ruhiger; jedoch lag immer noch ein unsteter Blick in seinen Augen. Selbstmordgedanken hegte er, soweit ich es beurteilen kann, damals noch nicht.
Umso tiefer ergriff mich sein jähes, nicht von Gott gewolltes Ende. Meiner Ansicht nach kann er nur in einem Anfall von Wahnsinn, verursacht durch übergroße Schmerzen und Affektion des Gehirns gehandelt haben. Wir bedauern seine Tat, stellen aber das Urteil dem barmherzigen Gott anheim, der allein recht richtet und recht richten kann. Sein Tod soll uns allen ein momento mori sein und uns die Bitte auf die Lippen treiben: "Führe uns nicht in Versuchung!"
Und seine Klage über Untreue soll uns zu ernster Prüfung treiben.
Quelle: Schulchronik der Volksschule Neuenhaus