Um 1800 - Das genaue Gründungsjahr der Schule ist unbekannt. In der Schulchronik, die Lehrer Ackerstaff 1875 beginnt, heißt es: "Zu Anfang dieses (19.) Jahrhunderts wurde auf dem Lande nur in den Wintermonaten unterrichtet. Beim Herannahen des Winters wurde in einer Bauernversammlung zur Sprache gebracht, daß ein Lehrer zu wählen sei." Lehrer Ackerstaff nennt die Namen der Lehrer, die nach seinen Erkundigungen in früheren Zeiten in Hardingen tätig waren: 1. G. Siemelink, 2. Veddeler aus Uelsen, 3. Geert Hengelo aus Lage, 4. G. Vrielink aus Itterbeck, 5. Niemeyer, 6. B. Gortmann aus Hardingen, 7. I. A. Hannink aus Halle, 8. G. Ackerstaff aus Veldhausen. Die ersten fünf Lehrer haben meistens nur für eine Winterzeit Schule gehalten.
1826 - Der Lehrer B. Gortmann aus Hardingen tritt seinen Dienst an der Volksschule Hardingen an. Nach Aussagen vieler Bewohner stirbt er nach dreißig Jahren 1856.
1830 - Das Baujahr der ersten Schule in Hardingen ist unbekannt. Um die Jahre 1830 bis 1836 wird die alte Schule mit einem Gebinde vergrößert und besteht in der letzten Zeit aus 4 - 5 Gebinden.
1856/1857 - Die alte Schule wird 1856 abgerissen und für 50 Reichsthaler zum Bau einer Scheune verkauft. Der Neubau der Schule wird dem Architekten Zwitzers in Neuenhaus übertragen und kostet 1139 Reichsthaler, 9 Gulden und 4 Stüber. Das Schulgebäude ist etwa 6 m lang und 9 m breit und ist mit schwarzen Dachziegeln gedeckt. In der Mitte auf dem Schulgebäude befindet sich ein Turm, in welchem eine Glocke hängt, die mittags um 12 Uhr geläutet wird. Mit der neuen Schule stellt sich auch das Bedürfnis nach einer neuen Lehrerwohnung heraus. Der bisherige Lehrer Gortmann hatte eine eigene Wohnung. Nach längeren Verhandlungen kauft man vom Oberkirchenrat Sluiter aus Lage eine Kötterei, die sogenannte Döpperei, mit mehreren Grundstücken zum Preis von 2600 Gulden. 1857 wird der Lehrer Hannink eingestellt und die neue Schule bezogen.
1964 - Lehrer Hannink "diente in anerkennungswertem Fleiße" und geht 1864 nach Schapen. Nachfolger wird der Lehrer G. Ackerstaff, der am 5. September 1864 in sein Amt eingeführt wird. Er erhält für 5 Jahre den Reihetisch und eine Wiese, die aus Markengrund kultiviert wird. Einschließlich Wohnung mit Garten und Wiese beträgt sein Gehalt 136 Reichsthaler jährlich, von denen die Regierung 20 Reichsthaler dazubezahlt.
G. Ackerstaff stammt aus Veldhausen und besuchte die Vorbildungsanstalt in Neuenhaus. Er war vorher in Uelsen als Aushilfslehrer und in Wielen tätig und legte am 8. August 1864 seine 2. Prüfung in Nordhorn ab.
1875/1876 - Lehrer Ackerstaff wird nach Emlichheim versetzt, wo er 1890 im Alter von 47 Jahren stirbt. Sein Nachfolger in Hardingen wird am 1. Februar 1876 B. Dalenbrock.
1879 - Am 21. April 1879 wird H. Bode aus Uelsen Lehrer in Hardingen. Er ist der erste Lehrer mit einer Seminarausbildung. Nach dem Besuch der "höheren Schule in Neuenhaus" durchlief er eine zweijährige Präparandenzeit und anschließend eine dreijährige Seminarausbildung in Aurich. Aus den Aufzeichnungen, die Lehrer Bode hinterlassen hat, geht hervor, dass während seiner Amtsperiode in Hardingen ein "Allgemeines Unterrichtsgesetz" erlassen und die Schulorganisation neu geregelt wurde. Nach wie vor ist es für die Lehrkräfte jedoch schwer, die Kinder an dem regelmäßigen Unterricht zu beteiligen. Oftmals bleiben sie daheim, um Schafe oder Kühe zu hüten oder andere Arbeiten auf den Höfen zu verrichten. Der Unterricht findet am Vormittag von 9 bis 11 Uhr und am Nachmittag von 1/2 2 bis 1/2 4 Uhr statt. Insgesamt sollen in der Woche 18 Stunden unterrichtet werden. Lehrer Bode schreibt, dass dieses Ziel kaum erreichbar sei und die Schüler demzufolge auch keine guten Leistungen bringen. Die Eltern müssen in jener Zeit ein Schulgeld zahlen, das im Jahr 1 Taler und 18 Groschen beträgt. Der Lehrer erhält ein Jahresgehalt von 600 Mark.
Aufschlussreich sind Aufzeichnungen des Lehrers Bode über Reparaturarbeiten an der Schule. Für sie werden in drei Jahren 272 Mark ausgegeben, an Zinsen für den Schulbau sind 120 Mark und für die Tilgung des Baubetrages 150 Mark aufzubringen. Für die Anpflanzung von Bäumen setzt Bode 8 Mark, für eine neue Wandtafel 20 Mark und für Brennmaterial 63 Mark ein. Die Reinigung kostet 5 Mark. Aus dem Schulvermögen (Grundstücke) kassiert die Gemeinde jährlich 60 Mark.
1881 - Es müssen einige Schulbänke erneuert werden, weil die alten Bänke viel zu hoch sind und keine Rückenlehne haben. Auf dem Schulhof werden Eichen gefällt und in der Neuenhauser Sägemühle zu Brettern zersägt. Zimmermann Kemper verarbeitet das Holz zu neuen Schulbänken.
1886 - Lehrer Bode zieht nach Biene bei Lingen. Ostern 1886 wird der Lehrer Geert Holsmölle aus Halle feierlich als neuer Schulmeister von Lokal-Schulinspektor Pastor Schulte aus Uelsen in sein Amt eingeführt. Erstmals werden Rechenbücher, Sprachbücher und Vorschriften zum Schönschreiben eingeführt. Die Psalmen werden erstmals in deutscher Sprache auswendig gelernt und gesungen.
1887 - Lehrer Holsmölle klagt über "unerträglichen Rauchdampf in der Klasse", der sich regelmäßig bei Nordwind niederschlägt. Das Übel wird im Herbst 1887 "mit Hilfe einer langen Röhre oberhalb des Schuldaches einigermaßen beseitigt."
1894 - Im Frühjahr 1894 wird den Schulgemeinden empfohlen, das Lehrergeld von 750 auf 1000 Mark jährlich anzuheben. Hardingen kommt dieser Empfehlung nur bedingt nach: Vom 1. Oktober 1894 an wird das Lehrergeld um 75 Mark jährlich aufgebessert.
1897 - Am 1. April 1897 tritt dann ein neues Lehrerbesoldungsgesetz in Kraft. Das Grundgehalt beträgt 1000 Mark jährlich. Dazu kommen Zulagen. Lehrer Holsmölle tritt in den Ruhestand. Lehrer Lebbeler kommt nach Hardingen.
Am 22. Dezember 1897 findet erstmals eine Tannenbaumfeier (Weihnachtsfeier) statt. In der Chronik heißt es, dass eine große Zahl von Eltern teilgenommen habe. Mit dem Geld einer während der Feier durchgeführten Sammlung schafft die Schule Jugendbücher an und legt so den Grundstein für eine kleine Schulbücherei.
In der Schulchronik tauchen immer wieder Klagen über den schlechten baulichen Zustand der Schule und der Lehrerwohnung auf. In der Bevölkerung bestehe nur sehr wenig Interesse für Schule und Bildung.
1902/1919 - Lehrer Lebbeler wird am 1. April 1902 nach Melle versetzt. Ein halbes Jahr lang kann wegen Nichtbesetzung der Stelle nur Vertretungsunterricht aus Grasdorf und Gölenkamp am Nachmittag erteilt werden. Wegen der ungünstigen Schulverhältnisse, vor allem aber wegen der schlechten Wohnverhältnisse erfolgt in den weiteren Jahren ein häufiger Lehrerwechsel:
1. Oktober 1902: Lehrer Walter Naumann aus Osnabrück; 1903: Lehrer Schwarberg aus Achmer/Bramsche; 1. April 1906: Lehrer H. Böhme; 1. Oktober 1906: Lehrer Horstmann, am 1. April 1910 zum Militärdienst; danach Schulamtsbewerber Meine, Oktober 1913 zum Militärdienst; danach Lehrer Goosmann ab April 1914; danach Lehrer Bosmann vertretungsweise; April 1919: Lehrer Meyer, vorher Haftenkamp.
Die Reparatur des Turmes 1903 über der Schule bringt wenig Erfolg. Die Lehrerwohnung ist kaum noch bewohnbar. Der Neubau erfolgt jedoch erst 1907 durch Bauunternehmer Beckhuis aus Uelsen für 9500 Mark. 1914 erfolgen umfangreiche Reparaturarbeiten an der Schule. Die Glocke im Turm kann nicht mehr repariert werden. Sie soll beim Geburtstag des Kaisers am 27. Januar 1913 zu stark geläutet worden sein. Seitdem kann nicht mehr jeden Mittag um 12 Uhr geläutet werden. Kunde von Siegen im 1. Weltkrieg erhält man, wenn von den Türmen in Neuenhaus, Lage oder Uelsen geläutet wird. Ein Bauer fährt dann mit dem Rad dorthin, um sich zu erkundigen.
1922 - Die Kinderzahl ist über 60 gestiegen. Eine 2. Lehrerstelle lehnt die Gemeinde jedoch ab, weil sie nicht den Stellenbeitrag an die Regierung abführen kann. 1923 macht die zunehmende Inflation den Menschen Sorgen. Für deutsches Geld ist kaum noch etwas zu haben. Erfreulich ist, dass die Sammlung anlässlich des Weihnachtsfestes 28 niederländische Gulden gebracht hat.
1926 - Der baufällige Zustand der Schule zwingt die Gemeinde dazu, ein neues Schulhaus auf einem größeren Grundstück mit einem Unterrichtsraum zu bauen. Die Fertigstellung des Neubaus wird jedoch sehr hinausgezögert.
Am 11. Oktober 1926 wird Hardingen an das Stromnetz angeschlossen. Außer der neuen Schule und dem elektrischen Strom bekommt Hardingen noch 3 Telefonanschlüsse. Es fehlt jedoch noch eine feste Straße, die dann nach langen Verhandlungen erst 1935 fertiggestellt wird.
1929 - Nach zehn Jahren wird Lehrer Meyer am 1. April 1929 in den Kreis Melle versetzt. An seine Stelle tritt Lehrer Rakers.
1941 - Lehrer Rakers wird zum Wehrdienst eingezogen. An drei Tagen in der Woche wird Vertretungsunterricht von Gölenkamp aus erteilt.
1945 - Ab August 1945 übernimmt Fräulein Wernecke die Leitung der Schule. Durch den unzulänglichen Unterricht in den Kriegsjahren und den Monaten nach dem Kriege sind die Leistungen so mangelhaft, dass alle Kinder um ein Jahr zurückgesetzt werden müssen. Die Schulbücher sind eingezogen. Bei den ungenügenden Lehr- und Lernmaterialien wird der Unterricht für Lehrer und Schüler sehr erschwert.
1946 - Im September 1946 scheidet Lehrerin Wernecke aus dem Schuldienst aus. Für einige Monate unterrichtet Lehrer Boll, bis die Stelle am 1. Januar 1947 dem Lehrer Buschmann übertragen wird.
1954 - Da die Wasserqualität so schlecht ist, dass die Brunnenleitung geschlossen werden muss, wird ein neuer Brunnen für Dienstwohnung und Schule angelegt. Von der Lehrerwohnung wird eine Druckleitung zur Schule geführt.
1956 - Die Schule erhält einen Nachtspeicherofen. Außerdem wird ein Gruppenraum mit einer Falttür aus Glas gebaut, der für den Unterricht eine wesentliche Erleichterung bedeutet.
1958 - Lehrer Buschmann wird am 1. Oktober 1958 in den Landkreis Osnabrück versetzt. Sein Nachfolger wird der Lehrer Gerhard Koops.
1962 - Die Schüler besuchen das 9. Schuljahr in Uelsen. Der Gemeinderat beschließt den Neubau einer Lehrerdienstwohnung. Baubeginn ist jedoch erst 1963. Gleichzeitig wird die Toilettenanlage der Schule erneuert.
1966 - Das 7. und 8. Schuljahr werden nach Uelsen abgeschult. Mit der Einführung der Orientierungsstufe 1973 folgen das 5. und 6. Schuljahr. Die Schule wird eine reine Grundschule.
1975/1977 - Die Abschulung der Grundschüler nach Uelsen und die Auflösung der Schule wird von der Gemeinde, dann auch von der Samtgemeinde Uelsen abgelehnt. Auch Lehrer Koops will in Hardingen bleiben. Am 1. August 1977 wird die Schule auf Beschluss des Verwaltungsgerichtes aufgelöst (GN, 23.7.1977, über die gesamte Entwicklung liegen zahlreiche Zeitungsberichte seit 1975 vor). Damit endet die Geschichte der Volksschule Hardingen.
Seit Herbst 1980 ist die alte Schule in Hardingen ein Heim des Deutschen Amateur-Radio-Clubs. Die Schule hatte zuvor fast drei Jahre leer gestanden. Umfangreiche Renovierungsarbeiten mussten in Eigenarbeit vorgenommen werden. So wurden neue Toiletten angebaut (früher nur von außen zugänglich), der Dachboden wurde ausgebaut und die Decke im Hauptraum tiefer gehängt. Auch eine neue Heizung ist installiert worden. Zu Anfang war der Club Alleinmieter, seit Mitte der 80er Jahre wird das Gebäude jedoch mit der Gemeinde Halle geteilt, die das Gebäude gelegentlich als Dorfgemeinschafthaus nutzt.
Quellen:
Gerhard Koops, Auszüge aus der Schulchronik, 1962
Willy Friedrich, Kleine Schulen müssen sterben. In: Zwischen Burg und Bohrturm, Nr.9/1977
Heinrich Eberhardt, Schule, Land und Leute der Samtgemeinde Uelsen im Spiegel der Schulchroniken, 1985; Nr. 4.2.5 Hardingen, Seiten 240 -259
Artikel aus der örtlichen Presse, im Text angegeben