Die Reformation in der Grafschaft Bentheim durch den Grafen Arnold in den Jahren 1544 (lutherisch) und 1588 (reformiert) stellte die wenigen katholisch gebliebenen Bürger vor große Probleme. Man hatte keine Kirche und keine Schule mehr, in denen nach dem katholischen Glauben gelehrt wurde. Erst die sogenannte Gegenreformation, der Übergang des Grafen Ernst-Wilhelm zur katholischen Kirche verbesserte diese Situation wieder. 1669 wurde der katholische Gottesdienst zuerst in der Klosterkirche, ab 1701 in der Kapelle der Burg Altena wieder aufgenommen. Vermutlich wurden hier auch die katholischen Kinder vom Pfarrer unterrichtet
1712 - Im äußeren Burghof der Burg Altena errichten die Gebrüder Nünning eine katholische Schule. In dieser Schule unterrichtet der jeweilige Pfarrer allein bis zum Jahre 1830. Von dieser Schulgründung kündet ein Gedenkstein, der sich damals unter dem Torbogen der Burg Altena befand und seit 1952 auf Initiative des Hauptlehrers Salomon in der jetzigen kath. Schule auf dem Süsteresch untergebracht wurde.
Der Stein trägt die Inschrift:
DEO TER OPTIMO
BINI FRATRES NVNNING
CANONICI ERIGEBANT
("Dem dreieinigen, besten Gott von den Brüdern Nünning, Kanoniker, erbaut")
Im Gebäude rechts vorne war die Katholische Schule untergebracht. Das Gebäude wurde 1890 abgebrochen. Im Hintergrund die Burg Altena, deren verfallene Reste im Zuge des Baus der Graf-Egbert-Straße abgerissen wurden. - Beide Bilder wurden von Rainer Harmsen, Schüttorf, zur Verfügung gestellt
1830 - Die Schule wird um einen Klassenraum erweitert. Gleichzeitig wird in der Burg eine Lehrerwohnung untergebracht. Es wird der erste Lehrer eingestellt, der den Pfarrer unterstützt. Am Unterricht nehmen 40 bis 50 Kinder teil.
1859 - Nach einer Vereinbarung der Königlichen Hannoverschen Regierung und dem Fürsten zu Bentheim von 1859 steht die Burg der kath. Gemeinde nur noch bis 1870 zur Verfügung und muss dann geräumt werden.
1868 - Auf dem Gelände des Beverenschen Hofes werden in der Rathausstraße eine kath. Kirche, wo sie noch heute steht, eine Schule und eine Dienstwohnung für einen unverheirateten Lehrer gebaut. Am 25. November 1868, 8 Tage nach Einweihung der Kirche, wird die Schule vom Bischof von Osnabrück, Johannes Heinrich Beckmann, geweiht.
1890 - Bedingt durch die industrielle Entwicklung der Stadt steigt die Zahl der kath. Einwohner immer stärker an. Sie verdoppelt sich von 1880 bis 1890 fast von 322 auf 588. Aufgrund der hierdurch steigenden Schülerzahlen reicht der Schulraum an der Kirche nicht mehr aus.
1902 - Die katholische Gemeinde kauft am 21. Juli 1900 ein 3908 qm großes Grundstück vom Geistlichen Rentamt auf dem Süsteresch zum Preis von 7816 Mark und errichtet dort bis zum Jahre 1902 eine zweiklassige kath. Volksschule. Die bisherige Schule wird in ein kath. Gemeindehaus umgewandelt.
"Das Foto zeigt auf der rechten Seite das ursprüngliche Schulgebäude von 1902. Im Gegensatz zu den vielen Schüttorfer Fabrikantenvillen, die auch um die Jahrhundertwende errichtet wurden, hat man hier sehr schlicht und solide gebaut. Das Erdgeschoß mit den vier Fenstern zur Süsterstraße ist heute noch vorhanden. Links ist das Lehrerwohnhaus von 1929 zu sehen." (Zitat Rainer Harmsen) Nach Aussagen im Tagebuch des Lehrers Franz Hölscher, der 1904 die Leitung der Schule übernimmt, wurde das Lehrerwohnhaus bereits 1906 gebaut und bezogen (Hinweis der Enkelin, Frau Marianne Rinsche). - Bild: Rainer Harmsen
1904 - Die Leitung der Schule übernimmt der Lehrer Franz Hölscher. Sein Jahreseinkommen beträgt 1860 Mark (einschl. 400 Mark Mietentschädigung und 100 Mark für den Kirchendienst als Organist und Küster).Er macht sich auch um die Gemeindearbeit verdient und ist als Ortsvorsitzender der Zentrumspartei lange Jahre im Rat der Stadt vertreten. 1905 wird er in den Vorstand des Lehrervereins des Kreises Bentheim gewählt.
1908 - Mit Inkrafttreten des Schulunterhaltungsgesetzes geht die kath. Schule am 1.4.1908 in den Schulverband der Stadt Schüttorf über.
1919 - Lehrer Franz Hölscher wird zum Vorsitzenden des Kreislehrervereins gewählt.
1929 - Nach dem Tode von Schulrat Egerts wird Lehrer Franz Hölscher als Nachfolger vorgeschlagen, was dieser jedoch ablehnt.
1932 - Die Schule wird um einen dritten Klassenraum erweitert. Die Schülerzahlen sind von 93 im Jahre 1929 auf 130 im Jahre 1930 angestiegen.
1936 - Die Amtszeit des Schulleiters Franz Hölscher endet nach 32 Jahren am 9. Oktober 1936. Im Rahmen seiner Verabschiedung aus dem Schuldienst erhält er am 7. Oktober den päpstlichen Orden "Bene merenti" in Gold. Er stirbt am 16.1.1943. Sein Nachfolger wird der Lehrer Lyga bis zum 9.1.1937, danach der Lehrer Brunotte. Die Gemeinschaftsschule ist im Gespräch. Die Schule wird von 68 Jungen und 59 Mädchen besucht.
1938 - Am 14.3.1938 spricht der städtische Verwaltungsbericht von "den Jubeltagen des nationalsozialistischen Sieges in Österreich". In diesen Tagen werden die Ev. und die Kath. Volksschule zu einer Gemeinschaftsschule zusammengelegt. Der Unterricht findet in den Räumen der Ev. Volksschule statt. Die kath. Lehrkräfte werden von der Gemeinschaftsschule übernommen. Die Räume der kath. Schule werden für Parteizwecke genutzt.
1946 - Die Eltern sprechen sich im März 1946 einstimmig für die Wiedereinrichtung der katholischen Bekenntnisschule Schüttorf aus. Diese erfolgt am 9.9.1946. Die Leitung der Schule wird der Lehrerin Wilhelmine Erken übertragen. Die Schule besuchen 224 Schüler, die von 3 Lehrkräften unterrichtet werden.
1947 - Die Schülerzahl ist auf 254 angestiegen. Im April 1947 erkrankt Frau Erken schwer. Sie stirbt am 6. 12. 1947. Im November wird die 4. Lehrerstelle eingerichtet; die 5. Lehrerstelle wird von der Regierung genehmigt. Es wird beklagt, dass die Schüler noch keine Schulbücher haben.
1948 - Ab 15.2.1948 wird die Schulspeisung eingerichtet, die aus jeweils 1/4 Liter Essen pro Schüler besteht und in Milchkannen zur Schule gebracht wird. Es ist nicht überliefert, woher sie kommt.
Am 1.4.1948 wird der Lehrer Josef Salmon, ein Schwiegersohn des Lehrers Franz Hölscher, der seit dem 16.1.1946 an der Schule tätig ist, als kommissarischer Schuleiter eingesetzt.
Ab April bricht eine Typhus- und Paratyphusepidemie in der Obergrafschaft aus. Bis zum Jahre 1948 ist die Zahl der Katholiken in Schüttorf - bedingt durch die Flüchtlingsströme nach dem 2. Weltkrieg - auf 1.468 angestiegen. Die Schulräume reichen nicht mehr aus, so dass der Unterricht für die 1. und 2. Klasse in der Kirchschule stattfinden muss.
1949 - Die Schülerzahl ist auf 269 angestiegen, die von 4 Lehrkräften unterrichtet werden. Lehrer Salmon wird zum Hauptlehrer befördert. Im September beginnen die Bauarbeiten für die Erweiterung des Schulgebäudes um 2 Klassenräume und den Bau neuer Toilettenanlagen. Während der Bauarbeiten findet der Unterricht am Nachmittag in der Kirchschule statt. Die Einweihung des erweiterten und renovierten Schulgebäudes erfolgt am 24. August 1950.
Bild: Archiv Heinz Ragnitz
1951 - Die Schülerzahl ist auf 238 abgesunken. Es sind jetzt jedoch 5 Lehrkräfte an der Schule tätig, obwohl die Schülerzahl bis 1955 auf 168 absinkt. Lehrer von der Haar erkrankt im September 1951 und tritt seinen Dienst erst wieder 1953 an. Die Vertretung übernimmt eine Lehrerin, mit der ein Privatdienstvertrag abgeschlossen wird.
1956 - An der Schule sind bis 1962 nur noch 4 Lehrkräfte tätig, während die Schülerzahl in dieser Zeit von 165 bis auf 226 ansteigt.
1959 - Der Schulhof wird vergrößert, befestigt und mit Anlagen versehen.
1960 - Durch Hochwasser fällt der Unterricht im Dezember 1960 an zwei Tagen aus.
1961 - Im September 1961 erfolgen die Wahlen zum Lehrerpersonalrat.
1962 - Im Schuljahr 1962/63 besuchen 226 Schüler in 8 Klassen die Schule. An der Schule sind 6 Lehrkräfte tätig. Sie besitzt 5 Klassenräume. Im 9. Schuljahr, das erstmalig eingerichtet ist, ist eine Klasse mit 16 Schülern gebildet worden. Eine Klasse muss zwischenzeitlich im Jugendheim unterrichtet werden.
1964 - In den Jahren 1963 und 1964 wird ein Erweiterungsbau mit 3 Klassenräumen erstellt, der 316 000 DM kostet und am 7.9.1964 seiner Bestimmung übergeben wird (GN, 11/1964).
1969 - Am 1. August 1969 werden die Klassen 5 - 8 der "Öffentlichen Volksschule" an der Hermann-Schlikker-Straße zugeordnet (GN, 21.5.1969), die ab 1974 den Namen Hauptschule Schüttorf erhält (siehe: F12).
1973 - Herr Josef Salmon wird nach 25 Jahren als Schulleiter in den Ruhestand versetzt. Sein Amt übernimmt Herr Sigl.
1977 - Herr Sigl scheidet als Schulleiter aus. Die Stelle wird mit Frau Gertrud Kelling-Söger neu besetzt.
2001 - Mit einem Schulfest feiert die Kath. Grundschule Schüttorf das 100-jährige Bestehen des Altbaus der Schule. Sie weiht damit auch gleichzeitig die Pausenhofüberdachung ein, die die beiden Gebäudeteile der Schule miteinander verbindet. Die Schüler bieten ein Programm, das in Umfang, Vielfalt und Anspruch Beachtung verdient. In ihrer Festrede verdeutlicht die Schulleiterin drei inhaltliche Schwerpunkte, die das heutige Profil der Schule prägen:
- die Einbindung in kirchliche Tradition und christliche Erziehungsarbeit,
- die musisch-kulturelle Arbeit sowie
- die Öffnung der Schule hin zur Sprachenvielfalt (Englisch, Niederländisch, Französisch), zur Computertechnologie und in die Zukunft (GWa.S., 30.9.2001).
2006 - Die Schule erhält für 15 000 € einen Büroraum (GN, 3.3.2006)
2008 – Im Frühjahr 2008 wird auf dem Dach der Katholischen Grundschule eine Photovoltaikanlage installiert. Der durch die Anlage produzierte Strom wird ins Netz eingespeist. Die Mittel für die Vermietung der Dachfläche fließen in den Schuletat. (GN, 15.4.2008)
Die Fußballmannschaft der Katholischen Grundschule wird Pokalsieger beim Obergrafschafter Turnier der Grundschulen um den „Ratsherr-Alsmeier-Pokal“. Das Team setzt sich in einem Feld von zwölf Mannschaften aus acht Grundschulen der Obergrafschaft durch. (GN, 14.5.2008)
Die Stadtwerke Schüttorf spenden der Schule zehn aussortierte Computer und Flachbildschirme und verbessern damit die Computerausstattung der Kath. Grundschule. In jedem Klassenraum stehen den Schülern im Unterricht nun mehrere Computer zur Verfügung. (GN, 29.8.2008)
Die Schülerinnen und Schüler der zwei dritten und zwei vierten Klassen beschäftigen sich in einem dreitägigen Milchprojekt mit der Herkunft von Milch und Milchprodukten. Durch Erkundungen von Bauerhöfen und den Einsatz externer Referenten werden von den Schülern Aspekte der Milcherzeugung und Milchverarbeitung sowie die Herstellung von Milcherzeugnissen und –speisen erarbeitet. (GN, 25.10.2008)
2009 – Im Rahmen der Sanierung der Schüttorfer Schulen werden in der Katholischen Grundschule alle Fenster erneuert, außerdem wird eine Dämmung der Außenwände sowie ein neuer Anstrich der Innen- und Außenflächen vorgenommen. (GN, 4.8.2009; 18.9.2009)
Quellen:
Josef Salmon, Auszüge aus der Schulchronik, 1962
Hermann Thiesmeyer, Gerhard Schrader, Aus der Geschichte der Schüttorfer Schulen. In: 700 Jahre Stadtrechte Schüttorf 1295 - 1995, Das Bentheimer Land, Band 134, Seite 269
Rainer Harmsen, Schüttorf
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben