Grafschafter Schulgeschichte

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Ue-16

Entwicklung des Schulwesens in Uelsen

Volksschule Gölenkamp

Um 1800 - Die Schulgemeinde besteht zu Anfang des 19. Jahrhunderts nur aus der politischen Gemeinde Gölenkamp. Über die Entstehung der Schule lässt sich nichts Genaueres sagen. Es steht nur soviel fest, dass um 1800 in einem alten Gebäude unterrichtet wird. Um diese Zeit ist der Handwerker Arend Benneke aus Uelsen für die Wintermonate als Lehrer in Gölenkamp tätig. Zur Schulstelle gehören eine Dienstwohnung nebst Ländereien sowie die Berechtigung in der ungeteilten Feldmark. Hardinghausen bildet für sich eine eigene Schulgemeinde, da in dem dortigen Schullokal in den Wintermonaten von einem so genannten Schulhalter unterrichtet wird.

1823 - Im Jahre 1823 wird der Schmied G. Völlink Lehrer in Gölenkamp. Er wohnt in Uelsen und hat bei den Bauern in Gölenkamp einen Reihetisch. Das jährliche Einkommen beträgt 36 Gulden (60 Mark). Dieser Betrag wird durch Schulgeld, das 1 Stüber (8 Pfennig) in der Woche für jedes Schulkind beträgt, und Gemeindezulagen bestritten.

1836 - Der Lehrer Völlink heiratet und gibt seinen Schuldienst auf. Sein Nachfolger ist der Weber G.J. Bremmer aus Uelsen, der hier von 1836 bis 1863 unterrichtet.

1840 - Die Schulgemeinde kauft ein altes Bauernhaus, welches zu einer Lehrerwohnung eingerichtet wird. Sie kostet neben Garten und einem 3 Scheffelsaat großen Acker 1.600 Gulden, die die Schulgemeinde jährlich zu verzinsen hat.

1842 - An die Stelle der verfallenen Schule wird ein neues Schulhaus errichtet. Es ist 5 m lang und 4 m breit, wird aber später mehrfach erweitert, zuletzt im Jahre 1924. Der am Spöllberg 1840 gefundene Goldene Becher wird von der Königlichen Regierung in Besitz genommen. Hierfür erhält Gölenkamp 50 Gulden, die zum Neubau der Schule verwendet werden.

1853 - Den Gemeinden wird zur Pflicht gemacht, die Kinder das ganze Jahr hindurch von einem Lehrer unterrichten zu lassen, wie es schon 1824 in der Bekanntmachung zur Verbesserung des niederen Schulwesens in der Grafschaft festgelegt war. Da die Gemeinde Hardinghausen nicht in der Lage ist, das ganze Jahr einen Lehrer zu halten, wird 1853 das Amt Hardinghausen mit Gölenkamp zu einem Schulverband verbunden. Es wird geregelt, dass die Schulkinder im Sommer nach Gölenkamp gehen und im Winter die Winterschule besuchen, wofür jährlich 45 Mark aus Staatsmitteln bewilligt werden.

Hardinghausen bildete vor 1853 für sich eine eigene Schulgemeinde, da in der dortigen Schule in den Wintermonaten von einem sogenannten Schulhalter unterrichtet wurde. Es ist nicht bekannt, wann diese Schule gegründet wurde. Nach Willi Friedrich war sie wohl die älteste Volksschule der Grafschaft Bentheim, im Volksmund stolz "et Gymnasium" genannt.

Die Aufnahme zeigt die Schule in Hardinghausen, in der bis zum Jahre 1885 im Winter unterrichtet wird. Auf den ersten Blick kann man diese "Behausung" für einen Schafstall halten. Drei bis vier Bänke gab es dort, mit jeweils vier Plätzen. In dem engen "Klassenzimmer" standen außerdem ein Ofen und ein Pult für den Lehrer. Das Brennmaterial, Torf und Holz, lagerte auf dem Dachboden. Er war von der Klasse aus über eine primitive Leiter zu erreichen.

Das Lehrergehalt wird auf 90 Taler (270 Mark) jährlich festgesetzt. Das Schulgeld beträgt für jedes Kind aus Gölenkamp 2,50 Mark, aus Hardinghausen 1,50 Mark. Das Schulgebäude in Gölenkamp ist Eigentum der Gemeinde Gölenkamp. Bei Reparaturen über 500 Mark werden auch die Hardinghäuser herangezogen.   

1863/1874 - In den genannten Jahren wechseln die Lehrer, die von jetzt an seminaristisch ausgebildet sind, häufig. Lehrer Kwade aus Bathorn, der in der Vorbildungsanstalt in Neuenhaus ausgebildet wurde, bleibt vom Winter 1864 bis Frühjahr 1866. Es folgen Lehrer Steinbach aus Göttingen bis 1867, Lehrer Arends aus Altendorf, der 1870 stirbt, dann Derk Lübberink aus Lage, Lehrer Konink aus Halle, dann von 1871 - 1874 Bernhard Diek aus Uelsen und schließlich ab November 1874 Lehrer Friedrich Rotmann. Als 1873 das Gehalt der Schulstelle auf 180 Taler (540 Mark) nebst freier Wohnung erhöht wird und die Gemeinde dazu 20 Taler leisten muss, wird dem Lehrer Diek der Reihetisch verweigert.

1885 - Mit der Aufhebung des Königlichen Oberkirchenrats geht die Verwaltung der Schulen an die Königliche Regierung in Osnabrück über. Die Kinder aus Hardinghausen müssen jetzt das ganze Jahr über die Schule in Gölenkamp besuchen.

1899 - In den Sommerferien wird die Schule umgebaut. Es wird mit dem Neubau der Lehrerwohnung begonnen, die im März 1900 bezogen werden kann. Der Schulvorstand leistete hierzu 3000 Mark und Hand- und Spanndienste.

1910 - Lehrer Rotmann stirbt. Lehrer Benninger übernimmt die Schule vertretungsweise, bis Johann Rotmann, dem Sohn des verstorbenen Friedrich Rotmann, 1912 die Stelle übertragen wird.

1914/1919 - Lehrer Rotmann wird zum Kriegsdienst eingezogen und kehrt erst 1919 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück. In dieser Zeit erfolgen mehrere Vertretungen. Die Schülerzahl steigt auf 56 Kinder. Da an eine Vergrößerung der Schule nicht zu denken ist, werden 2 neue Bänke angeschafft, die in dem kleinen Raum noch zusätzlich aufgestellt werden.

1923 - Es erfolgt ein Anbau an der Schule und der Neubau der Toilettenanlagen. Die Gemeinde Hardinghausen wird verpflichtet, sich an den Kosten der Baumaßnahmen zu beteiligen. Wegen der ständigen Geldentwertungen durch die Inflation kommt es zu Verzögerungen bei der Bauausführung.

1926 - Johann Rotmann wird nach Neuenhaus versetzt. An seine Stelle tritt sein Bruder Jan Rotmann. Schule und Lehrerhaus werden an das Elektrizitätsnetz angeschlossen.

1933 - Anlässlich der Reichstageröffnung am 21.3. 1933 finden in allen Schulen Schulfeiern statt, in denen - wie es heißt - "auf die Bedeutung des Tages des erwachenden Deutschlands in angemessener Weise" hingewiesen wird. Die Schulgebäude werden mit Schwarz-Weiß-Rot und Hakenkreuzflaggen beflaggt (Rundschreiben des Schulrates vom 19.3.1933). Der 1. Mai - der Tag der nationalen Arbeit - wird in allen Städten und Dörfern feierlich begangen. Der Heimatverein schenkt dem Lehrer Rotmann für die Schule als Anerkennung für die eifrige Sammlung von Altertumsfunden in der Bauerschaft eine Nachbildung der goldenen Schale, genannt "dat gaulne Pöttken van Gölenkamp".

1937 - Durch das sehr starke Auftreten der Maul- und Klauenseuche kommt der Unterricht fast zum Erliegen, denn Kinder aus verseuchten Höfen dürfen nicht zur Schule kommen.

1938 - Die Schule Gölenkamp erhält von der Reichsbildstelle Berlin ihr erstes Filmgerät. Es werden neue Schulbänke angeschafft. Nach dem Reichsschulpflichtgesetz von 1938 wird die männliche Jugend bis zum 18. Lebensjahr in der Ländlichen Berufsschule erfasst. Gölenkamp und Hilten werden in Hilten zusammengefasst.

1939/1945 - Der Ausbruch des Weltkrieges bedeutet Vertretungsunterricht von anderen Schulen, weil Herr Rotmann zum Kriegsdienst eingezogen ist. Als er als alter Weltkriegsteilnehmer Ende 1940 entlassen wird, muss er an anderen Schulen mit vertreten. Weiterer Unterrichtsausfall wird verursacht durch die von den Behörden angeordneten Sammlungen - 5.000 kg Altstoffe, 305 kg Heil- und Teekräuter -, den Kartoffelkäferabwehrdienst und die Seidenraupenzucht. Durch die zunehmenden Einflüge der alliierten Flugzeuge werden Luftschutzmaßnahmen erforderlich.

Beim Einmarsch der alliierten Truppen im April 1945 werden die Schulen geschlossen. Die Wiedereröffnung erfolgt im August (Grundschulen) bzw. Oktober 1945 (Oberstufen). Durch Evakuierte und Flüchtlinge hat sich die Schülerzahl auf 86 Kinder erhöht. An Büchern sind nur Bibeln und Gesangbücher zugelassen. Fibeln und Rechenbücher werden von den Kindern der Oberstufe zusammengestellt. Tafeln können nur notdürftig beschafft werden. Eine Normalisierung tritt erst langsam ein.

1950/1954 - Im Jahre 1950 besuchen 78 Kinder die Schule. Deshalb beschließt der Gemeinderat die Neueinrichtung einer 2. Lehrerstelle. Außerdem wird der Neubau einer zweiklassigen Schule geplant. Die Regierung genehmigt jedoch nur eine einklassige Schule, weil die alte Schule noch als verwendungsfähig angesehen wird. Nach Baubeginn 1952 kann die Schule am 8. Januar 1954 bezogen werden.

1956 - Aufgrund der sinkenden Schülerzahlen wird die 2. Lehrerstelle am 1.4.1956 nicht wieder besetzt. Die Schule wird wieder einklassig. Die alte Schule von 1842 steht jetzt leer. Das so genannte "Gymnasium" in Hardinghausen wird abgebrochen, da es baufällig geworden ist.

1961 - Lehrer Rotmann tritt am 1.April 1961 nach 35-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand. (Siehe Biographie) Nachfolger wird Friedrich Kleine Balderhaar.

1962 - Die Schüler besuchen ab 1962 das 9. Schuljahr in Uelsen. Es wird eine neue Dienstwohnung gebaut, in die Familie Balderhaar einzieht.

1966 - Schulrat Thielke gibt in einer Elternversammlung einen Überblick über die Entwicklung der Mittelpunktschulen, für die sich auch die Landvolkvertreter einsetzen, damit Landkinder die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten wie Stadtkinder bekommen. 32 Eltern stimmen für die Abschulung des 5. - 8. Schuljahres nach Uelsen, 18 enthalten sich der Stimme. In der nachfolgenden Gemeindeversammlung wird ebenso entschieden. Zum Schuljahrsbeginn 1966/67 erfolgt dann die Abschulung nach Uelsen. Gölenkamp wird reine Grundschule.

1974/1975 - Das die Schülerzahl absinkt und die Gefahr der Auflösung der Schule besteht, lässt sich Lehrer Balderhaar an die Grundschule Neuenhaus versetzen. Nach Vertretungen aus Uelsen wird die Schule am 1.8.1975 aufgelöst. Die Schüler werden nach Uelsen umgeschult. Damit endet die Geschichte der Volksschule Gölenkamp.    

Quellen:
    Friedrich Kleine Balderhaar; Auszüge aus der Schulchronik, 1962
    Heinrich Eberhardt, Schule, Land und Leute der Samtgemeinde Uelsen im Spiegel der Schulchroniken, 1985; Nr. 4.2.6 Gölenkamp, Seiten 262 -293
    Willy Friedrich, Vom "Schölken" zum Schulzentrum. Ein Kapitel Niedergrafschafter Schulgeschichte. Jahrbuch 1973, Seite 30.

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