15.8.1911 - 11.8.2000
Mehr als die Hälfte seines Lebens, ganze neunundvierzig Jahre, hat der gebürtige Leipziger Carl-Heinz Schrödter in der Grafschaft Bentheim verbracht, 49 Jahre, in denen das Land an der Vechte ihm zur zweiten Heimat wurde. In Ratzel (siehe: Uelsen/G11) lernte er die Grafschafter Heidelandschaft kennen und lieben, gleich hinter den Itterbecker Hügeln fand er das Moor - beides Landschaften, in denen er bleibende Eindrücke gewann, aus denen eine große Vertrautheit mit der typischen Flora und Fauna des Landes entstand.
Schon während des Studiums wurde Carl-Heinz Schrödter von den Naturwissenschaften gefesselt, und auch in der Praxis des Lehrerberufs, als Realschullehrer und als Rektor der Freiherr-vom-Stein-Realschule in Nordhorn (siehe: Nordhorn/B31) wußte er seine Begeisterung für die Natur und seine Entdeckerfreude an ihren mannigfachen Lebensformen an junge Menschen weiterzugeben. Carl-Heinz Schrödter war ein Mensch mit einer durch und durch positiven Einstellung zum Leben, ein Mensch, der sich von Herzen freuen konnte, ein Mensch, der auch anderen diese Freude zu vermitteln wusste.
1954 schon stieß Carl-Heinz Schrödter zum Heimatverein der Grafschaft Bentheim, 1979 wurde er in dessen Vorstand berufen. In zahlreichen Aufsätzen im Bentheimer Jahrbuch hat er sich für die Belange der Natur eingesetzt, hat er für den Naturschutz geworben. Immer wieder berichtete er von seinen Erfahrungen mit unterschiedlichen Methoden im Bemühen um eine optimale Erhaltung unserer Heideflächen, vom Heidebrennen, vom Mähen, vom mechanischen Abtragen der Humusschicht, von der Beweidung durch Schafe. "Der Mensch lernt von der Natur", so schrieb er einmal; die Verknüpfung vieler Beobachtungen führte zum Verstehen komplexer Vorgänge und Abläufe, sie hatte aber auch eine logische Konsequenz: "der Mensch gestaltet die Natur." Aber auch das relativierte er. Wenn er einen seiner Aufsätze unter das Motto stellte, "nicht jede Veränderung ist eine Verbesserung", so wird darin sein Bestreben deutlich, nur maßvoll und mit Planung in die Natur einzugreifen.
Es entsprach seinem Verständnis von einer auf Beobachtung und genauer Messung in Langzeitversuchen beruhenden Erfassung naturwissenschaftlicher Prozesse, wenn er über viele Jahre, mehr als anderthalb Jahrzehnte, im Naturschutzgebiet Gildehauser Venn Messungen des Wasserstandes vornahm und sie in Beziehung setzte zu den Niederschlagsmengen, wenn er die Leitfähigkeit und den Säuregrad des Oberflächenwassers bestimmte und zu ergründen suchte, wie diese Parameter das Wachstum einzelner Pflanzen und das Vermehrungsverhalten bestimmter Tierarten beeinflussten. Seine Messwerte hat er präzise dokumentiert und veröffentlicht, seine Empfehlungen für Pflegemaßnahmen waren immer reiflich überlegt und überzeugend begründet. Dass er für seine langwierigen Messungen in der Natur auch viele jüngere Mitarbeiter gewinnen konnte, spricht für sein pädagogisches Geschick, ist aber auch Ausdruck seiner gewinnenden Art.
Aus der Fülle seiner publizierten Aufsätze sei hier nur an jene erinnert, die sich mit Tagfaltern, mit Amphibien und Reptilien befassten, mit Torfmoosen, für die er einen Leitfaden zur genauen Bestimmung entwarf, mit Naturschutzgebieten und Naturdenkmalen wie Vechtealtarm Kalle, Söben Pölle Getelo, Tongrube Lemke. Nicht zuletzt zu erwähnen ist sein Buch "Amphibien und Reptilien der Grafschaft Bentheim - Kinderstuben für Tiere", eine gediegene und mit der Akribie des Naturwissenschaftlers verfasste und zugleich gut lesbare Arbeit.
Viele Jahre hat Carl-Heinz Schrödter die vereinseigenen dem praktischen Naturschutz in der Grafschaft gewidmeten Flächen des Heimatvereins betreut und sie mit großer Umsicht zu pflegen gewusst. Mit Nachdruck trat er dafür ein, dass Besucher nicht aus den Naturschutzgebieten ausgesperrt blieben, sondern sie auf eigens ausgewiesenen Trampelpfaden begehen konnten, "denn auch der Mensch, hier der Besucher, ist ein Stück Natur." In seiner verbindlichen Art wusste er Wege zu bahnen für eine ersprießliche Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzverbänden, insbesondere auch mit der Jägerschaft, die ihm eine Selbstverständlichkeit im Dienst der guten Sache war.
In Anerkennung seiner großen Verdienste ernannte ihn der Vorstand des Heimatvereins 1997 zu seinem Ehrenmitglied. Carl-Heinz Schrödter war uns Vorbild im Umgang mit der Natur, er hat uns aus der Fülle seiner Erfahrungen ein reiches schriftliches Lebenswerk hinterlassen, das seinen Namen unvergessen macht.
Heinrich Voort
Quelle: Bentheimer Jahrbuch 2001, Das Bentheimer Land - Band 151, Seiten 5 - 6