von Ulrich Körner
Bekanntlich war mein Ururopa Jan Hindrik Körner lange Zeit Lehrer in Uelsen und hat sich dort einen offensichtlich über Generationen erhaltenen Namen gemacht. Sogar eine Straße ist nach ihm benannt. Gebürtig kam er aus Gölenkamp. Nach Ausbildung an der seinerzeit bekannten Fokkeschen Lehrerbildungsanstalt in Neuenhaus übernahm er am 16.6.1879 die erste Lehrerstelle in Uelsen. Gleichzeitig wurde er Organist an der reformierten Kirche. Später bürgerte sich dann wohl der Name "Meester Körner" ein, der wohl auch heute teilweise noch geläufig ist. Am 16.6.1904 konnte er dann sein 25 jähriges Dienstjubiläum feiern. Hierzu möchte ich gern aus Heinrich Eberhardts "Schulchronik der Samtgemeinde Uelsen" zitieren, der auf Seite 45 einen Ausschnitt aus der Neuenhäuser Zeitung zum seinerzeitigen Jubelfest wiedergibt.
"Der Gesangverein brachte seinem Lehrer in der frühen Morgenstunde ein Ständchen. Am Nachmittag versammelten sich die Schulkinder vor der festlich geschmückten Schule, um unter Vortritt der vier Spielleute vom Kriegerverein einen Durchzug durch die Ortsstraße zu machen. Die große Beteiligung aus der Schulgemeinde und die zahlreichen Glückwünsche, die Lehrer Körner schriftlich und mündlich zuteil wurden, zeugten von der allgemeinen Beliebtheit des Lehrers."
Soweit die Neuenhäuser Zeitung anno 1904. Nicht erwähnt wurde indessen, dass die Schulgemeinde meinem Ururgroßvater zu dem Jubiläum ein ganz besonderes Präsent machte, nämlich eine goldene Uhr, die auf dem Innendeckel folgende Widmung trägt. "Gewidmet von der Schulgemeinde Uelsen - Bauerhausen 1879 16 Juni 1904".
Die Uhr ist, wie aus alten Bildern ersichtlich, noch erhalten geblieben und heute in meinem Besitz. Sie wurde innerhalb der Familie immer an den ältesten Sohn weitergegeben. Jan Hindrik Körner vermachte sie zunächst meinem Urgroßvater Friedrich Körner, Lehrer und Konrektor an der Schüttorfer Mittel- bzw. heute Realschule. Dessen ältester Sohn Hans, mein Opa, war Zahnarzt in Schüttorf, verstarb jedoch während des Zweiten Weltkrieges an einer in Russland erlittenen Krankheit. So vermachte Friedrich Körner die Uhr nach seinem Tod seinem Enkel und meinem Vater Rainer Körner. Dieser übergab sie mir dann als besonderes Geschenk zum bestandenen 1. juristischen Staatsexamen. Leider läuft sie nicht mehr, aber ich weiß, dass sie früher immer getragen wurde. Könnte die Uhr erzählen, so manche Geschichte aus "Uelsen und Umgebung" würde sicherlich wieder lebendig. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, wie Jan Hindrik Körner die Uhr vor gut hundert Jahren zu Beginn einer jeden Schulstunde, ähnlich wie Heinz Rühmann in der "Feuerzangenbowle", auf sein Pult legte und damit die Schulstunde einläutete.
Wie viele ehemalige Uelsener Pennäler mögen die Uhr wohl sehnsuchtsvoll angestarrt haben und dabei gebannt auf das Ende des Unterrichts gewartet haben? Sicherlich wurde auch so manche "Nachsitzstunde" einst mit einem Blick auf diese Uhr beendet oder gar verlängert.
Ulrich Körner, Schüttorf, Februar 2001