Zur Entwicklung der Gemeinde Schwartenpohl
Die Gemeinde Schwartenpohl ("die Anhöhe beim schwarten Pohl") wurde 1764, ein Jahr nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges, auf dem Gebiet der "Gemeinheit" Dalum gegründet. Das Gelände war damals gemeinsames Eigentum der markenberechtigten Bauern aus Dalum. In dem Buch von K. Greshake aus Schwartenpohl: Geschichte einer Moor-Randsiedlung" (Verlag R. van Acken, Lingen) wird auf die Gründung des Ortes eingegangen. Hierüber schreibt Volker Geiling in der Lingener Tagespost am 8. Juli 1965 zum 200-jährigen Bestehen der Gemeinde unter anderem: Ein wahrhaft weitblickendes Programm entwickelte der Freiherr von Fürstenberg.
Nach Neufestsetzung mit den Niederlanden plante der Fürstbischof von Münster als Landesherr (Clemens Honnigfort spricht hier in seinem Buch "Wietmarschen" von der Hannoverschen Regierung - Seite 351.), die großen Heide- und Moorflächen urbar zu machen und Siedler in der Nähe der neuvermessenen Grenze als "Grenzhalter" einzusetzen. Der Plan sah die Anlegung von Kolonien am Rand des Bourtanger Hochmoores westlich der linksemsischen Orte Dalum, Fullen, Wesuwe und Alt-Haren vor. Die geplanten Siedlerstellen sollten auf den flachen Sandzungen, die sich vom linksemsischen Sandstreifen hier vereinzelt gegen das Hochmoor erstreckten, angelegt werden. Sie bildeten natürliche Zugänge zum Hochmoor und boten sich geradezu als erster Ansatzpunkt zu einer Urbarmachung an.
Dieses Programm scheiterte jedoch am Widerstand der linksemsischen Sandbauern, die eine Beeinträchtigung ihrer Rechte als Markenberechtigte befürchteten. Sie rissen die gerade errichteten Siedlerhäuser nieder und machten die Dämme dem Erdboden gleich. Nur die Dalumer Markenbauern verhinderten nicht die Gründung Schwartenpohls. Schwere Aufgaben erwarteten die ersten Siedler in der Randzone des Hochmoores bei der Besiedlung und Kultivierung der Sandzungen und der Bezwingung der sumpfigen Wildnis. Am 8. Dezember 1764 wurde zwischen der Münsterischen Hofkammer und den vier Siedlern im Einvernehmen mit den Dalumern der Siedlungskontrakt geschlossen. Der Ort hatte zunächst keinen Namen und hieß dann ab 1783 "Hinter Dalum" und später "Swartenpohl", woraus sich der heutige Name ableitet.
Der Ort gehörte zunächst zur Pfarre Groß-Hesepe. Wegen der weiten Entfernung von 10 km kommt er dann 1912 zur Pfarre Wietmarschen (4 km), obwohl die Bewohner sich schon seit 1831 darum bemühten. 1910 wurde Schwartenpohl eine selbstständige politische Gemeinde und nahm immer mehr Aufschwung. 1934 wurde die Gemeinde vom Kreis Meppen zum Kreis Lingen umgegliedert. Der Emslandplan wurde ab 1946 auch für Schwartenpohl nutzbar gemacht. Die Gemeinde wuchs auf 30 Anwesen mit 183 Einwohnern. Die Größe beträgt 721 ha.
Zum Schulbesuch der Schwartenpohler Kinder
Über den ersten Schulbesuch der Schwartenpohler Kinder gibt es keine klaren Aussagen. Es ist davon auszugehen, dass sie zunächst die Volksschule in Dalum besucht haben. Aus einem Schreiben des Landrates des Kreises Meppen vom 25. April 1816 geht hervor, dass Schwartenpohl schulisch zu Dalum gehört und die Eltern von der Zahlung des Schulgeldes an den Schullehrer zu Dalum bisher und auch weiterhin befreit sind. Später sind sie aber wohl in Wietmarschen zur Schule gegangen.
So schreibt Pastor Gescher aus Wietmarschen dem Weihbischof und Generalvikar Dr. Lübke in Osnabrück am 15. 10.1831: "Seit der Ansiedlung der Colonisten zu Schwartenpohl haben diese die hiesige Kirche und Schule mitgenutzt" (Honnigfort, Seite 355). Weiter schreibt Honnigfort, dass Schwartenpohl 1854 dem Schulbezirk Wietmarschen amtlich zugeordnet wurde. Angesichts der beim Schulbau gespendeten 30 Gulden sollten die Schwartenpohler nicht mit den bisherigen Reparaturen der Schule und der Lehrerwohnung belastet werden, sie müssten jedoch künftig dafür zahlen. Mit der Einrichtung der 3. Lehrerstelle in Wietmarschen kamen 1895 und 1910 erneut Pläne für eine Filialschule in Schwartenpohl auf, doch erschien den Behörden das Aufkommen an Schulsteuern in Höhe von 145 Mark als zu gering. Erst 1924/25 bekam dann Schwartenpohl eine eigene Schule.
1924
- Im Jahre 1924 wird in Schwartenpohl mit dem Bau einer Schule begonnen, die 1925 vollendet wird. Sie wird am 1. Mai 1925 mit dem Lehrer Heinrich Büscher eröffnet. Die neue Schule besuchen 23 Kinder der Jahrgänge 1 - 8 (Honnigfort, Seite 134)
1934
- In dieser damals noch wenig vom Verkehr erschlossenen Gemeinde hat es mancher Lehrer nicht lange ausgehalten. Insgesamt waren von 1925 bis 1965 dort 13 Lehrer tätig. Lehrer Albes aus Rütenbrock erzählte einmal, wie er seinen Neffen, der von 1934 bis 1937 in Schwartenpohl als Lehrer tätig war, besuchte. Von Lingen hatte er über Wachendorf die Anfahrt mit dem Auto versucht. Aber weit vor dem Ziel blieb er im Sand stecken. Zu Fuß machte er sich auf und sah schließlich am Horizont eine Fahne wehen. Schnell eilte er dorthin, wo ihn sein Neffe schon mit Tränen in den Augen erwartete. Seit 1951 ist der Ort durch zwei Autostraßen an die Außenwelt angeschlossen.
1964
- Nachdem die Volksschule Wietmarschen Mittelpunktschule geworden ist, besuchen auch die Schüler des 7. bis 9. Schuljahres aus Schwartenpohl diese Schule.
1965
- Die Gemeinde Schwartenpohl feiert ihr zweihundertjähriges Bestehen. Gleichzeitig feiert die Schule ihr 40-jähriges Bestehen. Lehrer Greshake, der seit 1949 hier tätig ist, hat aus diesem Anlass eine Denkschrift erstellt: "Geschichte einer Moor-Randsiedlung". Der Lehrer ist 1903 in Ostbevern geboren und hat 1923 im Seminar Warendorf seine Ausbildung abgeschlossen. Zur Schule in Schwartenpohl schreibt Lehrer Greshake: "Die Schule in Schwartenpohl ist eine Stätte der Persönlichkeitsbildung, die Glaube und Leben, Religion und Beruf harmonisch verknüpft. Dies kann kaum besser zum Ausdruck kommen als durch die Glocke, die vor dem efeugeschmückten Giebel der Schule hängt und abends zum Gebet mahnt" (LT, 8.7.1965).
1968
- Lehrer Greshake wird letztmalig 1967 erwähnt; 1968 vollendet er sein 65. Lebensjahr und tritt in den Ruhestand. Er stirbt im Alter von 84 Jahren am 21.6.1987 in Telgte. Von 1968 bis zur Schließung der Schule im Sommer 1972 ist Klemens Konermann Lehrer an der Volksschule Schwartenpohl.
1974
- Durch die Gemeindereform in Niedersachsen werden die bisher selbstständigen Gemeinden Lohne, Wachendorf, Schwartenpohl und Wietmarschen zur Großgemeinde Wietmarschen vereinigt.
Quellen:
Zeitungsseite zum zweihundertjährigen Bestehen der Gemeinde Schwartenpohl, Lingener Tagespost, 8.7.1965
Clemens Honnigfort, "Wietmarschen, Kloster, Stift und Dorf", 1994